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Portugal-Geniesser-Tour

Die Stadt Porto wird meistens in einem Atemzug mit dem bekannten Portwein genannt. Der stammt überwiegend von den Weinhängen des Rio Douro, einer herrlichen Landschaft, welche perfekt ist für eine Portugal-Geniesser-Tour.

Es ist der letzte Abend unserer Portugal-Geniesser-Tour. Die Motorräder stehen auf dem Parkplatz des Weinguts Quinta da Pacheca, nur einen Steinwurf vom Rio Douro entfernt. Auf der anderen Flussseite liegt der Ort Peso da Régua, häufig als Hauptstadt des Douro-Tals bezeichnet. Was vor allem daran liegt, dass der Ort Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Weingütern und über die Bergrücken des Tals ist.

Der „Sandeman“ wacht

Ausser dem modernen Museu do Douro, das die Geschichte des Weinanbaus in der Region erzählt, hat Régua ansonsten wenig zu bieten. Von unserer Quinta lässt sich der Ort nur er­ahnen, denn das Weingut ist umringt von mehreren sanften Weinhügeln. Ein wunderschön stiller Ruheplatz für die Nacht. Auf dem Nachbarweinhügel thronend wacht der „Sandeman“ über uns. So wie in Spanien der plakative Stier das Markenzeichen der Brandy-Marke Osborne ist, so begegnet man im Douro-Tal überall dem Don Sandeman, der portugiesisch-spanischen Wein- und Sherrymarke.

Die geheimnisvolle Silhouette

Im Jahre 1928 kreierte der schottische Künstler George Massiot-Brown die Figur des Don und schuf so die geheimnisvolle Silhouette für die Produkte des Hauses Sandeman. In seinem portugiesischen Studentenumhang und mit dem breitkrempigen spanischen Caballero-Hut verkörpert der Don das Logo dieser Weinmarke. Das Douro-Tal, beginnend beim Dorf Mesão Frio, erstreckt sich auf mehr als 150 km Länge und 50 km Breite bis hin zur spanischen Grenze.

Weinbau seit Bronzezeit

Die ältesten Belege für den Weinanbau in der Douro-Region stammen aus der Bronzezeit. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert sorgten vor allem die Engländer entscheidend für den Handel mit Portwein. Englische Handelsleute siedelten sich in Porto an, gründeten florierende Handelsunternehmen, die heute Portweinhäuser genannt werden, und exportierten den „Vinho do Porto“ in alle Welt.

Portwein in Fässern

Portwein wurde zu jener Zeit meist in Fässern verschifft und erst in England auf die Flasche gezogen. Ab Vila Nova de Gaia, am Porto gegenüber liegenden Douro-Ufer gelegen, wurde der Portwein abtransportiert. Heute noch erinnern die typischen Boote der Portweinkellereien auf dem Douro an diese Zeiten. Sie transportieren jedoch keine Portweinfässer mehr, sondern dienen nur noch als Fotokulisse, die der Silhouette von Porto das typische Aussehen gibt.

50 Weinkeller

Die Portweinhäuser gibt es aber immer noch. Rund 50 Weinkeller erstrecken sich entlang dem Fluss­ufer. Die meisten kann man besichtigen. Das lohnt sich, um ein wenig mehr über den Portwein zu erfahren. Beim Port – wie er meistens genannt wird – handelt es sich nämlich um einen roten, manchmal auch weissen Süsswein. Echte Portweine werden nur in einer bestimmten Region produziert, die sich auf mehr als 100 km östlich von Porto ausbreitet.

UNESCO-Weltkulturerbe

Bevor wir aber weiter im Wein schwelgen, verlassen wir das sehenswerte, etwas morbid wirkende Porto und ziehen auf unserer Portugal-Geniesser-Tour in Richtung Norden. Unser Ziel heisst Guimarães. Diese Stadt, die zu den schönsten in Portugal zählt, wurde 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die bezaubernde Altstadt ist ein Labyrinth aus engen, gewundenen Strassen, gesäumt von alten Häusern und verziert mit Statuen, die zum beeindruckenden Hauptplatz führen, dem Largo da Oliveira und dem alten Palast Ducal.
Auf dem Platz stehen Tische und Stühle der Strassencafés, und die Menschen lassen es gemächlich angehen. Als wir mit unseren dicken BMW-Motorrädern durch die Gassen kurven, fangen wir verwunderte, eher mitleidige Blicke ein, weil wir uns nicht mehr Zeit nehmen, die Beschaulichkeit mit ihnen zu teilen.

Die Wiege der Nation

Die Wiege der Nation, wie Guimarães genannt wird, wird überragt vom Castelo, einem quadratischen Burgfried aus dem zehnten Jahrhundert. Der Legende nach wurde hier Portugals erster König geboren. Führte der Weg von Porto nach Guimarães noch durch vielfach zugebaute Gegenden, so präsentiert sich die Landschaft weiter nördlich verkehrsärmer und lieblicher. Wir tauchen ein in die Provinz Minho mit dem 564 Meter hohen Monte Espinho. An dessen Westflanke liegt das in ganz Portugal bekannte Sántuario do Bom Jesus do Monte da Braga.

Zahnradbahn von 1882

Von Braga aus erreicht man das Heiligtum entweder zu Fuss, mit dem Auto oder mit einer Zahnradbahn, einer erstaunlichen Ingenieursleistung aus dem 19. Jahrhundert. Die Bahn war die erste ihrer Art in Portugal und wurde 1882 gebaut. Noch heute überwindet sie die 300 Höhenmeter mithilfe von Wasserkraft in nur drei Minuten.Wir lassen uns etwas mehr Zeit und geniessen die zwar holprige, aber kurvenreiche Auffahrt zum Monte Espinho von Osten her kommend.
Dank der langen Federwege der GS können wir die Achterbahnfahrt in vollen Zügen geniessen, um schliesslich direkt vor der Wallfahrtskirche zu stehen. Trotz Wochenende ist relativ wenig los. Die Porträt-Fotografen mit ihren antiken Plattenkameras haben wenig Kundschaft und sorgen sich mehr um die Pflege ihrer Analog-Kunstwerke, während wir digital drauf-los knipsen, was das Zeug hält. Es gibt aber auch jede Menge Motive – vor allem die 581 Stufen lange Freitreppe mit ihren zahlreichen Skulpturen hat es uns angetan.

Dem Rio Cávado entlang

Nach der Andacht folgt der Ausritt. Wir nähern uns der spanischen Grenze, die jenseits des Nationalparks Peneda-Geres liegt. Dorthin gelangt man, wenn man dem Rio Cávado folgt. Wie das bei Flüssen so ist, fliessen die nicht immer nur geradeaus, sondern schlängeln sich durch die Landschaft. Und da Strassen dieser vorgegebenen Linie meistens folgen, erleben wir einen besonderen Fahrgenuss. Auf der schmalen Strasse kommen wir kaum über den dritten Gang hinaus, so eng und kurz aufeinander folgen die Kurven, Kehren und Serpentinen. Dabei übersieht man fast die herrliche Landschaft mit dem tiefblau leuchtenden, zum See aufgestauten Rio Cávado, der von den bis zu 1500 Meter hohen Bergen des „Gerês“ eingerahmt wird.
Kurz vor Eintritt in den Nationalpark biegen wir links ab, überqueren den Stausee, und weiter geht die Kurvenhatz! Dann taucht plötzlich das Dorf Amares mit seiner überdimensionalen Kirche Santa Maria do Bouro auf. Die heilige Messe scheint gerade zu Ende zu sein; die Leute verlassen das Gotteshaus über die imposante Treppe und versammeln sich auf der Strasse zum Plausch. Gegenüber in der Bar sitzen die Männer draussen an der Strasse und trinken ihren Vinho Verde, den typischen, spritzigen Weisswein der Gegend.

Pousada von Amares

Unsere Anwesenheit erregt bei den Einwohnern keine grosse Aufmerksamkeit, Touristen scheint man sich hier gewohnt zu sein. Schliesslich verbirgt sich im ehemaligen Zisterzienser-Kloster hinter der Kirche die „Pousada de Amares„. Pousadas sind Hotels in ehemaligen Burgen, Klöstern und Palästen, die vom Staat renoviert und modern eingerichtet wurden. Die Pousada von Amares zählt sicherlich zu den schönsten Häusern im Land, mit einem herrlichen Kreuzgang mit uralten Zitronenbäumen.
Gut ausgeschlafen, geht es am folgenden Tag wieder Richtung Süden. Über Amarante mit der berühmten Ponte de São Gonçalo über den Tâmega, einen Nebenfluss des Douro, nähern wir uns der Heimat des Portweins. Noch einmal heisst es, einen Bergrücken kurvenreich zu überwinden, dann wird plötzlich hinter einer Biegung der Blick frei ins Tal des Rio Douro, des goldenen Flusses. Die Aussicht ist wirklich beeindruckend.
Gemächlich fliesst der breite Strom durch ein steiles Tal, das gesäumt ist von Weinreben, die mal längs, mal quer an den Hängen kleben. Diese Aussicht übertrifft eigentlich nur noch der Blick vom Miradouro de São Leonardo da Galafura. Den Platz, der auf 640 Meter liegt, erreichen wir über einen kleinen Weg, der von Peso da Régua zunächst entlang dem Douro und dann hoch zum Dorf Veiga führt. Hier kann man Stunden mit Schauen verbringen – zudem ein feiner Platz für ein Picknick.

Den ganz persönlichen Rebensaft abfüllen

An den Hängen hangeln wir uns schliesslich weiter bergauf und bergab, bis wir schliesslich die Quinta Nova oberhalb von Pinhão erreichen. Ein idyllisch zwischen Weinhängen gelegenes Weingut mit traumhaften Ausblicken und ausgezeichneten Weinen. Hier dürfen wir uns sogar unseren eigenen Rotwein mixen. Aus verschiedenen Trauben mit unterschiedlichen Aromen fülle ich meinen ganz persönlichen Rebensaft ab. Noch ein Korken drauf, fertig! Die vielen Rotweinflecken auf der weissen Tischdecke dokumentieren die harte Arbeit des Hob­by-Winzers. Dabei mag ich eigentlich keinen Portwein. Der ist mir zu süss. Vom Rio Douro dagegen kann ich einfach nicht genug bekommen.

 

 

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