Suzuki GSX-8T und GSX-8TT – erster Test

In Slowenien hatten wir erstmals Kontakt mit den zwei neuen klassisch angehauchten Bikes von Suzuki, der GSX-8T und der GSX-8TT.
Mit der GSX-8T (Fr. 10’895.-) und der GSX-8TT (Fr. 11’495.-) hat Suzuki zwei neue Schwestern auf den Markt gebracht, die mit ihrem Design an längst vergangene Zeiten erinnern wollen. Technisch basieren sie auf der GSX-8S, die Suzuki zur Saison 2023 lancierte. Das Naked-Bike erschien damals in auffalnd-leuchtendem Blau inklusive Felgen und dem spitz zulaufenden Scheinwerfergehäuse, mit zwei übereinanderliegenden LED-Linsen. Mit ihr wurde der brandneue Reihenzweizylinder-Motor mit 270-Grad-Hubzapfenversatz und 776 ccm eingeführt, der auch Euro5+-konform für 83 PS bei 8500 Umdrehungen pro Minute und ein maximales Drehmoment von 78 Nm bei 6800/min gut ist.
Gleiche Technik, neues Design
Technisch hat sich bei den beiden Neuheiten nichts geändert. Zumindest, was den Motor und das Fahrwerk betrifft. Dafür umso mehr beim Look, weshalb wir zuerst gleich auf diesen eingehen. Es war das Ziel der Verantwortlichen, und in diesem Fall insbesondere des Styling Designers Arthur Vidal, der in Suzukis Designstudio in Italien tätig ist, einen Look zu schaffen, der es schafft, nostalgischen Charakter mit einem qualitativ hochwertigen, zeitlosen Design und aktueller Performance in Einklang zu bringen. Es sollten also keinesfalls reinrassige Retro-Bikes entstehen.
Basis der Inspiration: T500
Als Basis der Inspiration für die beiden neuen Modelle diente die T500, die von Suzuki den Spitznamen „Titan“ erhielt. Designer Arthur Vidal legte sich selbst sogar eine 1972er T500 zu, um dem damaligen Spirit näherzukommen. Zentralste Verbindung zum Zweitakter, der aus 500 ccm Hubraum 47 PS bei 7000/min generierte, ist der nicht ganz kreisrunde Rundscheinwerfer, der beim Original im unteren Bereich abgeflacht ist. Das gilt sowohl für die Chromeinfassung als auch für die gläserne Streuscheibe.
In der aktuellen Interpretation gestaltet sich das Lampengehäuse, das bei der 8T komplett zu sehen ist, zwar rund, aber der eigentliche Scheinwerfer, sprich Reflektor und Kunststoffscheibe, ist entsprechend dem Original ebenfalls unten horizontal abgeflacht. Bei der Gestaltung des Scheinwerfers arbeiteten der Designer und die Ingenieure Hand in Hand, wie sie an der Präsentation betonten. Denn es soll sich hierbei um den bisher hellsten LED-Scheinwerfer von Suzuki handeln, der die Strasse nachts besonders gut ausleuchtet.
Grössere Reichweite
Auch am Tank legten die Verantwortlichen Hand an und gestalteten ihm im vorderen Bereich zum Lenker hin bauchiger, eben klassischer. Diese Veränderung bewirkte neben dem neuen Look zudem eine Steigerung des Fassungsvermögens von 14 auf 16,5 Liter. Diese 2,5 Liter mehr Benzin sollen laut Suzuki eine um 18 Prozent gesteigerte Reichweite bewirken.
Ein Designmerkmal, das der T vorbehalten ist, ist die „Tuck-and-Roll“-Sitzbank, deren Erscheinungsbild an die quer-gesteppten Motorradsitze von früher erinnert. Insgesamt gibt sich die T aber doch noch eher zurückhaltend, was den Retro-Bezug angeht. Auf den allerersten Blick erinnert sie gar ein wenig an die CB650 von Honda, die mit ihrem „Neo Sports Cafe“ genannten Design auch einen Hauch von Retro in die aktuelle Zeit bringt. Dies ebenso in Form des ursprünglich kreisrunden LED-Scheinwerfers, der aktuell in Tropfenform erscheint.
GSX-8TT: Timeless Titan
Der GSX-8TT, der „Timless Titan“, gelingt es auf Anhieb viel deutlicher, echtes Retrofeeling rüberzubringen. Sie verzichtet zwar auf den „Retro-Sattel“ und beitet dafür ein sportlicher ausgefallenes Polster mit farblich abgesetzten Nähten. Viel ausschlaggebender ist hier jedoch die charakteristische Kopfschale. Diese beherbergt den klassischen Rundscheinwerfer und verfügt eine sehr flach angewinkelte Scheibe mit leichter Tönung. An den unteren Kanten befinden sich kleine Flügelchen, von denen man denken könnte, sie seien eine Anlehnung an die Winglets aktueller Supersportler oder Hyper-Naked-Bikes.
Das ist aber nicht der Fall. Denn die Vorlage für sie bzw. die ganze Kopfschale ist das Pendant der GS1000S, die Ende der 70er auf den Markt kam. Und mit ihrem 90 PS leistenden Viertakt-Vierzylindermotor (997 ccm) war sie damals eines der schnellsten Motorräder am Markt. Über 200 km/h sollte sie erreichen und damit es dabei nicht zum Abheben der Front oder zu sonstiger Unruhe kam, wurde die Kopfschale eben mit Spoilern ausgestattet.
Orange Positionsleuchten
Gleich wie am Original ist denn auch die Position der Blinker und die Aussparungen dafür. Selbstverständlich sind diese – wie die komplette Beleuchtung – an den beiden Schwestern mit den Ts in LED gehalten. An der TT dienen diese übrigens auch als Positionsleuchten. Was Honda bei allen Motorrädern eingeführt hat, um die Sichtbarkeit zu erhöhen, war hier ein Muss, weil der von der nackten T übernommene Fast-Rundscheinwerfer – ebenfalls wie bei der GS1000S – ziemlich weit in seiner Behausung drin sitzt. So weit, dass er seitlich zu früh aus dem Blickwinkel verschwindet. Die orangen Positionsleuchten schaffen Abhilfe.
Lenkerendspiegel und Schrauben wie Nieten
Anders als an der GS1000S ist die Postion der Spiegel. An ihr waren sie an der Kopfschale angebracht. An der T und der TT befinden sie sich an den Lenkerenden. Das sieht nicht nur cool aus, sondern sorgt auch für eine einwandfreie Sicht nach hinten. Ein weiteres schönes Detail an der TT sind die sechs Inbusschrauben, mit welchen die flache Scheibe an der Schale befestigt sind. Ihr Design sorgt dafür, dass sie aussehen wie Nieten. Erst bei ganz genauem Hinsehen aus nächster Nähe geben sie sich als Innensechskantschrauben zu erkennen. Cool auch, dass an der Kopfschale die sportlichen Streifen des Tanks aufgenommen werden. Auch das war übrigens bei der GS1000S schon so…
Bugspoiler, Heckverschalung
Ein weiteres Designmerkmal der TT ist der Bugspoiler, der in beiden Farbvarianten (erhältlich sind Glanz-Schwarz und Matt-Grün) schwarzlackiert ist. Ebenfalls immer in glänzendem Schwarz präsentieren sich bei der TT die seitlichen Kühlerverkleidungen sowie die vorderen Schutzbleche. Die Heckverschalung nimmt die Farbe von Tank und Kopfschale auf. Bei der T dagegen sind Heckschale und vorderes Schutzblech stets Matt-Schwarz, die seitlichen Verkleidungen Matt-Silber, korrespondierend mit dem Scheinwerfergehäuse.
Aus Fahrersicht
Wer auf der GSX-8TT Platz nimmt, hat stets die Kopfschale im Blick, unter der sich das bekannte Suzuki-TFT-Vollfarbdisplay perfekt einfügt. Die Fuktionalität ist absolut gegeben, aber um das Retro-Flair noch etwas deutlicher zu unterstreichen wäre ein wählbarer Display-Modus mit einem oder gar zwei Rundinstrumenten für Tachometer und Drehzahlmesser eine feine Sache.
Fahrerlebnis
Die Sitzhöhe ist bei der TT mit 810 mm gleich wie bei der GSX-8S. Auf der T sitzt man bei 815 mm nur minimal höher. Auch Lenker und Rastenposition sind wie bei der GSX-8S. Und das ist gut so. Denn so ergibt sich eine lockere Sitzhaltung, mit von Grund auf relativ aufrechtem Rücken und ziemlich offenem Kniewinkel. Tagestouren steht so nichts im Wege.
Motor-Performance
Auch die gebotene fahrerische Performance taugt sowohl für sportliche Ritte als auch fürs alltägliche Pendeln. Der 800er Reihenzweizylinder liefert satten Druck bei tiefen Drehzahlen und dreht willig nach oben. Einsteiger wird er kaum überfordern und doch bietet er Erfahrenen genug, um auf der Strasse Spass zu haben. Dazu tragen auch die drei wählbaren Modi bei. Dabei fühlt sich der mittlere („B“) besonders „natürlich“, sprich linear an. Der hörbare und mit 89 dB auch tirolkonforme Sound ist angenehm bassig.
Serienmässiger Quickshifter
Dank des schönen Drehmoments kann selbst beim flüssigen Kurvenwedeln auch mal ein höherer Gang drin gelassen werden. Doch da, wie bei der S, auch auf der T und TT ein serienmässiger Blipper an Bord ist, macht das Zappen ebenso Freude. Während das Runterschalten etwas Nachdruck erfordert, geht das Raufschalten sehr geschmeidig.
Neutrale Lage
Apropos Kurvenwedeln: Wie schon in der S passt das ziemlich neutral ausgelegte KYB-Fahrwerk auch in der GSX-8T und der GSX-8TT für die allermeisten Situationen sehr gut. Die Abstimmung ist weder zu soft noch zu straff, wobei die Tendenz schon richtung Alltagstauglichkeit, also Komfort, geht. Einem sportlichen Strich steht allerdings nichts im Wege, wie wir in den kurvigen Hügeln im Umland von Ljubljana erfahren durften. Und wer hinsichtlich Sportlichkeit doch etwas mehr Frontlastikeit wünscht, kann die Vorspannung hinten erhöhen (allerdings nicht per Drehknopf, sondern mit entsprechendem Schlüssel).
Stopp!
Über zuverlässige Bremsen verfügen die GSX-8TT und die GSX-8T ebenso. An der Front ist eine 310-Millimeter-Doppelscheibenbremse mit radial montierten Bremssätteln verbaut. Im Stop and Go lässt sie gefühlvolles Verzögern ohne übertriebenen Initialbiss zu. Und auch beim An- und Hineinbremsen vor bzw. in Kurven hinein ist die Dosierung tadellos.
Erstmals mit Lithium-Ionen-Batterie
Von aussen nicht sichtbar, aber dennoch ein entscheidendes Element ist die Batterie. Erstmals bei Suzuki kommt bei den beiden neuen Modellen eine Lithium-Ionen-Batterie zum Einsatz. Sie ist in ihren Dimensionen kleiner und wiegt statt 3 kg nur 890 Gramm. Ausserdem unterstreichen die Verantwortlichen ihre deutlich langsamere Selbstentladung bei längeren Standzeiten sowie die erwartete Lebensdauer von rund zehn Jahren.
Ab Spätsommer 2025
Die GSX-8T ist in den Farben Metallic Mat Steel Green (QVP), Candy Burnt Gold (QSY) und Metallic Mat Black (YKV) zum Preis von Fr. 10’895.- verfügbar. Die GSX-8TT wird zum Preis von Fr. 11’495.- in den Farben Glass Sparkle Black (YVB) und Pearl Mat Shadow Green (QU5) erhältlich sein. Beide Modelle sollen ab Spätsommer 2025 bei den Suzuki-Händlern stehen. Eine Zubehörauswahl soll ebenfalls folgen.