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Harley-Davidson LiveWire: Twist and go!

Jetzt ist sie da, die serienreife elekrtisch betriebene Harley-Davidson LiveWire. Das Fazit unserer ersten Testfahrt in Portland, Oregon (USA): Cool, agil, exklusiv!

Richtig: Es bollert und rüttelt nichts an der neuen Elektro-Harley und ja, irgendwie vermisst man das schon. Denn das V2-Bollern und diese „good Vibrations“ waren im Grunde das Markenzeichen des traditionsreichen Motorradherstellers aus Milwaukee, USA.

Ein „natürlicher“ Sound

Aber es wäre ja auch ziemlich seltsam, wenn die LiveWire einen künstlichen V2-Sound von sich gäbe… Auch sonst hat sie keinen Soundgenerator, alles was man hört ist ein dezentes Surren des Elektroantriebs, das auf „natürliche Weise“ entsteht und nicht extra erzeugt wird. Das ist absolut authentisch und verdient ein erstes Lob…

 

Wie die LiveWire aus der Fahrerperspektive klingt, seht und hört ihr im Onboard-Video.

117 Nm

Auch der Rest des Bikes ist gelungen. Allem voran der Elektromotor mit seiner Spitzenleistung von 106 PS bei 11’000 Umdrehungen pro Minute sowie – und das ist das eindrücklich Spürbare – dem Drehmoment von fetten 117 Newtonmetern. „Twist and go“ nennen die Harley-Verantwortlichen die neue Einfachheit des E-Antriebs. Überstzt heisst das so viel wie: Gas geben und losfahren.

Agilste serienmässige Harley

Der E-Antrieb ist toll und macht aus der 249-Kilo-Maschine die agilste Harley, die derzeit serienmässig zu kaufen ist. Tatsächlich gestaltet sich das Anfahren ganz easy und ruckfrei. Vier verschiedene vorprogrammierte Modi (Strasse, Sport, Reichweite, Regen) sowie drei individuell definierbare bieten für jede Situation eine passende Abstimmung nicht nur der Motor-Ansprache und Leistungsabgabe, sondern auch der Assistenzsysteme.

Reflex Defensive Rider Systems

Die LiveWire bietet dank implementierter Sechsachsen-IMU (Messeinheit) als erste Harley-Davidson ein umfassendes elektronisches Assistenzpaket namens RDRS (Reflex Defensive Rider Systems). Dazu gehören ein Kurven-ABS mit Überschlagvermeidung, eine kurvenoptimierte Traktionskontrolle mit Wheelie-Kontrolle und eine Antriebschlupfregelung.

Flott unterwegs

Wir sind mit der LiveWire auf den kurvigen Strassen im hügeligen Umland der Stadt Portland ziemlich flott unterwegs. Zum einen dank des Antriebs, der jederzeit Schub satt liefert – einen falschen Gang gibt es hier eh nicht – und zum anderen dank des guten, volleinstellbaren Fahrwerks von Showa. Ein gewisser Drang nach aussen ist zwar vorhanden – sowohl beim Bremsen als auch beim Beschleunigen in Schräglage –, aber lässt sich die LiveWire dennoch sauber in der Spur halten und gut beherrschen, selbst bei gröberen Bodenwellen.

Bremsen und rekuperieren

Wie andere Elektrofahrzeuge auch, verfügt die LiveWire über eine Rekuperations- bzw. – wie es die Amerikaner nennen – Regenerations-Funktion. Das heisst, dass sich der Antrieb im Schiebebetrieb in einen Generator verwandelt, der also Strom erzeugt und so die Batterie wieder ein wenig auflädt. Je nach Modus bzw. manueller Justierung der Rekuperationsintensität reicht diese „Motorbremse“ schon aus, um Speed abzubauen. Im Heizmodus, der dank ordentlicher Schräglagenfreiheit und entsprechend dynamischer Ergonomie mit weit hinten positionierten Fussrasten durchaus möglich ist, kommt dann aber doch öfter auch die fein ansprechende, gut dosierbare und bei Bedarf satten Biss bietende Brembo-Doppelscheibenbremse zum Einsatz.

Detailkritik

Die Kritikpunkte beschränken sich auf Details. Beispielsweise die lose verlegten Elektrokabel, die zu den vorderen Blinker führen, auf die man an jedem Stopp freie Sicht hat oder die Rückspiegel, die eine nicht gerade überwältigende Sicht nach hinten bieten. Und spätestens an dieser Harley, die eine neue Welt eröffnet, hätten wir uns einen einstellbaren Hebel für die Vorderbremse gewünscht (einen Kupplungshebel gibt es ja nicht).

Die LiveWire. Harley-Davidsons erstes Elektromotorrad. Foto: Harley-Davidson

Der Preis

Schliesslich wäre da noch der Preis. Die LiveWire gibt es in der Schweiz ab Herbst 2019 ab 36’500 Franken. Das ist alles andere als ein Schnäppchen, mit dem man sich den Einstieg in die Welt von Harley-Davidson ermöglicht. Das soll dieses Bike, das als neuer, zukunftsweisender Technologieträger gilt, aber auch gar nicht sein. Viel mehr dürfte sie zum Zweit- oder Dritt-Bike derer werden, die schon eine Harley in der Garage stehen haben…

 

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