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Kawasaki Z H2 – das neue Flaggschiff der Z-Familie – jetzt mit Video!

Die neue, kompressorbefeuerte Kawasaki Z H2 ist unbestritten: einzigartig, faszinierend, bärenstark, respekteinflössend… Und sie ist vom Fahrer kontrollierbar wie der dressierte Löwe vom Dompteur. Die Z H2 ist zweifelsfrei eine neue Macht am Naked-Bike-Himmel.

Wir gehören zu den ersten, welche die neue Kawasaki Z H2 (ab 18’990 Franken, verfügbar ab März 2020) an der internationalen Pressevorstellung in Las Vegas (USA) Anfang Februar auf der Rennstrecke und auf der Strasse fahren dürfen. Bereits liegen die beiden Fahrtage hinteruns, aber der Rausch wirkt noch nach…

Wir befinden uns im Oval des Las Vegas Motor Speedway, auf dem sonst die bulligen Nascar-Rennwagen mit ihren donnernden V8-Motoren für Stimmung bei den Zuschauern sorgen. Diesmal ist es das neue Flaggschiff der Z-Familie, das uns den Atem stocken lässt.

 

Beschleuniguuuuuuuung!

Das absolut Faszinierendste an der Z H2 ist ihre atemberaubende Beschleunigung, für die der verbaute Kompressor (identisch mit dem des Sporttourers Ninja H2 SX) sorgt. In einer sagenhaften Linearität schiesst der Speed nach oben und das Vorderrad steigt beim akustisch gelungen untermalten Durchladen auch noch bei hohen Geschwindigkeiten mühelos in die Höhe.

Gegen allzu grossen Übermut haben die Verantworltichen von Kawasaki auf der Start-Ziel-Passage, die keine wirkliche Gerade darstellt, eine Schikane eingebaut, die uns jeweils zum fast vollständigen Anhalten zwingt. Und jedes erneute Herausbeschleunigen nach der Ziellinie auf die erste Steilwandkurve zu ist Faszination pur: Kaum hat man, die sechs Gänge mit dem tadellos funktionierenden Blipper (arbeitet ab 2500/min) durchzappend, den Beginn der Kurve ins Visier genommen, ist man schon da und stellt sich auf die nächste Schubladung auf der „Gegengeraden“ ein.

 

Eine Frage des Mutes…

…und des Windschutzes… Die Gegengerade: Gas auf, und schon stehen 250 km/h auf dem Tacho. Es ginge noch mehr, noch deutlich mehr. Der ebenfalls anwesende Kawasaki-Testfahrer Janik Kaufmann – der bereits zuvor Gelegenheit hatte, sich hier ausgiebig einzufahren – saust mit über 280 Sachen durchs Oval.

Bis 200 km/h schützt der serienmässige Winddeflektor bei geduckter Haltung ziemlich gut vor dem entgegenkommenden Hurrikan, darüber spürt man jeden Millimeter, den man sich nach oben oder zwecks Gewichtsverlagerung zur Seite bewegt… Ich belasse es bei den 250-Tacho-km/h und schliesse jeweils das Gas etwas, um mit geringerem Tempo die Kurve in sicherem Abstand zur Werbe-Betonwand zu nehmen. Das hat den Vorteil, dass ich danach bis zur Schikane nochmals so richtig aufziehen „kaaaaaann“! Die 200 PS bei 11’000/min und die 137 Nm bei 8500/min sind einfach der Wahnsinn!

Anbremsen und Flick-Flack

Wie viel hier jeweils auf dem Tacho steht, kann ich nicht sagen, meine Augen sind auf die Strecke und meinen Bremspunkt fixiert. Das Ankern erfolgt genauso reproduzierbar wie das Gasgeben: präzise steuer- und kontrollierbar und bei Bedarf auch brachial. Die radial montierten M4.32-Brembo-Stopper mit Nissin-Hauptbremszylinder überzeugen mit klarem Druckpunkt und präziser Dosierbarkeit. Bei aller Tauglichkeit für hypersportliche Einsätze sind sie aber dennoch nicht zu giftig ausgelegt, was sie auch für den Alltag absolut tauglich macht.

Dann folgt kurz vor der Ziellinie quasi ein „Abbiegemanöver“ weg von der Strecke in die Boxengasse und nach der Ziellinie ein erneutes Einbiegen ins Oval… So satt und souverän die Z H2 im Höchst-Speed-Bereich auf der Bahn leigt – wobei sie Kurskorrekturen jederzeit und ohne Störrigkeit zulässt – so flink wedelt sie in Flick-Flack-Situationen wie diesen hin und her. Kein Gedanke ans Gewicht dieses Kompressor-Bikes. Die 240 Kilo fahrfertig spürt man höchstens beim Rangieren…

Glücksspiel?

Die brandneue Kawasaki Z H2 wurde der internationalen Presse erstmals in Las Vegas vorgestellt, weil es für dieses fraglos besondere Bike ein besonderer Rahmen sein sollte. Diese schillernde Stadt bietet diesen gewiss, dieser Ort, an dem sich wie sonst wohl nirgends auf der Welt alles um die perfekte Show und ums Glücksspiel dreht. Die Z H2 ist aktuell das einzige Naked-Bike am Markt, das über einen Kompressormotor verfügt und ist daher sicher ein herausstechendes Motorrad. Aber von Show kann höchstens die Rede sein, wenn es darum geht, mit dieser Z irgendwo vorzufahren. Dann ist einem ein besonderer Auftritt mit vielen neugierigen Blicken gewiss.

Mit Glücksspiel hat diese Z allerdings nichts zu tun, wie wir auf unserer ersten Testfahrt herausfinden. Neben dem Nascar-Oval bewegen wir die Z H2 ausserdem auf einem Handling-Parcours, auf dem die lokale Polizei Verfolgungsjagden trainiert, und gehen mit ihr auf eine rund 170 km lange Tour, die unter anderem durch den Valley of Fire State Park führt.

Auf der Mini-Rennstrecke beweist die auf Pirelli Diablo Rosso III rollende Z H2, dass sie auch schnelle Wechselkurven gut und harmonisch meistert und auch in schnell genommenen Kurven verschiedener Radien eine saubere Linie halten kann, auch wenn wir aufgrund tiefer Lufttemperaturen (zwischen 5 und 10 Grad) und entsprechend tiefen Asphalt- und Reifentemperaturen nicht bis zur Schräglagengrenze fahren können…

Elektronik, Verarbeitung und Ergonomie

Die mit einer Sechsachsen-Bosch-IMU bestückte Z H2 kann auch hinsichtlich elektronischer Fahrhilfen punkten und bietet heir den Stand der Technik, inklusive ABS und Traktionskontrolle, die schräglagenabhängig reagieren. Kawasaki nennt das KCMF (Kawasaki Cornering Management Function). Selbstverständlich sind auch eine Smartphone-Konnektivität, ein TFT-Farbdisplay, das aktuell zu den besten am Markt zählt, sowie eine Voll-LED-Beleuchtung an Bord.

Ergonomisch präsentiert sich das neue Z-Flaggschiff genau so, wie man sich ein sportliches Naked-Bike wünscht: Natürlich-dynamische Sitzposition, leicht nach vorn geneigt und ein sportlicher, aber nicht allzu enger Kniewinkel. Der Lenker bietet eine optimale Breite, um schlanke, auf Speed getrimmte Sportlichkeit mit erwünschter Handlichkeit im engen Geläuf zu verbinden.

Auch die Verarbeitung ist da, wo man sie sich wünscht: Auf einem sehr hohen Level. Als kleiner Kritikpunkt sind uns hier lediglich die zwischen Fahrer- und Soziussattel befindlichen, freiliegenden Inbusschrauben mit herausstehendem Rundkopf aufgefallen… Und der aufgrund der Emissionsvorschriften wuchtig dimensionierte Endtopf… Alternativ dazu gibt es eine zwar nicht wirklich kleinere, aber dennoch einen anderen Look bietende Akrapovic-Variante im Original-Zubehör. Dort finden sich übrigens auch noch andere Teile, die den kompressorgeladenen Supernaked-Alltag noch angenehmer, spezieller und aufregender machen…

 

Weitere technische Infos finden sich auf: www.kawasaki.ch

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