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Ducati Scrambler Café Racer

Ducati hat ein neues, sportliches Derivat seines erfolgreichen luftgekühlten V2-Spielzeugs namens Scrambler aus dem Hut gezogen. Die Café Racer ist handlich, spritzig und leicht zugänglich.

Der erste Kontakt mit der neuen Scrambler Café Racer findet im Restaurant statt, in der Scrambler Ducati Food Factory in der Via Stalingrado von Bologna. Die Food Factory ist die bisher erste Lokalität dieser Art, wird aber kaum die letzte bleiben. Vom Serviertöff bis zum Pizzaiolo sind alle scramblermässig ausstaffiert, an den Wänden prangen Scrambler-Accessoires vom Helm über Tanks bis zu halben Töff.

Auch ein Stadtfloh

Danach geht es auf die «Futa», eine in der Region bei den Töfffahrern beliebte Strecke. In unzähligen Serpentinen, schnellen und langsamen Passagen schlängelt sich das Asphaltband die Hügel hinauf und hinunter. Doch bis zur Futa muss erst der Stadtverkehr in ­Bologna bewältigt werden. Aber keine Sorge, die Café Racer empfängt ihren ­Reiter trotz ihrer sportiven Erscheinung nicht mit einer zu sportlichen Sitzhaltung. Man ist zwar etwas nach vorne gebeugt, aber der relativ hohe Lenker entspannt das Ganze nachhaltig. Auch die Füsse finden ohne Probleme sicheren Halt auf dem Boden, und die Knie sind nicht übermässig angewinkelt.

 

Auf den Pflasterstein-­Passagen in der Innenstadt überzeugt die Aufhängung vorn und hinten mit anständigem Komfort. Andererseits verlangt die Kupplung mit ihrem kurzen Weg Eingewöhnung. Wenn man sie für zügige Beschleunigung aus dem Stand oder in einem engen Kreisel etwas schleifen lassen will, lässt sich das Assistenzsystem etwas zu viel Zeit, bis der Kraftfluss geschlossen ist. Lästig ist auch, dass der Motor im Zuckelverkehr die Oberschenkel aufheizt.

Slalomtänzer

Beim Slalomfahren zwischen Camions und anderen Stadtschleichern herrscht wieder eitel Freude. Der luftgekühlte 90 -V2 mit der ducatieigenen, desmodromischen Ventilsteuerung ist dank sattem Drehmoment stark im Antritt, ohne den Anfänger und Amateur zu überfordern. Der Hubraum (803 cm3) passt perfekt zu einer furiosen, aber nicht explosiven Leistungsentfaltung. Die Anpassung an die Euro 4-Norm ist erfolgreich ­verlaufen. Die Ingenieure haben das Ansprechver­halten entschärft, die Café Racer geht sanfter ans Gas, als es die ersten Scrambler-­Modelle taten.

900 SS und Darmah 900 lassen grüssen

Bei einem kurzen Stopp werfen wir einen Blick auf die Ästhetik. Ältere Reiter erkennen die Anlehnung an die Farben und Linien der Ducati Darmah und 900 SS aus den Jahren 1977–1982. Die seitlich platzierte Startnummer 54 ist eine Hommage an Bruno Spaggiari, der in den späten 60er-Jahren für die Roten aus Bologna wichtige Rennsiege ­einfuhr. Formschön und schlicht gestaltet sind viele Details vom Scheinwerfer bis zu den Schalldämpfern.

Spielzeug für Erwachsene

Jetzt beginnt die Futa. Auch hier bieten die Federelemente einen überzeugenden Kompromiss aus Komfort und Stabilität. Auf hol­prigen Passagen wackelt’s bei harter Gangart ein bisschen, aber die Café Racer bleibt auf der eingeschlagenen Linie. Die einfach ­gestalteten Federelemente kommen erst bei echt ­groben Schlägen an ihre Grenze. Die griffigen Sport-Pirelli Diablo Rosso II unterstützen das Spiel, genauso wie das im Vergleich zu den andern Scrambler-Modellen kleinere vordere 17-Zoll-Rad und der kürzere Radstand. Lenk­korrekturen sind angesichts des agilen Handlings ein Kinderspiel, egal ob das mit oder ohne Bremsen erfolgt.

 

Die vordere Einzelscheibe reicht für die angepeilte Kundschaft, erfahrene Sportfreaks werden sich über mangelnden Biss beklagen. Der satte, aber gut gedämpfte Donnersound aus den beiden kurzen Termignoni-Schalldämpfern wird sie besänftigen. Das kleine digitale Rundinstrument bietet eher wenig ­Infos: Zeit, zwei Tripzähler, Drehzahl, Tempo. Es fehlen eine Gang- und eine Benzinstandsanzeige, zudem ist das schöne Teil unter der Sonne schlecht ablesbar.

Postmoderner Mix

Die Scrambler Café Racer verströmt klassische (Spiegel, Höcker, Ace-Lenker, Luftkühlung) und moderne (Digitalanzeigen, LED-Licht, etc.) Aromen. Die Italiener haben es verstanden, daraus einen überzeugenden, postmodernen Mix zu brauen. [gallery link=“file“ indents=“true“ ids=“80020,80021,80022

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