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Test: Husqvarna Norden 901 Expedition

Expedition heisst die Abenteuer-Variante der Husqvarna Norden 901. In Südafrika erlebten wir, dass die Zweizylinder-Enduro-Version mit zusätzlichem Offroad- und Reisepotenzial die Unbeschwertheit ihrer Basis-Version behielt und für lediglich 1000 Franken Aufpreis noch viel mehr bietet.

Zum 120-jährigen Geburtstag von Husqvarna Motorcycles präsentierte die inzwischen österreichische Traditionsmarke in Südafrika die Husqvarna Norden 901 Expedition. Die Norden 901 wurde als Touringmotorrad konzipiert, mit dem die Tour nicht mit dem Ende des Asphaltbandes enden soll. Der Fokus lag aber klar auf der Strasse. Mit 70:30 bezifferten die Husqvarna-Experten an der Präsentation ihre Ausrichtung auf die Strasse. Die Norden 901 Expedition geht nun einen Schritt weiter, soll im Gelände gleichermassen brillieren (50:50), aber auch für die grosse Expedition gerüstet sein, also zusätzlich Reisetauglichkeit bieten.

 

Hochwertiger und voll ausgerüstet

Für die grosse Ausfahrt ins Blaue kommt die Norden 901 Expedition dann auch in schickem Blau und hat so einen deutlich hochwertigeren Auftritt. Hochwertiger ist aber nicht nur der erste Eindruck, denn die Expedition ist auch besser bestückt.

 

Husqvarna Norden 901 Expedition

Das Design der Husqvarna Norden 901 Expedition in Blau gefällt.

 

Für zusätzliche Reisetauglichkeit erhielt sie eine höhere Touringscheibe, einen praktischen Zentralständer sowie eine Navi-Halterung über dem 5-Zoll-TFT-Display, das hier serienmässig über Connectivity verfügt. Zudem ist die Expedition mit einer beheizbaren Ergo-Sitzbank und Griffheizung ausgestattet. Der Fahrmodus Explore, in dem die Eingriffsstufe der Traktionskontrolle jederzeit einfach geändert werden und mit einer der drei hinterlegten Gasannahmen (Road, Offroad, Rally) und ABS-Abstimmungen (Road, Offroad) kombiniert werden kann, ist auch serienmässig freigeschaltet.

 

Zudem sind im Lieferumfang der Expedition serienmässig wasserdichte Softbags inklusive entsprechenden Haltebügeln enthalten.

 

Die Softbags mit Haltesystem sind serienmässig, wasserdicht und bieten die Möglichkeit zum Gepäcktransport.

 

 

Fürs schwere Gelände gerüstet

Softbags sind fürs Gelände sehr praktisch. Im Unterschied zu Alukoffern bauen sie nicht so breit, wodurch die Gefahr, irgendwo anzuhängen, minimiert wird. Zudem werden sie im Fall eines Sturzes nicht verbeult.

 

Geländetauglichkeit wird bei der Expedition gross geschrieben. So kommt sie auch mit einer 4 mm dicken Alu-Platte zum Schutz von Motor, Auspuff und dem schwerpunktgünstig tief positionierten Tank. Dass die Aluplatte guten Schutz bietet, konnten wir auf unserer Südafrika-Expedition mit der Norden 901 Expedition auch unter Beweis stellen. Doch dazu später…

 

 

Die Norden 901 Expedition erhielt die hochwertigeren, volleinstellbaren Xplor-Federelemente von WP und verfügt im Vergleich zur Standardversion mit 240 mm vorne und hinten 20 mm zusätzlichen Federweg. Mit einem Standrohrdurchmesser von 48 statt 43 mm ist sie auch stabiler. Die WP Xplor USD-Gabel ist zudem von Hand voll einstellbar. Einzig am Federbein brauchts zur Justierung von Vorspannung, Reboud sowie Low- und Highspeed-Einwärtsdämpfung Werkzeug.

 

Südafrika Expedition

Wir konnten die Norden 901 Expedition in Südafrika bereits 450 km fahren – rund die Hälfte davon im Gelände. Doch nicht nur da hat sie überzeugt. Am ersten Fahrtag war es noch regnerisch und teilweise kalt, so dass die nassen Handschuhe mit der Griffheizung wieder auf Betriebstemperatur gebracht werden mussten.

 

Die Standardversion hatten wir stets für ihre Zugänglichkeit gelobt (Hier die Videos von Einzeltest und Vergleichstest) und die gilt gleichermassen auch für die Norden 901 Expedition. Sie ist im Vergleich zur Basisversion bequemer und komfortabler abgestimmt. Denn sie hat nicht nur längere Federwege, sondern auch eine progressivere Fahrwerksabstimmung. Die Ergositzbank sorgt natürlich auch für einen erweiterten Wohlfühl-Effekt.

 

Auf der Strasse überzeugt Expedition also absolut. Einzig für sportliches Kurvenwetzen und da speziell beim harten Ankern dürfe die Fahrwerksabstimmung etwas straffer ausfallen. Immerhin gibts dazu breit gefächerte Einstellmöglichkeiten.

 

Die Husqvarana Norden 901 Expedition ist komfortabel und überzeugte im Regen durch besseren Wind- und Wetterschutz.

 

Von Wind und Wetter ist man auf der Expedition dank der Touringscheibe besser geschützt. Allerdings sind bei Autobahntempi Verwirbelungen am Helm spürbar.

 

Offroad-Trip

Unser Offroad Trip begann mit breiten Schotterpisten, wo sich die Expedition erwartungsgemäss gut anfühlte. Beim Fahren im Stehen schien der Lenker allerdings zu niedrig. Den drehte ich beim ersten Stopp jedoch nach vorne (auf die Markierung +1), wodurch die Lenkerenden etwas hoch kamen, und ich mich weniger zum Lenker bücken musste.

 

Mit nach vorn gedrehtem Lenker passt die Position im Stehen gut für aktives Endurieren.

 

Im Explore-Modus kann die Tranktionskontrolle problemlos angepasst werden, wobei ich die Eingriffsstufe 4 von 9 als optimal empfand. Auch so lässt sie noch viel Schlupf zu, das Hinterrad droht im Drift aber nie ganz zu entgleiten.

 

Mit den zusätzlichen Reserven des Fahrwerkselemente und der weicheren Grundabstimmung werden Unebenheiten komfortabel weggebügelt. Bis ich einmal warmgefahren war, dachte ich noch die zusätzlichen 10,5 kg der Expedition (214,5 kg ohne Benzin) zu spüren, doch das war wohl in erster Linie das Gepäck, das wir für die Nacht auf dem Camping mitführten. Immerhin sind die zusätzlichen Pfunde mit der Aluplatte und dem Zentralständer mehrheitlich weit unten positioniert.

 

Die Expedition überzeugt mit verhältnismässig leichtfüssigem Handling und grossen Reserven.

 

Beim schnellen Überfahren von Unebenheiten setzte die Front jedoch gelegentlich zum Zappeln an. Der Lenkungsdämpfer verhinderte Schlimmeres. Könnte man den Lenkungsdämpfer einstellen, hätte ich ihn hier allerdings etwas zugedreht.

 

Das Gewicht mit dem Gepäck kann auf Grund der mit dem Ergositz um rund 3 cm angestiegenen Sitzhöhe schon herausfordernd sein. Mit meinen 175 cm Körperlänge ging die Sattelhöhe gerade noch in Ordnung. Für Personen um 170 cm könnte sie allerdings bereits zur Knacknuss werden.

 

Fordernde Expedition

Unsere Route führte durch zunehmend anspruchsvolleres Gelände. Doch selbst im Sand, über Steine und ausgeschwemmte Pfade machte die Norden 901 Expedition eine überraschend gute Figur, führte sich nie zickig auf und schenkte mir viel Vertrauen. Dabei zeigte sie sich, wie wir es von der Standardversion gewohnt waren, sehr zugänglich und unproblematisch.

 

Auch schwierigere Passagen waren mit der Norden Expedition erstaunlich einfach zu meistern.

 

Und dann passierte es hat doch: Über eine grobe Kante hebelte es mich aus. Ich kam beim Auffangmanöver in eine ausgewaschene, tiefe Rinne, konnte darin zwar noch ordnungsgemäss verzögern, musste die Expedition aber ablegen beziehungsweise am Rand der Rinne anlehnen. „Die schöne Lackierung zerkratzt“, dachte ich schon schuldbewusst. Doch die Husqvarna stützte sich nur mit dem soliden Alu-Tankschutz ab, der lediglich einen unbedeutenden Kratzer davon trug. Aus der misslichen Situation konnte ich mich selber befreien, was einerseits für die Zugänglichkeit der Norden aber auch die erstaunliche Performance der montierten Pirelli Scorpion Rally STR spricht.

 

Was für eine Tour! Mit der Expedition auf Expedition zu gehen, war ein tolles Erlebnis.

 

Lohnendes Upgrade

Einzige Kritik zum Schluss: Die beladenen Softtaschen haben das grobe Gelände nicht ganz heil überstanden: Nach zwei Tagen ging bereits eine Naht der Verbindung zur Trägerplatte auf. Da muss Husqvarna noch nachbessern.

 

Dennoch bietet die Norden 901 Expedition gegenüber der Basisversion einen riesigen Mehrwert. Für den Aufpreis von lediglich 1000 Franken bietet die Expedition doch deutlich mehr. Sie ist deutlich besser ausgestattet, verfügt über ein hochwertigeres Fahrwerk mit grösseren Reserven und kommt gleichzeitig abenteuerlicher und hochwertiger daher – eine sehr lohnende Investition. Die Expedition wird in der Schweiz noch im März für 16 990 Franken erhältlich sein.

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