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Ducati Multistrada V4 Test & Video

Ducati Multistrada V4 Test

Mit der Multistrada V4 betritt Ducati eine neue Welt und vereint die Vorteile von BMW und KTM. Wir haben nichts gefunden, was sie nicht mindestens so gut kann wie die bisherige Multistrada 1260 – ausser vielleicht schön aussehen – aber sehr Vieles kann sie um Welten besser.

Von ihren zahlreichen technischen Raffinessen haben wir bereits berichtet. Dabei haben wir die erstmals bei einem Motorrad verwendete Radartechnologie beschrieben. Wir haben den 170 PS starken, tourentauglichen V4 Granturismo ohne desmodromische Zwangssteuerung der Ventile und mit 60’000 km Wartungsintervall vorgestellt. Und auch auf die Technik und die Preise in der Schweiz sind wir eingegangen. Jetzt kommt noch der Test der Multistrada V4 dazu.

 

Neue Welt

Jetzt endlich ist das auferlegte Embargo abgelaufen, und wir dürfen euch auch die Eindrücke von unserem Test der Multistrada V4 preisgeben. Unsere ausgedehnte Ausfahrt ab Bologna (I) in Richtung Toskana war begeisternd und sehr überraschend! Die sportliche Multistrada 1260 war auf guten Strassen bereits eine Macht und auch Reisetauglichkeit war ihr nicht abzusprechen. Doch mit der Multistrada V4 ändert sich alles!. Dies nicht nur technisch –  Ducati tritt in eine neue Welt ein!

 

Agil und unbeschwert

Bereits als wir für den Multistrada V4 Test von Ducatis Factory-Store in Bolognas Industrie-Viertel Borgo Panigale manövrieren verblüfft, wie einfach sie dank tieferem Schwerpunkt langsam gefahren werden kann. Mit dem überraschend grossem Lenkeinschlag lässt sie sich spielerisch auf engstem Raum wenden.

 

Der Desmosedici Stradale aus der Panigale V4 ist im V4 Granturismo nicht wiederzuerkennen. Aus ihm wurde ein richtig gutmütiger, ruhiger Kerl. Die hintere Zylinderbank ist mit Hitzeschutz bestückt und wird im Leerlauf nicht befeuert.

 

Der V4 Granturismo fährt sich sehr kultiviert und vibriert kaum. Mit seinem Hubzapfenversatz von 70 Grad (Ducati nennt ihn «Twin Pulse») kann allerdings nicht – wie von anderen Vierzylindern gewohnt – praktisch ab Standgas gefahren werden. Der Granturismo braucht stets rund 2000 bis 2500/min. Man wähnt sich tatsächlich fast auf einem V2. Dies allerdings nur beim Beschleunigen, denn ansonsten läuft der V4 sehr ruhig und fast vibrationsfrei. Kraftvoll zieht die Multistrada V4 in der Autobahnauffahrt durch den mittleren Drehzahlbereich, bevor sie ab 8000/min gnadenlos anreisst.

 

Auf der Autobahn zeichnet sich die Multistrada V4 durch hohen Fahrkomfort, guten Windschutz und stabilen Geradeauslauf aus.

Gut behütet durch Kurvenrevier

Auf der Schnellstrasse lässt sich nun mit gutem Windschutz und stabilem Geradeauslauf bequem kilometerfressen. Das ist im Reisegroove sehr entspannend. Für die meisten Töfffahrer machen jedoch Kurven ­einen Grossteil der Begeisterung aus. Bald schon verlassen wir die Autostrada und finden uns im Kurvenparadies wieder. Jetzt ist die Multi im Element und beeindruckt durch ihre Agilität. Mit Leichtigkeit lässt sie sich von einer Schräg­lage in die andere dirigieren, folgt zielgenau und sicher der gewählten Linie, lässt sich aber auch jederzeit einfach korrigieren.

 

Auch bei rasantem Tempo im Supermoto-Revier schenkt die Multistrada V4 extrem viel Vertrauen und hat schier endlose Reserven.

 

Beim Angasen halten Traktions- und Wheelie-Kontrolle den engagierten Ritt ausgesprochen unauffällig unter Kontrolle. Erst als ich die Wheelie-­Kontrolle ausschalte, wird anhand des blitz­artig hochschnellenden Vorderrads eindrücklich belegt, wie viel Leistung das Sicherheitssystem tatsächlich zurückhält. Schnell aktiviere ich das System wieder – der rasante Ritt auf der winkligen Passstrasse ist so schon intensiv genug.

Neutral und unproblematisch

Ähnlich beeindruckend ist auch die Brems-Performance mit den ausgezeichnet dosierbaren, aber nicht zu aggressiv wirkenden Stylema-Vierkolbenzangen von Brembo. Dank 19-Zoll-Vorderrad gibt sich die ­Italienern ausgesprochen neutral und stellt beim Bremsen in Kurven nicht auf. Verwerfungen, die den Fahrern der Ducati Multistrada 1260 wegen 17-Zoll-Vorderrads noch das Leben schwer machten, überfährt die Multistrada V4 spurtreu, Korrekturen sind kaum nötig.

 

Die Multistrada V4 gibt sich im Kurvenswing locker-flockig.

Enormes Vertrauen

Das macht die Kurvenfahrt, egal bei welchem Tempo, einfach und sehr vertrauenerweckend. Das 19-Zoll-Vorderrad lässt trotz teils beherzter Herangehensweise nie Grip vermissen und zeigt gegenüber dem 17-Zöller nur Vorteile. Neben der hervorragenden Balance trägt auch das neue, semikative Marzocchi-Fahrwerk der gefahrenen S-Version seinen Teil zum grossen Vertrauen trägt bei. Es liefert klares Feedback und hält die Multi­strada V4 unbeirrt in der Spur.

Offroad: Überraschung

Für einen kurzen Test der Multistrada V4 im Gelände wechselten wir auf eine bereitstehende Multistrada V4 mit Speichenrädern, Enduro-Bereifung und Offroad-Zubehör. Den Lenker bis zur Markierung «Offroad» nach vorn gedreht, und schon erweist sich die neue Ergonomie der Multistrada V4 auch hier als ausgesprochen vorteilhaft. Entspannt lässt sie sich stehend, ohne sich zum Lenker bücken zu müssen, durchs ­Gelände dirigieren. Dabei sorgen die schmale Taille und die Tankform für viel Bewegungsfreiheit.

 

Ducati Multistrada V4 Test

Locker und entspannt lässt sich Endurowandern.

 

Die Multistrada V4 fährt sich im Gelände sehr unbeschwert und harmonisch, nie wirkt der Geländeritt als Murx. Der Geradeauslauf überzeugt auch auf steinigem Untergrund, ohne dass wie mit dem 17-Zöller dauernd korrigiert werden muss. Speziell trialmässiges, Langsamfahren wurde massiv einfacher – die bisherige Multistrada ist nicht wiederzuerkennen. Mit engem Wendekreis, tiefem Schwerpunkt und toller Balance kann sich die Multistrada V4 nun auch im Gelände mit den besten Reise­enduros messen.

 

Ducati Multistrada V4 Test

Auch bei rasanterer Herangehensweise beim Gelände-Test fühlt sich die Multistrada V4 – und meist auch der Fahrer – nicht überfordert.

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