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Stilfser Joch – Tourentipp „Zum Schwindeligfahren“ …

Stilfser Joch: Die höchste und sicher spektakulärste Passstrasse Italiens liegt direkt vor unserer Haustüre.

 

Enge Kurven, schwierige Kehren – fast jeder von uns hat es schon einmal unter die Räder genommen. Das Stilfser Joch. Der Pass (auch Passo dello Stelvio genannt) ist mit 2757 Metern der höchste Gebirgspass in Italien, nach dem Col de l’Iseran der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen, und gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten Bergstrassen der Welt. Die kurvenreiche Trasse ist für jeden Töfffahrer bis heute ein Abenteuer. Denn seit ihrer Eröffnung im Jahre 1826 hat sich an der Trassenführung nichts Wesentliches geändert. Die Fahrbahnbreiten schwanken zwischen vier und sieben Metern. Die gesamte Strecke, vom Abzweig an der SS40 bei Sponding bis Bormio, misst 50 Kilometer und ist komplett asphaltiert.

Die Stilfser-Joch- Strasse zählt ohne Zweifel zu den beeindruckendsten Strassen in den Alpen. Hinsichtlich ihrer Scheitelpunkthöhe von 2757 m wurde sie über einhundert Jahre von keiner anderen in Europa übertroffen. Auf Südtiroler Seite warten 48 und auf Veltliner Seite 34 Kehren. Abzweig Umbrailpass. Dieser hiess früher «Wormser Joch» (der Name der Ortschaft Bormio heisst zu deutsch Worms)

 

Beeindruckende 87 Kehren, 48 von Prad zum Scheitel, 39 hinab nach Bormio …

… fordern Mensch und Maschine noch heute einiges ab. Kurz vor der Passhöhe mündet der Umbrailpass ein, die Verbindungsstrasse vom schweizerischen Val Müstair. Der Passo Stelvio ist einer der anspruchvollsten Pässe der Alpen und sollte nur mit ausreichender Motorraderfahrung sowie voller Konzentration angegangen werden. Denn die Kehren sind teilweise extrem eng ausgeführt. Zum Glück gibt’s auf der Passhöhe Cafés, Kioske und Restaurants, um sich auszuruhen und zu stärken. Wir geniessen den Blick auf die bis zu 3905 Meter hohen Gipfel der Ortlergruppe.

 

In Rekordzeit gebaut

Für Unterhaltung ist also am Stilfser Joch immer gesorgt, zumal es zur Hauptsaison hier doch, ob der vielen Besucher, ziemlich eng werden kann. Deshalb wohl macht sich vor Ort kaum einer Gedanken darüber, auf welch geschichtsträchtigem Terrain er gerade seinen Töff bewegt. 1820 bis 1826 wurde die Strecke vom österreichischen Kaiserreich unter der Leitung von Carlo Donegani gebaut, um die Lombardei, die damals wie auch Südtirol zum Kaiserreich Österreich gehörte, mit den anderen Reichsteilen zu verbinden. Die militärische Wichtigkeit der Strasse und die damaligen politischen Verhältnisse trugen in erster Linie dazu bei, dass der Bau in unglaublich kurzer Zeit von fünf Jahren trotz der sehr schwierigen Terrainverhältnisse vollendet wurde. Bereits ab dem 1. August 1825 führte eine österreichische Pferdepost im Sommer von Bormio nach Stilfs im Trafoier Tal.

Die Geschichte des Berghotel Franzenshöhe am Stilfser Joch hängt unmissverständlich mit der Geschichte der Strasse zusammen. Erstmals zerstört wurde die Franzenshöhe im Jahre 1848 während der österreichischen Revolution. Im Ersten Weltkrieg wurde die Franzenshöhe durch ihre geschützte Lage im Talkessel Dreh- und Angelpunkt der höchsten Gebirgsfront – der Ortlerfront

 

Und so wundert es nicht, dass hier zwischen 1915 und 1918 ein erbitterter Gebirgskrieg zwischen Italien und Österreich in Eis und Schnee stattfand. Die Gebirgsfront war kein leichtes Terrain für die beteiligten Kriegsparteien, aber auch für die Soldaten der neutralen Schweiz. So haben die Österreicher hier oben etwa ihren Schützengraben direkt neben der Staatsgrenze zur Schweiz gebaut. Das gab Sicherheit, da es für die italienische Artillerie äusserst schwierig war, die feindlichen Stellungen zu treffen, ohne Schweizer Boden zu berühren. Es war den Italienern auch nicht gestattet, ihre Granaten über helvetisches Territorium hinweg zu schiessen.

 

Die Schweizer Soldaten wurden zu neutralen Beobachtern eines ganz und gar aussergewöhnlichen Hochgebirgskrieges, in dem sich die Gegner bis in die höchsten Eiswände nachkletterten, Kanonen bis auf den fast 4000 Meter hohen Ortler schleppten und die gegnerischen Gipfelstellungen durch Tunnels unterminiert und auch gesprengt wurden.

 

Der einzige gefallene Schweizer Soldat des Krieges

Vor allem der schweizerische Beobachtungsposten auf der Dreisprachen- Spitze, wo ein Hotel stand, ragte weit ins Kampfgebiet zwischen Italien und Österreich hinein, sodass sich also trotz Verbot mehrfach italienische und österreichische Soldaten über schweizerisches Territorium hinweg beschossen. Dies wurde 1916 dem Schweizer Soldaten Gieri Cathomas aus Domat/Ems auf der Dreisprachen-Spitze zum Verhängnis. Er wurde von einer italienischen Kugel tragischerweise tödlich getroffen, sodass er als einziger gefallener Schweizer Soldat des Ersten Weltkriegs in die Geschichtsbücher einging.

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