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Test Kawasaki Z650RS: Retro-Kult

Kawasaki Z650RS

Vier Jahre nach Lancierung der Z900RS besinnen sich die Japaner von Kawasaki erneut auf ihre illustre Modellgeschichte und lassen mit der kleinen Schwester Z650RS eine bildhübsche Hommage an die Z650-B1 von 1977 vom Stapel.

Die technisch auf der Z900 aufbauende und 2018 lancierte Z900RS richtet sich eher an erfahrene Piloten und bescherte Kawasaki europaweit bis dato einen sehr guten Absatz. Kein Wunder also, dass Akashi die Retro-Welle munter weiterreitet und nun ab 2022 die kleine Schwester Z650RS bringen wird.

 

Ins Pflichtenheft schrieben sich die Entwickler hier Charakterzüge wie handlich, reproduzierbar, zugänglich, auf tiefe und mittlere Tempi ausgelegt und dennoch spritzig. Womit klar wird, dass die Grünen mit der Z650RS ein jüngeres und weniger erprobtes Publikum ansprechen wollen.

 

Kawasaki Z650RS

Technisch basiert die Z650RS auf dem Bestseller Z650.

 

Nur logisch also, dass die Neue technisch auf dem extrem beliebten und marktseitig höchst erfolgreichen Mittelklasse-Naked­Bike Z650 aufbaut. Zur Technik aber später mehr. Zunächst wollen wir uns dem wohl gewichtigsten Aspekt dieses Retro-Sportlers zuwenden – dem Design.

 

Adrettes Kleinod

Wir schreiben das Jahr 1977: Kawasaki lanciert die elegante Z650-B1. Von genau diesem Kleinod – auch die B1 war seinerzeit ein Mittelklasse-Töff – liessen sich die Designer bei der Gestaltung der Z650RS inspirieren. Speziell die von uns gefahrene Kolorierung «Candy Emerald Green» (voraussichtlich 9150 Franken) wurde optisch sehr liebevoll dem Original nachempfunden. Dies beginnt bei der zum Verwechseln ähnlichen Lackierung. Weiter geht es mit den legendären Rundinstrumenten, in deren Mitte ein dezentes LC-Display das Info-Menü abschmeckt, dem charakteristischen 12-Liter-Tropfentank und dem unverwechselbaren Entenschnabel-Heckbürzel.

 

Kawasaki Z650-B1

Optisch ist die neue Z650RS eine Hommage an die Z650-B1 von 1977.

 

Für Speichenräder hat es leider nicht gereicht. Die filigran verstrebten Gussräder brauchen sich jedoch sicher nicht zu verstecken. Nicht schön anzusehen sind einzig die freistehende Lambdasonde zwischen Kat und Krümmern sowie die exponierten Aufnahmeplättchen für die Zubehör-Kühlerabdeckung.

 

Nicht von schlechten Eltern sind auch die an­deren beiden Farboptionen Schwarz (rund Fr. 8990.–) und Grau (wie Grün wohl Fr. 9150.–). Alle drei Kolorierungen sollen bereits ab Dezember 2021 verfügbar sein.

 

 

Never change a winning horse

Führen wir uns das weiter oben umschriebene Pflichtenheft vor Augen, so erinnern wir uns, dass Kawasaki die Hausaufgaben bei vielen Baugruppen bereits bravourös erledigt hat. So wurden von der Z650 denn auch der leicht modifizierte, 68 PS starke und 64 Nm generierende 649-ccm-Reihenzweizylinder inklusive Antriebsstrang übernommen. Ebenso der Gitterrohrrahmen aus Stahl, die für die RS feinjustierten Federelemente und die Bremsen mit 300er-Scheiben vorn, wobei diese an der RS stilecht ohne Waves ausgeführt wurden.

 

 

Von der City …

Die Qualitäten der Z650RS werden wir heute auf einer 130-Kilometer-Runde im kurvigen Hinterland von Marseille erfahren. Zunächst führt uns die Testroute in der morgendlichen Rushhour jedoch mitten durch die französische Grossstadt.

 

Abstehen geht bei 174 cm Grösse beidseits problemlos. Die fast aufrechte Ergonomie mit grosszügig gekröpftem Lenker und 820 mm Sitzhöhe ist super-entspannt und passt entsprechend zur City wie die Faust aufs Auge. Gleiches gilt für den Achtventiler, dessen sehr fein dosierbare Kupplung zur Bedienung eigentlich nie mehr als zwei Finger bemüht. Auch die Abstufung des knackigen Getriebes ist für die Stadt treffend gewählt. Nicht zu lang (Abwürgen) und auch nicht zu kurz (viel Schalt­arbeit). Die Hebel für Kupplung und Bremse sind übrigens beide fünfstufig einstellbar. Und wenn wir schon bei den Stoppern sind: Auch hier hat Kawasaki mit der Abstimmung ins Schwarze getroffen.

 

Kawasaki Z650RS

 

… in die Hügel und zurück

Ab leicht unter 2000/min pöttelt der Twin schön rund, akustisch dezent und ohne Makel vor sich hin. Die Ansprache gibt sich durchs Band sanft, aber auch nicht weichgespült. Druck gibt’s ab Standgas zur Genüge, wobei dieser Prachtsantrieb insbesondere in der gehaltvollen Mitte richtig aufblüht. Die Linearität der Leistungsabgabe ist und bleibt prämiert, und auch über 8000/min ist bei Bedarf noch lange nicht Schluss. Für sportliches Kurvenwetzen ist die RS also durchaus empfänglich.

 

Kawasaki Z650RS

Für die Z650RS hält Kawasaki eine breite Palette an Originalzubehör bereit.

 

Was uns zum eher soft abgestimmten und nur hinten – bei der Vorspannung – einstellbaren Fahrwerk bringt. Dieses ist genau so, wie man es haben will: schön handlich, aber nicht übermotiviert beim Einlenken und in Schräglage dann ausreichend satt. Erstaunlich, was mit dieser fahrfertig 187 Kilo leichten Kawasaki am Col de l’Espigoulier in puncto Sportlichkeit alles drin liegt! Nicht nur hier haben auch erfahrene Pilotinnen und Piloten mit der versierten kleinen Geisha definitiv ihren Spass!

 

Info: kawasaki.ch

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