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Kennzeichen Auktionen bringen viel Geld

Mit Auktionen von Kennzeichen verdienen die Kantone nicht nur (sehr) gutes Geld, sie sind ferner eine Versicherung gegen Amtsmissbrauch und ermöglichen manchem Töff­fahrer die Realisierung eines kleinen Traums.

Kennzeichen Auktionen – Für die einen ist das Motorrad-Kennzeichen ein Fremdkörper – ein notwendiges Übel. Entsprechend interessiert sie die Zahlenkombination am Heck ihres Bikes etwa so viel wie der Einfluss der Sonnenstrahlen auf das Liebesleben der Pflastersteine. Andere iden­tifizieren sich mit ihrem Kennzeichen, sehen es – spe­ziell, wenn die Nummer tief ist – als Synonym für Erfahrung bzw. eine lange währende Töfffahrer-Karriere. Nochmals andere sind abergläubisch, wollen die Zahlenkombination ihres Geburtstags mitführen, stehen auf Palindrome oder individuelle Glückszahlen.

 

Das Gute: In fast allen Kantonen können ansässige (Auto- und) Töfffahrer von den Strassenverkehrsämtern zur Auktion freigegebene Kennzeichen ersteigern und/oder direkt erwerben. Die Auktionen laufen dabei meist eine Woche – etwa von Donnerstagmorgen bis Mittwochabend –, wobei der/die Meistbietende den Zuschlag für das Kennzeichen erhält. Je tiefer bzw. exklusiver die Zahlenkombination, desto höher fällt in aller Regel der Startpreis der feilgebotenen Kennzeichen aus. Beim Direktkauf wird dagegen eine Charge Kennzeichen zum Fixpreis ausgeschrieben. Nach der Devise: «Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.»

 

Kennzeichen Auktionen 1

Grosse Unterschiede

Erschwerend ist nun aber, dass jeder Kanton sein eigenes Süppchen kocht. Mit teilweise recht unfairen Folgen für Interessierte: Während etwa im Kanton Bern ein vierstelliges Motorrad-Kontrollschild für 290 Franken und ein fünfstelliges für 50 Franken im Direktkauf erworben werden kann, gibt es diese Option in Zürich nicht. Hier werden aktuell nur vierstellige Schilder zur Auktion angeboten, wobei unter 800 Franken zurzeit nichts zu holen ist.

 

Unsere Anfrage, wieso keine Direktkäufe angeboten werden, beantwortete die Medienstelle der Zürcher Strassenverkehrsämter wie folgt: «Wir wissen im Voraus nie, ob es für ein Kontrollschild nur eine Interessentin, einen Interessenten oder mehrere hundert gibt. Bei mehreren Interessierten haben in einer Auktion alle dieselbe Chance, die Nummer zu ersteigern. Nicht nur die oder der Schnellste.»

Und wieder der Kantönligeist

Weitere «kantonale Spezialitäten», die uns im Rahmen unserer Recherche aufgefallen sind: Im Kanton Basel-­Landschaft besteht neben der klassischen Auktion und dem Direktkauf zudem die Option «Privatauktionen». Halter interessanter Kennzeichen können hier also das Nutzungsrecht an «ihrem» Schild versteigern.

 

Die Auktionen des Strassenverkehrsamts Zug finden nur in bestimmten Zeiträumen statt, jene des Fürstentums Liechtenstein nur alle ein bis zwei Jahre. Attraktive Angebote gibt es speziell im Kanton Schaffhausen: Hier umfasste die Auktion zum Zeitpunkt unserer Recherche 12 vierstellige Kennzeichen zu sehr attraktiven Startpreisen, wobei kein einziges Angebot abgegeben war. Und dreistellige Schilder gibt es in der Munot-Stadt im Direktkauf für 200 Franken.

 

Auch Luzern ist diesbezüglich sehr töfffahrerfreundlich: Vierstellige Kombinationen sind im Zentralschweizer Kanton im ­Direktkauf – hier «Wunschkontrollschild» genannt – ab 80 Franken zu haben. Auch Solothurn macht mit 200 Franken für vierstellige Schilder eine gute Figur. Genauso wie Appenzell Innerrhoden (Fr. 100.–).

Teure Grossstädte

Auf der anderen Seite des Spektrums befinden sich Kantone wie Zürich (siehe oben) oder Basel-Stadt. Wer sich am Rhein für ein vierstelliges Schild interessiert, kommt erst ab 1000 Franken ins Gespräch. Und die 5000 Franken für die Kennzeichen «BS 6» und «BS 9» waren im Rahmen unserer Recherche abso­luter Spitzenwert. Wenngleich für die Nutzungsrechte an «ZH 545» diesen September in der Auktion satte 6200 Franken investiert wurden.

 

Weitere kantonale Regelungen, die beim Erwerb eines Kennzeichens dringend beachtet werden sollten: Es gibt Fristen, in denen die erworbenen Schilder mit einem Fahrzeug eingelöst werden müssen. Verstreichen sie, gehen die Nutzungsrechte wieder ans örtliche Strassenverkehrsamt. Ferner regelt jeder Kanton für sich, ob und wie (Gebühren) ein Kennzeichen an Dritte weitergegeben werden darf. Eine Linkliste zu den Auktions- und Verkaufs-Webportalen aller Kantone findet man unter fahrzeugausweise.ch/informationen

Vom Amtsmissbrauch zur Auktion

Um die 1980er-Jahre gab es in der Schweiz Fälle, bei denen das Schalterpersonal einiger Strassenverkehrsämter Kontrollschilder mit tiefen bzw. attraktiven Zahlenkombinationen an Freunde und Bekannte herausgab. Auch gab es Beamte, die sich mit der Vergabe solcher Kennzeichen einen lukrativen, illegalen Nebenerwerb aufbauten. Die Sache flog auf, und es wurden strikte Kontrollmechanismen implementiert, um besagtem Fehlverhalten vorzubeugen. Tatsächlich hat das Schalterpersonal bei der Schildervergabe heute so gut wie keinen Spielraum mehr.

 

Dass mit dieser Art des Amtsmissbrauchs nicht zu spassen ist, bekam – nach einer sehr langen Zeit der Ruhe auf diesem Gebiet – erst diesen Sommer ein Tessiner Strassenverkehrsamts-Beamter und Politiker zu spüren, der sich mit illegalem Kennzeichen-Handel privat bereicherte. Die Tessiner Staatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren, und der fehlbare Beamte wurde umgehend vom Dienst suspendiert.

 

Kennzeichen Auktionen dienen also einerseits dem Schutz der Behörden selbst, sie sind andererseits aber auch klar eine höchst attraktive Einnahmequelle. So hat allein der Kanton Zürich 2020 exakt 4 996 438 Franken mit dem «Verkauf» von Kennzeichen erwirtschaftet.

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