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Krummenacher begann 2022 bei Null

Krummenacher 2022

Der künftige MotoE-WM-Pilot Randy Krummenacher hat eine schwere Saison 2022 hinter sich und fürchtete, alles verloren zu haben, was er die letzten 25 Jahre aufgebaut hatte.

Randy Krummenacher, der Supersport-Weltmeister von 2019, hatte eine schwierige Saison 2022: Aus gesundheitlichen Gründen war er nicht mehr bei Kräften, fehlte beim Saisonstart zur italienischen Superbike-Meisterschaft (CIV) und kam bei den geplanten Einsätzen mit dem Wójcik Racing Team in der  Langstrecken-WM nie zum Einsatz.

 

Im Interview erzählte uns Krummenacher von seiner desaströsen Saison, seiner Post-COVID-19-Entzündung und seinem ersten Sieg in der italienischen Meisterschaft.

 

Knock-out vor Saisonstart

Randy Krummenacher: „Es gab in der Saison 2022 einige positive Erfahrungen, doch es war ein extremer Kampf. Mich hatte Covid brutal erwischt. Die ersten zwei Wochen ging gar nichts mehr. Nach drei Wochen fühlte ich mich nach einem halbstündigen Spaziergang wie nach einem Marathon, bei dem ich alles gegeben hatte. Nach einem ersten Test auf dem Töff musste ich einsehen, dass ich beim Saisonstart Anfang April nicht antreten konnte. Ich wusste, dass die zweite Runde im Mai in Vallelunga ohne Training sehr hart werden würde. In Rennen 1 brachte ich aber Rang 5 ins Ziel. Für Rennen 2 wollte ich mehr, hatte aber in der ersten Runde einen groben Highsider. Ich muss von Glück reden, dass mich der Fahrer hinter mir nur an den Beinen erwischte hatte. Doch ich zog mir dabei einen Wadenbeinbruch zu.“

 

Krummenacher 2022

Nach dem harzigen Saisonstart musste Krummenacher wegen eines Wadenbeinbruchs gleich nochmals pausieren.

Die Pause geht weiter

„Die Zeit, die ich brauchte, um mein Bein zu kurieren, war für mich aber auch eine Chance, wieder fitter zu werden. Sechs Wochen später ging es mir in Mugello gesundheitlich zwar besser, aber längst noch nicht gut. In der Schikane zwicke auch das Bein noch. Das Podest verpasste ich dennoch nur knapp. Mental half es mir aber, zu spüren, dass es vorwärts geht.“

 

Alles verloren, vieles wieder gefunden

„Als ich nach der üblen Erkrankung wieder mit dem Training begonnen hatte, fühlte es sich an, als ob ich alles verloren hätte, was ich die letzten 25 Jahre aufgebaut hatte. Ich musste wieder bei Null beginnen. Im Sommer konnte ich aber grosse Schritte machen und spürte, dass doch noch etwas geblieben ist. Mein erstes Podium in  Misano ende Juli war cool. Das bestätigte mir, dass es vorwärts geht.“

 

Der erste Sieg

„Im September in Mugello waren meine härtesten Konkurrenten bei schwierigen Bedingungen im Regen in Rennen 1 gestürzt. Da konnte ich überlegen meinen ersten Sieg mit 22 Sekunden Vorsprung einfahren. Das war wunderschön! Im trockenen zweiten Rennen fuhr ich mit Rang 2 wieder aufs Podest.“

 

Krummenacher 2022

In Mugello konnte Krummenacher überlegen seinen ersten Sieg in der CIV Superbike einfahren.

 

„Beim Saisonfinale in Imola hatte ich noch die Chance, in der Meisterschaft auf Rang 3 vorzustossen. Doch das Team war noch nie da, wir hatten keine Daten. Wir brauchten viel Zeit bis wir ein gutes Set-Up gefunden hatten. In Rennen 1 reichte es zu Rang 4, im zweiten Rennen schieden wir mit Motorschaden aus. Das war ein bitterer Saisonabschluss und bedeutete Rang 5 in der Meisterschaft.

 

Nullrunde in der Langstrecken-WM

Krummenacher hatte 2022 neben seinem CIV-Engagement auch noch einen Vertrag in der Langstrecken-WM. Krummenacher: „Das ging voll in die Hosen! Erst für Suzuka wäre ich wieder einsatzbereit gewesen. Doch das Team reiste nicht nach Japan, denn allein der Transport des wichtigsten Materials hätte schon 60000 Euro gekostet. Es sollte nicht sein! Doch die Endurance-WM reizt mich weiterhin sehr. Dort will ich 2023 wenigstens in Le Mans und am Bol d’Or antreten. Ich bin auf der Suche nach der Möglichkeit in einem Team unterzukommen.

 

Revival im MotoGP-Zirkus

2023 wird Krummenacher in der CIV nicht mehr antreten, aber im Rahmen des MotoGP in der auf Ducati-Maschinen neu aufgegleisten MotoE-WM antreten. Krummenacher erklärt, wie es dazu kam: „Den Chef des Team Dynavolt Intact GP kenne ich, seit ich in der 125er-Klasse gefahren bin. Als ich las, dass Ducati die Motorräder für 2023 liefern wird, entschied ich mich, ihn zu kontaktieren.

 

Ducati MotoE 2023

Dass Ducati die Renner für die MotoE-WM baut, weckte Krummenachers Interesse.

 

Das Team Intact GP suchte nach zwei schnellen Fahrern. Beide Seiten waren interessiert, dieses Projekt gemeinsam anzugehen. Wir trafen uns für einen ersten Austausch und ich sah sofort, wie spannend dieses Projekt aus verschiedenen Gründen für mich ist. Das Team von Jürgen Lingg ist sehr erfahren und professionell. Es hat 2022 die Gesamtwertung der MotoE mit Dominique Aegerter gewonnen.

 

Die Kombination aller Faktoren begeistert mich und ich glaube, dass wir alles haben, was es braucht, damit wir um den Titel kämpfen können. Die Ducati V21L wird für alle Fahrer und Teams neu sein, deshalb ist es kein Nachteil für mich, dass ich sie noch nie gefahren bin. Ich kann kaum, erwarten im März auf die Strecke zu gehen und dieses neue und aufregende Abenteuer zu beginnen. Ich möchte dem Team Dynavolt Intact GP und all meinen Sponsoren danken; ich kann es kaum erwarten, mit ihnen die Emotionen und die positiven Erfahrungen zu teilen.“

 

Krummenacher 2023

Randy ist guter Dinge und motiviert, auf der Elektro-Ducati um den WM-Titel zu kämpfen.

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