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(Temporäre) Streckensperrungen im Aufwind

Streckensperrungen

Wir Töfffahrenden lassen uns nicht gerne einschränken. Doch das blüht zunehmend, mit «autofreien» Tagen und Streckensperrungen, die uns gleich mitmeinen.

Es brauchte mehrere Abstimmungen, bis der Vorschlag der Jungen Grünen an der Landsgemeinde Glarus überwiesen wurde. Sie hatten angeregt, dass in den Sommermonaten der motorisierte Verkehr im Klöntal an acht Sonntagen ausgesperrt werde. An diesen «Slow Sundays» mit Streckensperrungen würde das Tal zur Oase für den Langsamverkehr, warb der grüne Nachwuchs.

 

Dieser Vorschlag und eine abgespeckte Variante mit vier Sonntagsfahrverboten wurden verworfen, der Kompromiss «an einzelnen Sonntagen» hingegen kam durch. Die Regierung von Glarus hat nun den Auftrag, eine entsprechende Vorlage zu erarbeiten.

«Opfer» der eigenen Schönheit

Die grosse Anziehungskraft verdankt das Klöntal seinem Stausee. Für die teils weit angereisten Ausflügler stehen Wanderungen oder Biketouren an, Töfffahrer hingegen sind eher auf Durchreise, über den Pragelpass gelangen sie ins Muotathal … Ausser es ist ­Wochenende, denn Samstag und Sonntag ist ein ­Abschnitt für den motorisierten Verkehr gesperrt.

 

Das Klöntal aber ist bis auf Weiteres offen. Allerdings: Vor drei Jahren wurden die verfügbaren Parkplätze reduziert. Sind diese belegt, sperrt die Polizei die Zufahrt. Dies geschah im Jahr 2020 zwölfmal.

 

Den Wunsch, den Rummel an gewissen Hotspots zu kanalisieren, kann Roger Uhr verstehen. Allerdings hält der Zentralpräsident des Motorradfahrer- und Automobilistenverbandes (SAM) auch fest, dass Strassen für die Bürgerinnen und Bürger gebaut
seien und die Nutzung nicht ohne Not eingeschränkt werden dürfe.

 

Die verkehrsfreien Sonntage sind im Glarnerland eine Reaktion auf den «Overtourism», auf das Phänomen, dass zu viele Leute zur selben Zeit einen schönen Ort besuchen wollen. Im Alpenraum gibt es diesbezüglich einige Initiativen. Dazu zählen Maut-Strassen über Pässe wie in Österreich, Tempo-60-Bergstrassen in den Dolomiten oder Dezibel-Vorschriften in Tirol.

«Gümmeler»-Tage: beliebt, aber selten

In der Schweiz gibt es Streckensperrungen in den Alpen meist nur bei Schnee, Lawinen- oder Steinschlaggefahr. Eine Ausnahme bildete in den letzten Jahren die gut besuchte Event-Reihe «Ride the Alps» für Rennvelo-Enthusiasten. 2021 gab es tageweise Streckensperrungen zugunsten der «Gümmeler» an sieben Pässen, darunter fast schon traditionell der Klausen. Inzwischen ist der Sponsor der Radveranstaltung abgesprungen, Schweiz Tourismus macht ebenfalls nicht mehr mit. Sperrungen gibt es dieses Jahr nur auf eher unbekannten Strecken im Wallis.

 

Dass Velotage an den Pässen in der Schweiz kaum florieren, liegt auch an der Zurückhaltung der Behörden in den Bergkantonen, entsprechende ­Bewilligungen zu erteilen. Diesbezüglich sieht es in den Städten anders aus, wo Klimawandel & Co. die Fantasie zur Einschränkung des Individualverkehrs befeuern.

Sperrungen in Städten?

So stehen gemäss einer Übersicht von SRF in Zürich, Basel, Winterthur und Murten Pläne punktueller Auto- und Töfffreiheit auf dem Programm. In Winter­thur findet der erste «autofreie Sonntag» am 25. 9. statt. Geplant sind vier solcher Tage pro Jahr, vorerst in einer Pilotphase bis 2025. In «Winti» geht es auch mit Tempo-30-Zonen so rasant voran wie kaum anderswo. Dazu passt der pädagogische Ton in der Begründung: «Nach dem Willen des Parlaments soll die Bevölkerung so für den Wert verkehrsarmer Strassen sensibilisiert werden», schreibt SRF.

 

Die Zürcher/innen wiederum sollen laut eines Postulats der Alternativen Liste dank punktueller Sperrungen an einigen Samstagen «die Möglichkeit haben, ihr Quartier besser zu Fuss oder mit dem Velo kennenzulernen». In Basel ist ebenfalls geplant, autofreie Tage in Quartieren zu organisieren, während das Städtchen Murten an einem Konzept für autofreie Tage in den Altstadt­gässchen tüftelt.

 

Streckensperrungen

Zufahrten in die Altstadt wie hier in Chur sind linksgrünen Kreisen vermehrt ein Dorn im Auge.

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