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Motorrad-Führerschein im Aufwärtstrend

Eine Studie zeigt, dass junge Erwachsene zwar wieder etwas vermehrt den Motorrad-Führerschein machen, aber deswegen nicht unbedingt gleich auch ein Motorrad kaufen. Den Autoführerschein erwerben sie tendenziell später.

Eine Analyse der Bundesämter für Gesundheit (BAG), Sport (Baspo) und Strassen (Astra) bringt Interessantes zutage: Demnach hätten heute mehr Kinder und Jugendliche ein Abonnement für den öffentlichen Verkehr als früher. Mofas, Motorräder und Autos würden weniger häufig genutzt. Zudem verfügten heute deutlich weniger junge Erwachsene zwischen 18 und 22 Jahren über einen Autoführerausweis (2015: 56%) als im Jahr 2000 (67%). Im Alter von 27 bis 30 Jahren hätten jedoch praktisch wieder gleich viele Personen einen Autoführerschein wie früher. Es handle sich also eher um einen verzögerten Erwerb als um einen grundsätzlichen Verzicht.

Motorrad-Führerschein

Spezifisch zum Töffbillett heisst es in der Analyse: „Bei den Motorrad-Führerscheinen ist die Besitzquote seit 1994 tendenziell rückläufig. Allerdings ist der Rückgang bei weitem nicht so stark wie bei den Autoführerscheinen und zeigt sich vor allem bei der Generation der 23- bis 30-Jährigen. Bei den Jüngeren wurde der niedrigste Wert im Jahr 2005 erreicht, seither ist der Anteil wieder leicht gestiegen und schwankt je nach Jahrgang leicht. Insgesamt verfügten 2015 12% der 18- bis 22-Jährigen über einen Motorradführerschein, bei den 23- bis 26-Jährigen waren es 17% und zwischen 27 und 30 Jahren 19%. In der Gesamtbevölkerung besassen rund 30% einen Motorradführerschein.“

Anteile der Personen zwischen 18 und 30 Jahren, die 1994, 2000, 2005, 2010 und 2015 über einen Motorrad-Führerausweis verfügen (Basis = 3‘508, 4‘254, 4‘648, 7‘335 bzw. 7’956 Personen). Quelle: Mobilität von Kindern und Jugendlichen – Veränderungen zwischen 1994 und 2015, Astra.

Besitz bzw. Verfügbarkeit

Weiter heisst es in der Analyse zum Motorradführerschein: „35% der 18- bis 20-Jährigen mit einem Motorradführerschein konnten im Jahr 2015 uneingeschränkt über ein Motorrad verfügen. Das sind nur geringfügig weniger als 2010 und 2005, aber deutlich weniger als noch im Jahr 2000, als es 60% waren. Die etwas höhere Quote an Motorrad-Führerscheinen hat sich also nicht direkt in einer höheren Motorrad-Verfügbarkeit niedergeschlagen. Das heisst, die jungen Erwachsenen machen zwar wieder etwas vermehrt den Führerschein, kaufen aber deswegen nicht unbedingt gleich auch ein Motorrad. In den Altersgruppen bis 30 Jahre bleibt der Anteil der dauernden Motorrad-Verfügbarkeit in etwa gleich, allerdings ist die Verfügbarkeit nach Absprache leicht höher.“

Erste Fahrversuche unter Instruktion eines Experten. Foto: Archiv.

Längere Distanzen

Laut der Studie gibt es eine generelle Verschiebung bei Kindern und Jugendlichen zu mehr öffentlichem und mehr Fussverkehr. Die Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren legten auch markant längere Distanzen zurück, und das viel mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuss als mit dem Velo. Stark rückläufig habe sich der Veloanteil vor allem bei den 13- bis 15-Jährigen entwickelt, inzwischen scheine die Talsohle aber erreicht zu sein. Leicht zugenommen habe die Nutzung von Minitrottinettes, Kickboards und anderen fahrzeugähnlichen Geräten.

Je nach Sprachregeion

Beim Mobilitätsverhalten für den Schulweg gebe es beträchtliche Unterschiede zwischen den Sprachregionen: In der Deutschschweiz gingen die Kinder und Jugendlichen am häufigsten zu Fuss, stiegen aufs Velo oder in die öffentlichen Verkehrsmittel. In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz sei der Veloanteil bedeutend kleiner als in der Deutschschweiz.

Elterntaxis

Der Anteil der „Elterntaxis“ auf Schulwegen sei weniger hoch als allgemein oft vermutet werde, er bewege sich nur vereinzelt im zweistelligen Prozentbereich. Kinder zur Schule zu fahren und abzuholen, sei in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz verbreiteter als in der Deutschschweiz und komme in einkommensstarken Gemeinden und Haushalten mit mehreren Autos häufiger vor als sonst. Die Unterschiede zwischen den Sprachregionen dürften zum Teil mit den grösseren Distanzen und den kantonal unterschiedlichen Schulsystemen zu tun haben.

Fahren Eltern ihre Kinder zur Schule, heisst das „Elterntaxi“. Foto: ampnet

Kriterium Parkplätze

Die stärkere Nutzung des öffentlichen Verkehrs für den Schulweg wiederspiegle die zunehmende Zentralisierung von Schulstandorten. Diese führe zu längeren Anreisewegen, die nicht mehr ausschliesslich zu Fuss oder mit dem Velo zurückgelegt werden könnten. Verstärkt werde diese Entwicklung mit auf die Schulzeiten angepassten Fahrplänen oder eigentlichen Schulbussen. Für die Velonutzung sei entscheidend, wie und wo die Velos parkiert werden könnten. In der Westschweiz und im Tessin gebe es weniger Abstellplätze als in der Deutschschweiz. Zudem sei die Qualität der Infrastruktur bei den Abstellplätzen in der Deutschschweiz höher als in den anderen Landesregionen, etwa bezüglich Diebstahlsicherung, Witterungsschutz.

Mit dem Fahrrad auf dem Schulweg. Foto: ampnet

Mehr „Elterntaxis“ in der Freizeit

In der Freizeit seien junge Menschen oft zu Fuss oder im Auto unterwegs. Zudem kämen dann Bring- und Holdienste durch Eltern und Bekannte häufiger vor als für die Schule, z.B., um Sport zu betreiben oder für kulturelle Aktivitäten. Der öffentliche Verkehr habe bei den Jugendlichen für die Freizeit eine wesentliche geringere Bedeutung als für die Ausbildung.

Postauto. Foto: postauto.ch

Wichtiger Indikator für die Zukunft

Die Mobilitätsmuster von Kindern und Jugendlichen sind laut dem Astra ein wichtiger Indikator für die Lebensqualität und die Entwicklung des Verkehrsverhaltens in der Zukunft. Die Mobilitätsmuster hätten sich in den letzten 20 Jahren teilweise stark verändert. Der vorliegende Bericht beschreibt die Entwicklungen, Zusammenhänge und – soweit möglich – die Hintergründe dafür. Die Analyse basiert auf den Mikrozensusdaten „Mobilität und Verkehr“ (MZMV) von 1994, 2000, 2005, 2010 und 2015 des Bundesamtes für Statistik und des Bundesamtes für Raumentwicklung. Einbezogen wurden die Mobilitätsvoraussetzungen, z.B. die Verfügbarkeit von Velos oder Abonnementen des öffentlichen Verkehrs und die Verfügbarkeit der Haushalte für Autos. In die Analyse eingeflossen sind auch die Weglängen und die Verkehrsmittelnutzung – dargestellt nach Zweck und differenziert nach Schul- und Freizeitwegen, Alter, Geschlecht, Landesteil und weiteren Kriterien.

 

Hier gehts zum vollständigen Bericht: Mobilität von Kindern und Jugendlichen – Veränderungen zwischen 1994 und 2015

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