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Kawasaki Ninja ZX-6R im Test

Kawasaki Ninja ZX-6R

Die Kawasaki Ninja ZX-6R ist eine der letzten Vertreterinnen der 600er-Supersport-Klasse. Nur noch Yamaha – mit der YZF-R6 – und MV Agusta (F3 675) sind in der Klasse aktiv. Doch gehört die Kawasaki da überhaupt wirklich dazu?

Nein, sagt Kawasaki. Die ZX-6R sei in der heutigen Version nicht mit einer R6 zu vergleichen, sondern speziell für den Einsatz auf öffentlichen Strassen entwickelt worden. Dafür spricht auch der Hubraum von 636 cm3, mit dem Kawasaki offen zeigt, dass der Rennsport und dessen Kategorien bei der Ninja eine eher untergeordnete Rolle spielen. Auch preislich positioniert sich die Grüne klar unter der aktuellen Supersport-Benchmark Yamaha R6. Die Kawa gibt’s ab 12 900 Franken, während für die Yamaha mindestens 15 490 Franken fällig werden. Ist die Ninja also ein Strassenbike im Supersportkleid, wie etwa die Honda CB 650 R? Auch hier: Nein. Das sagt diesmal nicht Kawasaki, sondern ich. Aber dazu später mehr.

Aufs freie Land

Ihr merkt schon, ich traue der Aussage, dass dieses Bike für die Strasse gebaut sei, nicht ganz. Nichts desto trotz mache ich mich auf, die Ninja und ihre Fähigkeiten im Via-Sicura-Revier unter die Lupe zu nehmen. Ich zwänge mich also ins Leder, schwinge mich auf die grüne Ninja und mache mich auf von Zürich in Richtung Aargau, hier soll die Blitzerdichte etwas geringer, die Strasse etwas freier sein.

 

Bis ich mein Testrevier erreiche, geht’s allerdings erstmal durch den zähflüssigen Stadtverkehr. «Und ob das ein echter Supersportler ist!», brummle ich in meinen Helm. Die Lenkerstummeln sitzen tief, die Fussrasten hoch. Immerhin geben sich der Motor und die Gasannahme sehr manierlich. Auch in tiefen Drehzahlen läuft die Ninja rund und lässt sich einfach dosieren. Trotzdem: Gemütliches City-Cruisen sieht anders aus.

 

Leistungsgewicht

Sobald die Häuserschluchten allerdings Wiesen und Wäldern platzmachen, Ampeln durch Kurven und Trams durch Traktoren ersetzt werden, kommt Freude auf. Der Motor gibt sich weiterhin vorhersehbar. In tiefen Drehzahlen läuft er ruhig und ist einfach zu fahren, über 7000/min schiebt er dann anständig an. 130 PS Spitzenleistung bei 13 500/min und 70,8 Nm bei 11 000/min gepaart mit einem fahrfertigen Gewicht von nur 196 kg sorgen für mächtig Vortrieb.

Sie will Speed

Ich merke schnell: Ist der Gaszug offen, ist die Kawasaki Ninja ZX-6R in ihrem Element. Während sich die Kawa in langsamen Kurven in der Stadt noch etwas kippelig gezeigt hatte, lechzt sie nun nach Schräglage. Kinderleicht lässt sich die grüne Sportlerin dabei einlenken und hält, einmal abgelegt, äusserst souverän den Radius. Das Fahrwerk, bestehend aus einer volleinstellbaren 41 mm Showa USD-Gabel und einem ebenfalls volleinstellbaren Federbein gibt sich zwar angenehm sportlich, sorgt aber immer noch für einen komfortablen Ritt. Für die Rennstrecke müsste die Dämpfung wohl noch etwas zugedreht werden, für den sportlichen Strasseneinsatz passt dieses Setup aber ausgezeichnet.

 

Was ist sie denn nun?

Die Sitzposition macht das eigentlich klar: Supersportler. Allerdings ist sie durch das Drehmomentplus auch auf der Strasse gut zu bewegen. Ebenso wird sie auf der Rennstrecke eine gute Figur machen, auch wenn ihr hier einige Elektronikfeatures und absolute High-End-Bremsen zur Spitze «fehlen». Ich würde sie demnach als Superbike für Hobby-Sportler, als Allrounderin, bezeichnen. Ein Bike für Freunde von 600er-Supersportlern, die etwas Geld sparen wollen und bereit sind, ein wenig Potential auf der Rennstrecke für den tieferen Preis und bessere Fahrbarkeit auf der Strasse einzutauschen.

 

Die Kawasaki Ninja ZX-6R kostet in ihrer Basisversion in Schwarz 12’900 Franken, als KRT Edition 13’200. Die Testmaschine war zusätzlich mit dem für 1500 Franken zu habenden Performance Paket mit Akrapovic-Auspuff, Soziusabdeckung, Tank- und Knee-Pads ausgestattet, was einen Gesamtpreis von 14’700 Franken ergibt.

 

Mehr zur Kawasaki Ninja ZX-6R lest ihr in der nächsten Ausgabe von Moto Sport Schweiz vom 9. Mai 2019.

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