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Test: Triumph Speed Triple 1200 RS

Mit der neuen Triumph Speed Triple 1200 RS mit 180 PS steigt Triumph in die Hyper-Naked-Liga auf. In den Pyrenäen und auf dem Circuit Pau Arnos bewies die Britin im Test ihr grosses Potential.

Die Triumph Speed Triple 1200 RS wurde komplett neu aufgelegt, um sich mit den stärksten Naked Bikes zu messen. Ihr 1160 ccm grosser Reihendreizylinder ist deutlich kurzhubiger ausgelegt als der 1050 ccm Motor der bisherigen Speed Triple. Mit 180 PS leistet die Britin satte 30 PS mehr als ihre Vorgängerin.

 

Gewichtsoptimierung

Gleichzeitig bringt die Britin mit vollgetankt 198 kg immerhin 10 kg weniger auf die Waage als ihre Vorgängerin. Allein beim Motor konnten 7 kg eingespart werden. Das Leistungsgewicht der Speed Triple verbesserte sich so um 26 Prozent.

 

Ein wichtiger Punkt war auch die Massenzentralisierung. Deshalb ging es der schönen Doppelauspuffanlage unter dem Heck an den Kragen. Der Hauptschalldämpfer wanderte schwerpunktgünstig unter den Motor, was neben den Gewichtseinsparungen definitiv zusätzliche Agilität verspricht.

 

Ausgerechnet auf dem unterhaltsamen Circuit von Pau Arnos in Frankreich durften wir die Speedy auskitzeln.

Lang ersehntes Date

In Pau (F) wartet die erste Hyper Naked von Triumph auf mich. Die Speed Triple 1200 ist nur in der edlen RS-Version erhältlich – nur das Beste ist gut genug!

Ich installiere mich hinter dem breiten Lenker und sitze sportlich bequem in fahraktiver Position mit leicht nach vorn gebeugtem Oberkörper auf der Speedy. Den Transponder in der Tasche versorgt, lässt sich die Zündung per Knopfdruck aktivieren. Inzwischen funktioniert übrigens auch der Tankdeckel keyless. Die Bedienung des übersichtlichen TFT-Displays über die hinterleuchteten Armaturen über den Joystick links ist einfach und selbsterklärend.

 

Neue Agilität

Bereits auf den ersten Metern in der Stadt, durch die Kehren den GP von Pau fällt die zusätzliche Agilität der 1200er auf. Wir befinden uns am Fusse der Pyrenäen und kommen bald schon in den Genuss attraktiver Kurvenstrassen. Hier bestätigt sich die erste Einschätzung: Die Britin beeindruckt mit agilem Handling. Diesbezüglich ist sie deutlich näher zur kleineren, flinken Street Triple 765 RS gerückt, der sie sich auch optisch genähert hat.

 

Auf der Landstrasse glänzte die Britin mit klarem Feedback und liess den Fahrer nie im Ungewissen.

 

Zielsicher und sehr neutral zieht sie durchs Winkelwerk, mag langgezogene Kurven genauso wie enge Kehren. Einzig das je nach Drehzahlbereich bei bösen Powerbikes kaum vermeidliche, harte Ansprechen des Motors kann hier die Freude anfangs etwas schmälern. Doch auch damit lernt man schnell umzugehen.

 

Stabilitätssystem

Neu sind auch die edlen Brembo-Stylema-Vierkolbenzangen, die einen absolut tadellosen Job leisten: Sie sind einmal mehr ein Gedicht. Das Continental MIB-EVO Kurven-ABS arbeitet wie die Traktions- und Wheeliekontrolle mit den Daten einer 6-Achsen-IMU. Zudem wird neu beim Betätigen der Vorderradbremse je nach Situation auch die Hinterradbremse mehr oder weniger stark betätigt, was einerseits für eine bessere Verzögerung, geleichzeitig aber auch zusätzliche Stabilität sorgt.

 

 

Power satt

Sensationell ist natürlich die Leistung der bisher schärfsten Speed Triple: Der Dreizylinder geht richtig ab und ist bereit für den Kampf in einer neuen Liga. Geblieben ist die lineare, sehr gut dosierbare Leistungsentfaltung.

 

Mit dem nun länger übersetzten ersten Gang fuhr ich auf engen Strassen oft in der untersten Gangstufe. Dank dem satten Drehmoment wären aber der 2. und 3. Gang sicher auch nicht falsch gewesen, denn der Triple schiebt in allen Bereichen kräftig an und hat gegenüber dem 1050er auch aus dem Drehzahlkeller mehr Druck. Der Sound begeistert, könnte in gewissen Regionen mit 98 dB(A) Standgeräusch aber für Probleme sorgen.

 

Volles Vertrauen

Wir winden uns hoch in ein Skigebiet auf dem 1700 m hohen Col d’Aubisque. Und auch hier auf teils schlechten Strassen begeistert das klare Feedback und das dadurch hohe Vertrauen. Selbst bei Temperaturen im tiefen einstelligen Bereich war stets klar, woran man ist. Dazu haben neben dem erstklassigen Öhlins-Fahrwerk (NIX30-USD-Gabel und TTX30-Federbein) definitiv auch die Metzeler Racetec RR-Reifen einen beachtlichen Teil beigetragen.

 

Nach 150 unterhaltsamen Kilometern auf der Landstrasse konnten wir die Speed Triple 1200 RS auf dem Circuit Pau Arnos von der Leine lassen.

 

Pau Arnos ist allein eine Reise wert. Die Umgebung ist das Supplement … oder umgekehrt?

 

Achterbahn

Die Berg-und-Tal-Piste Pau Arnos alleine ist schon ein Erlebnis. Die schnelle Bergab-Rechts, im Wheelie über die Kuppe, dann Anbremsen im Drift (im Track-Modus ist das Hinterrad vom ABS losgelöst), die enge Corkscrew … der Hammer!

 

Schien das Fahrwerk auf der Strasse noch eher auf der harten Seite, stimmten wir es hier nochmals deutlich straffer ab. Dann folgte die Britin unbeirrt der gewählten Linie. Mit dem geschenkten Vertrauen konnte das Tempo rasch forciert werden. Ich fühlte mich stets auf der sicheren Seite. Ist man mal einen Gang zu hoch, lässt sie einen nicht verhungern. Beim Beschleunigen in Schräglage reicht der gebotene Vortrieb dennoch meistens, um die Assistenzsysteme zum Einsatz zu bitten.

 

Wunderbar kann man sich mit der neuen Speedy ans Limit herantasten.

 

Mission completed

Nach einem begeisternden Tag unter unterschiedlichsten Bedingungen kann ich bestätigen: Triumph ist definitiv in der Liga der bösen Hyper Nakeds angekommen! Zudem ist der Preis für die scharfe Britin mit 18 500 Franken sehr interessant.

Optisch find ich sie persönlich eh heiss und mit ihrem strengen Blick ist sie nach wie vor als Speed Triple erkennbar. Wenn die schicken Doppelschalldämpfer unter dem Heck schon zugunsten eines besseren Handlings weichen mussten, so ist doch schön, dass Triumph der eleganten Einarmschwinge treu geblieben ist.

 

Mission completed!

 

… und ein veritables Spassgerät ist sie auch geblieben!

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