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Suzuki GSX-8S im Test – jung und dynamisch

Suzuki GSX-8S Test

Mit der neuen 800er-Plattform will Suzuki die Mittelklasse erobern. Bei den Reiseenduros schicken sie dabei die V-Strom 800DE in den Ring, bei den Naked Bikes soll es hingegen die Suzuki GSX-8S richten, die wir in Frankreich bereits testen konnten.

Optisch ist die neue Suzuki GSX-8S im heutigen Test schonmal gelungen. Die aggressive Front, die mit ihren zwei übereinander liegenden LED-Lampen und den darunter positionierten «Fängen» einem gewissen räuberischen Flugtier deutlich ähnlicher sieht als andere zeitgenössische Lampenmasken, verspricht Sportlichkeit. Gleiches gilt für die spitz nach vorne zulaufenden Seitenteile am Tank und das – bis auf den ausladenden Nummernschildhalter – sehr kompakte Heck. Ob die Suzuki GSX-8S da fahrdynamisch Wort halten kann?

Kraft aus der Mitte schöpfen

Der 776 ccm grosse Twin zeigt sich beim Schlängeln durch den südfranzösischen Morgenverkehr auf jeden Fall schonmal von seiner spritzigen Seite. Hier kann die Sugi problemlos im zweiten Gang belassen werden. Dank ordentlich Drehmoment zwischen rund 3000 und 7000/min bräuchte es den serienmässigen Blipper in diesem Gebiet eigentlich gar nicht.

 

Das ändert sich dann natürlich etwas, als wir die komplett verbaute Küste verlassen und ins ebenso menschenleere wie kurvige Hinterland eintauchen. Also das mit dem Blipper, nicht das mit dem Drehmoment. Denn auch bei höheren Geschwindigkeiten kann der Suzuki-Twin mit 270 Grad Hubzapfenversatz und maximal 83 PS bei 8500/min und 78 Nm Drehmoment bei 6800/min mit viel Punch in der Drehzahlmitte punkten. Schalten müssen wir beim sehr sportlich angeschlagenen Tempo des einheimischen Guides aber doch etwas öfter.

 

Auch weil ab einer gewissen Drehzahl – die GSX-8S lässt sich weit über die Maximalleistung hinaus drehen – dann nicht mehr allzu viel passiert, und man besser die nächste Gangstufe einlegt. Der Blipper funktioniert dabei immer tadellos und wechselt auch unter Halblast souverän die Gänge. Je nach Drehzahl sind dabei die Unterbrüche etwas kürzer oder länger, aber nie so lang, dass ich es als störend empfunden hätte.

 

Sinnvolle Eingriffe

Auch die dreistufig einstellbare Traktionskontrolle der Suzuki GSX-8S macht hier einen guten Job. Und das, obwohl sie mit kalten Temperaturen, teils nassen und oft holprigen Strassen doch einiges zu tun hat. Sie kann sich zwar nicht auf die Daten einer IMU verlassen, sorgt aber dennoch zuverlässig für Grip, ohne die Beschleunigung störend früh einzuschränken. Trotzdem sorgt sie auch auf der niedrigsten Eingriffsstufe für Vertrauen und Sicherheit.

 

Bezüglich Motor-Modi bin ich auf der Kurvenjagd praktisch immer im mittleren Modus B unterwegs. A wäre aggressiver, C sanfter, doch für mich passt der Mittelweg am besten. Auch, weil die Modi keinen Einfluss auf die Maximalleistung, sondern nur auf die Übersetzung von Gasgriffdrehung zu Drosselklappenöffnung haben.

 

Dabei ist Modus B «proportional» ausgelegt, halb geöffnetes Gas bedeutet also halb geöffnete Drosselklappen, während A «überproportional» und C «unterproportional» ausgelegt sind. Der Wechsel zwischen den Modi geht via die linke Lenkerarmatur und das gut ablesbare TFT-Display dabei sehr einfach und auch während der Fahrt von statten.

 

Suzuki GSX-8S Test

Die Sonne täuscht: In den Bergen erwarteten uns bitterkalte Temperaturen.

Auch dynamisch?

Jung ist die Suzuki GSX-8S sicher – im wörtlichen und auch im übertragenen Sinne – ob sie aber auch dynamisch ist, muss sie nun in den Kurven des südfranzösischen Hinterlands beweisen. Und ja, die Sugi macht da ganz brav mit. Sie gibt sich sehr ausgeglichen, ist weder besonders agil noch besonders stabil. Vielmehr bietet sie ein vorhersehbares, neutrales Fahrverhalten. Damit gerät sie – im positiven Sinne – fast etwas in den Hintergrund und passt sich dem Fahrstil und den Vorlieben ihres Piloten an.

 

Das KYB-Fahrwerk – das Federbein ist in der Vorspannung einstellbar, welche ich auch entsprechend anpassen liess – ist dabei eher auf Komfort als auf Sport ausgelegt. Die Anpassung der Vorspannung hinten schafft da etwas mehr Sportlichkeit, ansonsten gibt’s jedoch keine Einstellmöglichkeiten. Die Abstimmung ist für den Einsatz im Alltag und auf Touren sehr gut gewählt. Für die sehr sportliche Fahrweise an der Präsentation hätte ich mir aber etwas mehr Dämpfung gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau mit sehr spezifischen Ansprüchen.

 

Für die Sicherheit

Wer zügig unterwegs ist – was mit der Suzuki GSX-8S durchaus leichtfällt – muss auch anständig verzögern können. Bei der 8S zeichnen für die Verzögerung vorne zwei Nissin-Vierkolbenzangen verantwortlich. Die machen einen guten Job, bieten anständig Initialbiss ohne zu aggressiv zu sein, und lassen sich gut dosieren.

 

Einzig das ABS scheint in gewissen Situationen etwas arg auf Sicherheit getrimmt zu sein. Gerade wenn zum starken Bremsen Unebenheiten in der Strasse kommen, greift es in Situationen ein, in denen ich es eigentlich nicht erwarten würde. Das kann dann unter Umständen zu einem Schreckmoment sowie zu einer eher subobtimalen Linie führen. Im normalen Einsatz sollte dies kein Problem darstellen, wer aber sportlich und auf schlechten Strassen unterwegs ist, sollte diese Eigenschaft im Hinterkopf behalten.

 

Kurve

Die GSX-8S kann ganz schön sportlich.

Ausdauernde Suzuki GSX-8S

Dank der etwas softeren Abstimmung der Federelemente in Kombination mit der angenehmen Sitzposition eignet sich die Suzuki GSX-8S auch für längere Ausfahrten durchaus. Kniewinkel, Gewicht auf den Handgelenken und Sitzkomfort sind ausgezeichnet, so dass sich auch auf langen Abschnitten ohne Unterbruch nie irgendwelche Körperstellen negativ zu Wort gemeldet hätten.

 

Auch mit dem hübschen und gut ablesbaren TFT-Display und der einfachen Bedienung lässt es sich gut leben. Die GSX-8S ist also nicht nur in Sachen Fahrdynamik ein sehr zugängliches Motorrad.

 

Und der Preis? Der liegt mit ab 9’995 Franken etwas höher als jene der direkten Konkurrentinnen. Dafür gibt’s den serienmässigen Blipper, wobei auch so noch ein gewisser Preisunterschied bestehen bleibt. Ob der gerechtfertigt ist, lässt sich aus der Distanz schwer sagen. Schon bald werden wir diese und weitere Fragen aber in einem direkten Vergleichstest zu klären versuchen. Mit dabei ist dann sicher auch die Hornisse

 

Motorrad Kurve von hinten

Die Sitzposition ist sehr angenehm, auch die grösseren Kollegen beklagten sich nicht über zu beengte Verhältnisse.

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