Touratech Extreme 2 Fahrwerk im Test

Touratech bietet nützliches Zubehör für Reise und Alltag, aber auch hochwertige, individuell abgestimmte Fahrwerke. Wir haben das neue Touratech Extreme 2 Fahrwerk auf der BMW F 900 GS getestet.
Touratech Extreme 2 Fahrwerk – Wer sich abseits der Norm bewegt, dürfte mit Serienfahrwerken früher oder später an Grenzen stossen. Ist der Pilot also klar schwerer als die Norm – Serienfahrwerke sind in der Regel für ein Fahrergewicht von 75 kg plus 10 kg Gepäck ausgelegt – kann das Fahrwerk nicht optimal arbeiten. Ähnlich sieht’s aus, wenn man öfter bepackt auf Reisen geht, regelmässig zu zweit auf dem Motorrad unterwegs ist, oder Vorlieben für den engagierten Einsatz, sei es im Gelände oder auf der Strasse hat.
«Allein schon für den Ferientrip eines Fahrers, der mit Bekleidung vielleicht auf 100 kg kommt und mit Sack und Pack inklusive Zelt und Kocher verreist, ist man da schnell 50 kg über der Norm. Kommt noch ein Passagier dazu, ist die Beladung schnell mehr als doppelt so hoch wie vorgesehen. Das wirkt sich auf die Geometrie und die Fahrdynamik aus. Fahrspass und Sicherheit leiden massiv», erklärt Dominik Tschumi von Touratech-Swiss. Hier drängt sich unmissverständlich ein Fahrwerksupgrade auf. Profitieren können aber auch Fahrer, welche die Gewichtsnorm nicht derart krass überschreiten. Das erfuhren wir beim Besuch bei Touratech Swiss in Ebikon LU und auf unserer Probefahrt auf der BMW F 900 GS mit dem neuesten Touratech Extreme 2 Fahrwerk.
Hochwertige Komponenten
Touratech arbeitet seit über 20 Jahren mit diversen Herstellern zusammen, die seit dem Wegzug von WP nach Österreich in den Niederlanden ihre eigenen Qualitätsfahrwerke bauen. Mit ihrer «Extreme»-Palette geht Touratech spezifisch auf die Bedürfnisse von Offroad-Reisenden ein. «Die verbauten Federn sind grundsätzlich für 100 kg Fahrer plus 30 kg Gepäck ausgelegt. Damit kommt man nicht so schnell an den Anschlag, die Lenkgeometrie verändert sich auch beladen kaum, sodass man weiterhin ein gutes Gefühl für die Front hat.» Wer auf grosse Tour geht, soll nicht mit überladenem Fahrwerk unterwegs sein und muss sich auf sein Material verlassen können.
Individuell zusammengestellt
Touratech bietet hier verschiedene Fahrwerksstufen an. Wenn sich jemand bei Touratech meldet, weil er mit dem Serienfahrwerk nicht glücklich ist, weil es nicht seinen Anforderungen bezüglich Einsatzgebiet, Gewicht oder Vorlieben entspricht, erfasst Dominic Tschumi zunächst mit einem Supsension-Check alle Eckdaten, etwa Gewicht, Einsatzgebiete, Wünsche etc. Tschumi macht dann zwei bis drei Offerten für passende, individuell zusammengestellte Fahrwerke, von der Low-Budget- bis zur High-End-Variante.
- Das Federbein ist per Handrad in der Vorspannung einstellbar.
- Die Druckstufe kann gar in High- und Low-Speed eingestellt werden.
- Die Zugstufendämpfung ist selbstverständlich auch einstellbar.
Zu letzteren gehört das Extreme-2-Fahrwerkskit. Das Extreme-Federbein ist in der Federvorspannung (per Handrad), der High- und Low-Speed-Druckstufendämpfung sowie der Zugstufendämpfung einstellbar. Zudem verfügt es über ein progressives Dämpfungssystem (PDS), um das Durchschlagen zu verhindern. Das neueste Touratech Extreme 2 Fahrwerk wurde konsequent weiterentwickelt, um durch Reibungsreduzierung den Spagat zwischen Strasse und Offroad-Einsatz zu meistern.
Es verfügt über spezielle «low friction»-Kolbenbänder, womit das Gleit- und Ansprechverhalten deutlich verbessert wurde. Zudem erhielt das PDS einen verbesserten Hydraulikstopp. Um die Überhitzung des Dämpferöls zu verhindern, erhielt das Ölreservoir mehr Volumen und eine gerippte Oberfläche. Auch wurde der Druckstufeneinstellbereich gegenüber dem Vorgängermodell erweitert. Während das Federbein ersetzt wird, werden an der Seriengabel nur die Innereien gewechselt. Das volleinstellbare Closed-Cartridge-System ist quasi ein Stossdämpfer in der Gabel.
Straffer, agiler, weniger Bewegung
Auf einer BMW F 900 GS konnten wir das Touratech Extreme 2 Fahrwerk, das in diesem Fall mit 3929 Franken zu Buche schlägt, testen. Dabei fällt bereits beim Aufsitzen auf, dass die BMW mit dem strafferen Fahrwerk deutlich weniger eintaucht und so für den harten Einsatz noch über deutlich grössere Reserven verfügt. Zu bedenken ist dabei aber natürlich auch, dass ich mich ohne Gepäck doch deutlich unter den vorgesehenen 100 kg bewege.
- Die Dämpfung an der Gabel kann in Zugstufe…
- …und Druckstufe eingestellt werden.
Bereits in den ersten Kurven überrascht die Touratech-BMW mit grosser Agilität, fährt sich fast wie ein hochbeiniges Naked Bike. Impulse werden nicht durchs weiche Fahrwerk geschluckt, so dass sie sich speziell in Wechselkurven deutlich flinker und präziser verhält und so leichtfüssiger anfühlt. Auch reagiert das Fahrwerk kaum auf Lastwechsel. Selbst auf der Bremse taucht die Front nur minim ein. Das ist für eine Enduro zunächst ungewohnt, sorgt aber für deutlich mehr Ruhe, Feedback und ein präziseres Einlenkverhalten. Auch allfälliges Nachwippen fällt weg.
Die Touratech-BMW ist nicht aus der Ruhe zu bringen und hält stets satten Bodenkontakt. Dank des sehr feinen Ansprechverhaltens der Federelemente werden auch kleinere Unebenheiten weggeputzt, sodass die Räder stets sicher dem Asphalt folgen. Gleiches gilt auch im Gelände, wo die BMW eine gute Figur macht. Obwohl wir die Unebenheiten regelrecht suchten, kam das Fahrwerk nie auch nur ansatzweise ans Limit. Unter der strafferen Abstimmung – immerhin ist die BMW für ihre Abstimmung etwas unterbeladen – leidet natürlich der Komfort etwas, in Sachen Performance hat das Touratech-Fahrwerk dennoch klare Vorteile und bietet noch ein riesiges Potenzial für zusätzliches Gepäck, sodass sie auch vollbeladen, vielleicht sogar zu zweit, auch über rauere Offroad-Pfade nicht ans Limit kommen dürfte.