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Faszination Motorroller

Wie Bostitch, Natel oder Jeep, so steht auch Vespa als Begriff für eine ganze Produktgattung. Doch der legendäre Motorroller aus Italien war längst nicht der erste, wenn auch bis heute der erfolgreichste. „Faszination Motorroller – Eine Weltgeschichte der Scooter“ von Didier Ganneau fasziniert vor allem durch seine fast schon unfassbar grosse Bildauswahl aller möglichen (und unmöglichen) Scooter, darunter auch etliche Prototypen.

 

„Faszination Motorroller – Eine Weltgeschichte des Scooters“ von Didier Ganneau. Bild: GeraMond.

 Gleich zu Anfang macht der Autor klar: Trotz einiger charakteristischer Grundsätze ist das Konzept Motorroller ungewöhnlich vielschichtig – selbst wenn man sich auf Normen wie die DIN 70010 und ISO 3822-1977 einigt. Demnach ist ein Scooter „eine Sonderbauart des Motorrads“ ohne Knieschluss, mit Trittbrettern und einer Verkleidung. Von letzterer konnte in den 1920er Jahren allerdings noch nicht die Rede sein, als erstmals motorisierte „Tretroller“ erschienen.

Der erste „moderne“ Vertreter

Als der erste „moderne“ und wegweisende Vertreter des Motorrollers darf der englische Unibus von Gloucetser Aircraft aus den Zwanzigern gelten. Der Scooter wollte vor allem immer günstiger Autoersatz sein, wie nicht nur die Modellbezeichnung beim „Ner-A-Car“ (1921-1927) veranschaulichte. Diese konzeptionelle Ausrichtung sorgte dann nach dem Zweiten Weltkrieg für den ersten grossen Boom, wo manche Modelle gar als „Einspur-Auto“ vermarktet wurden.

Scooter von Ducati, MV und Moto Guzzi

Dass die Vespa so legendär wurde, lag vor allem am geschickten Marketing, denn technisch war sie mit ihren kleinen Rädern und dem nicht mittig montierten Motor im doppelten Sinne des Wortes recht unausgewogen. Welche Rolle der Scooter seinerzeit spielte, zeigen auch traditionelle Motorradfirmen wie Ducati, MV Agusta und Moto Guzzi, die eigene Modelle auf den Markt brachten.

Subaru und Mitsubishi gelang der Weg zum Auto

Und während der Weg zum Autobauer für die meisten deutschen Zweiradproduzenten in der Pleite endete, legten japanische Hersteller wie Mitsubishi und Subaru mit Motorrollern den Grundstein für ihren späteren Erfolg. Als Mitte der 1950er Jahre dann aber die ersten günstigen Autos auftauchten, war die erste grosse Zeit des Rollers auch schon wieder vorbei.

Die Renaissance

Mit der Renaissance des Motorrads Ende der 60er Jahre kamen ein Jahrzehnt später auch die Motorroller wieder zurück und legten als Maxi-Scooter spürbar an Leistung und Performnace zu. Die Grenzen zum Kraftrad sind heute bisweilen fliessender denn je. „Faszination Motorroller“ fasziniert vor allem durch seine fast schon unfassbar grosse Bildauswahl aller möglichen (und unmöglichen) Scooter, darunter etliche Prototypen. Das Buch zeigt nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern noch viel, viel mehr Modelle.

Überraschungen selbst für Insider

Selbst Insider dürften hier noch die eine oder andere Überraschung finden. Es sind vor allem die vielen originellen bis skurilen Konstruktionen, die das Buch auszeichnen. Der Franzose Ganneau gliedert sein Werk nach Ländern und fügt noch Abschnitte über Themen wie Roller im Motorsport oder Expeditionen mit der Vespa hinzu. Selbst der BMW C1 bekommt ein eigenes „Kapitel“. Ganz aktuell endet die kleine Weltgeschichte beim Honda X-ADV. Stets fasst sich der Autor kurz, aber nicht zu kurz und konzentriert sich vor allem auf die Bildbeschreibungen, wobei bis auf den Hubraum technische Daten nur selten vertieft werden. Ihm geht es vor allem um die Eigenheiten der jeweiligen Konstruktion und ihren Erfolg, der häufig ein Misserfolg war.Bei der gewaltigen Bilderflut von über 400 Fotos ist es nahezu unverzeihlich, dass ausgerechnet die Simson Schwalbe in ihrer klassischen Ausprägung fehlt. „Faszination Motorroller – Eine Weltgeschichte des Scooters“ von Didier Ganneau ist im Geramond-Verlag erschienen. Das Buch im Format 29,4 x 20,6 cm hat 168 Seiten mit rund 410 Abbildungen. Unverbindliche Preisempfehlung: 41.50 Franken.(ampnet/jri) 

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