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Bridgestone S22 im Streckentest

Bridgestone S22

In Jerez de la Frontera präsentierte Bridgestone bei eitel Sonnenschein den Nachfolger des ausgesprochen erfolgreichen Supersport-Reifens S21 – den in sämtlichen Bereichen verbesserten S22.

Der Bridgestone Battlax Hypersport S22 basiert auf dem S21, sollte jedoch in allen Belangen verbessert werden, vor allem bei Nass- und Trockengrip sowie beim Handling. Unter allen Umständen untersagt wurde den Ingenieuren dabei, Lauf­leistung für zu opfern.

 

Als Erstes verpassten sie dem S22 ein neues Profildesign, das Wasser besser ableitet und so den Nassgrip steigert. Gleichzeitig steigt die Kontaktfläche des Reifens im mittleren Bereich etwas an. Ganz anders an der Reifenschulter: Eine erhöhte Portion Negativprofil soll das Feedback und die Kontrolle an der Haftungsgrenze optimieren. Der erhöhte Silica-­Anteil in der zentralen Gummimischung verbessert zusätzlich den Grip bei kühlen und feuchten Bedingungen. Und das Handling wurde mit diesen Massnahmen ebenso spielerischer, heisst es.

Sprung ins «kalte Wasser»

Ganz wichtig bei einem Reifentest ist immer gleich der erste Turn auf der Rennstrecke oder der Strasse, denn dann sind die Pellen und der Asphalt noch kalt von der Nacht. Die Piste in Jerez empfängt uns mit rund 12 Grad Aussentemperatur. Auf den parat stehenden aktuellen Supersportlern verschiedenster Hersteller hat Bridgestone zum Glück keine Reifenwärmer aufgezogen. Der S22 benötigt deshalb eine halbe Runde, bis er verlässlichen, und eine ganze Runde, bis er guten Grip bietet. Logisch ist er bis dahin noch etwas hüftsteif, aber das ist mit höherer Reifentemperatur im Nu verflogen. Der S22 überzeugt dann mit sehr gutem Einlenkverhalten und sämiger Dämpfung, was das Vertrauen in den Grip steigert.

Zielgenauigkeit

Immer mehr schiesse ich mich auf den Pneu und die Rennstrecke ein und steigere das Tempo. Ein absolut überzeugendes Bild gibt dabei der Vorderreifen ab, der wirklich beeindruckende Haftung und Zielgenauigkeit abliefert. Das Handling zeigt sich sehr leichtfüssig, jedoch keineswegs nervös. Sein Feedback ist wahrlich toll, und er gibt mir deutlich zu verstehen, dass es für ihn ein Leichtes ist, auf der Bremse einzulenken und gleichzeitig Brems- und Seitenführungskräfte zu übertragen. Deshalb bin ich in der Lage, die Bremspunkte immer später zu setzen und immer tiefer und härter in die Kurven hineinzubremsen. Diese Performance stösst beinahe in Bereiche vor, welche üblicherweise Slicks vorbehalten sind. Sehr imposant!

 

Feedback

Der Hinterreifen glänzt mit ebenso hervorragendem Feedback. Der Grip pendelt sich auf sehr hohem Niveau ein und hält sich auch lange Zeit. Logischerweise kommt er aber bei wärmeren Temperaturen und nach ein paar Turns auf den mehr als 200 PS starken Supersportlern mit der Zeit an seine Haftungsgrenze. Vor dieser muss sich jedoch keiner fürchten, denn sie kündigt sich überaus gutmütig an. Der Pneu rutscht super kontrollierbar weg, keine Spur von schlagartigem Haftungsabriss. Nicht ein einziges Mal erschrecke ich mich dabei, fühle mich immer noch pudelwohl und drehe oftmals nicht einmal das Gas zu, sondern nutze diesen extrem breiten Grenzbereich für einen befriedigenden, kleinen Slide! Das gutmütige Grenzverhalten dieses Hinterreifens ist in der Tat absolut erste Sahne und total nervenschonend.

Reserven für die Strasse

Im von Bridgestone für den S22 vorgesehenen Einsatzgebiet, der öffentlichen Strasse, dürfte es sowieso ein äusserst seltenes Ereignis sein, in diesen Bereich vorzustossen, zeigte das Cockpit der neuen S 1000 RR von BMW doch verwegene 56 Grad Schräglage an. Dieser Reifen dürfte über Land kaum an seine Grenzen kommen, auch nicht unter einem engagierten Treiber.

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