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Tempo 30 bremst auch die Feuerwehr

Schnell wie die Feuerwehr, sagt man. Doch künftig könnte dieser Vergleich hinken. Denn der Ausbau von Tempo-30-Zonen bremst selbst die Feuerwehr aus.

Das Risiko, dass die Feuerwehr bei einem Notruf nicht mehr rechtzeitig beim ­gemeldeten Brandherd eintrifft, steigt. Und zwar mit jedem neu eingeführten Tempo-30-Abschnitt in unserem Strassennetz. Und die Länge bzw. die Zahl dieser Teilstücke sowie ganzer Tempo-30-Zonen wächst stetig. In der Stadt Zürich ist das zum Beispiel sehr schön zu beobachten. Da sind die Markierungsteams rege im Einsatz (das Bild oben zeigt Markierungsarbeiten „Am Wasser“). Das ist auch notwendig, denn gemäss Absichtserklärung der Zürcher Regierung soll bis etwa 2030 auf dem kompletten Stadtgebiet weitgehend Tempo 30 gelten. Ganz aktuell wird auf der Transitachse Rosengartenstrasse/Bucheggstrasse das Limit von 50 auf 30 herabgesetzt.

 

Übung der Feuerwehr Bülach (Archivbild).

Feuerwehrübung. (Archivbild)

Auch in Landgemeinden

Aber nicht nur in Grossstädten will man vom bisherigen „50 generell“ wegkommen. In Embrach im Zürcher Unterland wird nun aufgrund diverser Begehren aus der Bevölkerung flächendeckendes Tempo 30 eingeführt. Die Mehrheit der Stimmberechtigten hiess an der Gemeindeversammlung vom 28. Juni 2021 die Vorlage gut. Dabei hätte der Gemeinderat ursprünglich lediglich zwei durchs Dorf verlaufende Nebenachsen zur 30er-Zone erklären wollen. ­

Der öffentliche Verkehr wird langsamer

In der öffentlichen Diskussion wird Tempo 30 in der Regel positiv betrachtet. Einzig der öffentliche Verkehr wird gelegentlich als kritische Grösse ins Spiel gebracht. Denn langsameres Tempo erschwert das Einhalten von Fahrplänen. Unter Umständen sind dadurch sogar mehr Fahrzeuge sowie mehr Personal nötig. Und das verursacht hohe Kosten für die Steuerzahler. Doch wie steht es um die Rettungsdienste? Auch diese können Tempolimits ja nicht beliebig missachten, oder?

 

Bushaltestelle ohne Haltebucht (Archivbild).

Bushaltestelle ohne Haltebucht. (Archivbild)

Notfallorganisationen werden vergessen

Der Präsident des Kantonalen Feuerwehrverbands Zürich, Christian Meier, sagt zum Thema Tempo 30: „Es ist so, das immer mehr Tempo 30 und sogar 20 eingeführt werden soll oder bereits eingeführt ist. Leider werden dabei die Notfall­organisationen oftmals vergessen. Zurzeit haben wir z.B. bei der Feuerwehr die Leistungsvorgabe: 10 Mann/Frau in 10 Minuten vor Ort (Ersteinsatz). Bei Überschreitungen der Verkehrsregeln wird die Frage der Verhältnismässigkeit geklärt. Bei Blaulichtfahrten mit mittelschweren und schweren ­Widerhandlungen (Raserdelikt) hört die Verhältnismässigkeit auf.“

Druck für freiwillige Feuerwehr

Christian Meier gibt ausesrdem zu bedenken, dass bei der freiwilligen Feuerwehr die Frauen und Männer ja erst einmal ins Feuerwehrdepot gelangen müssen: „Rücken Milizfeuerwehrleute ins Feuerwehrdepot ein, müssen sie grundsätzlich die Verkehrsregeln einhalten. Aus meiner Sicht wird es immer schwieriger, die Leistungsvorgaben einzuhalten bzw. ’schnell‘ helfen zu können. Um die Vorgaben einzuhalten, werden in Zürich für ‚Schutz und Rettung‘ zusätzliche Wachen gebaut. Für Milizorganisationen in den Gemeinden ist es bei Weitem schwieriger, weil die Angehörigen der Feuerwehr nicht in den Depots sind.“

 

Übung der Feuerwehr Bülach (Archivbild).

So echt wie möglich: Übungen der Feuerwehr. (Archivbild)

 

Link: Nationalrätliche Kommission gegen Tempo 30

Link: Mehr Infos über das Milizsystem

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