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Lärm: Die Rücksichtslosen unter uns

Fahren wie eine Sau? Ein Leserbrief aus Deutschland zu Lärm und rücksichtslosen Schweizer Töfffahrern im Schwarzwald und ein Beitrag über Motorradfahrer, die anscheinend alleine auf der Welt sind.

Am 24.07.20 flatterte ein Leserbrief auf meinen Schreibtisch, indem man mir „Schweizer Schreiberling“ die Finger brechen will. Nicht nur an diesem Beispiel wird klar, wie falsch und polarisierend die Diskussion um die Lärm- und Umweltfahrverbote auch unter uns Motorradfahrern bereits ist.

Leserbrief: „Manchen Schreiberlingen sollte man einfach die Finger brechen“.

Redaktor Michael Kutschke

Hier der ungekürzte Leserbrief von Klaus Schmidt:

„Fahrverbote für Motorräder – Hat Deutschland den Verstand verloren? … schreibt ausgerechnet ein Schweizer. Manchen Schreiberlingen sollte man einfach die Finger brechen.

 

In der Schweiz darf man als Motorradfahrer so ziemlich gar nichts mehr, ohne seinen Führerschein zu riskieren und ein tiefes Loch im Geldbeutel zu fürchten und deshalb kommen die völlig übermotorisierten Spacken in den Schwarzwald und finden es auch noch witzig, dass man ihr rücksichtsloses Verhalten kritisiert.

 

Da hält sich keiner an Geschwindigkeitsbeschränkungen oder an die Bitte leise zu fahren, weil sie gerade einen Kurort passieren. Nein, da wird, wie in Todtmoos zuletzt beobachtet, mit dem Handy gecheckt, ob die Straße frei ist und dann knallen diese A**** im durchgestylten Renn-Outfit kolonnenweise den Berg rauf, dass man selbst als eingefleischter Motorradfahrer einen Hass bekommen muss. Oben angekommen und gefragt, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben, meinte der Erste breit grinsend, er fürchte weder Tod noch Strafzettel…. den Witz bezahle er eh aus der Portokasse. Und das ist kein Einzelfall und dieses Verhalten wurde in den letzten 40 Jahren immer schlimmer und dreister. Und fast immer dann, wenn man sich über dieses Verhalten wundert und nach dem Nummernschild schaut, ist es ein Schweizer und nicht selten auch ein Franzose.

 

Jetzt frag ich mal ganz unverblümt, wer hier den Verstand verloren hat und meint er dürfe sich so despektierlich über ein immer größer werdendes Problem auslassen. Man sollte diese Vollpfosten mit ihren Rennsemmeln schon an der Grenze zurückschicken, damit sie das tatsächliche Bild nicht weiter verfälschen. Wir haben schon genug Probleme mit den Idioten aus den eigenen Reihen. Seltsamerweise lassen sich die meisten von denen nicht auf der Rennstrecke blicken, weil man ja riskiert, sich zu blamieren.

 

Es ist nicht der Motorradfahrer als solcher, sondern der Depp, der glaubt er wäre ein Rennfahrer und genau der wird uns irgendwann unweigerlich das Hobby vermiesen und unmöglich machen. Deutschland hat nicht den Verstand verloren, es sucht nach Lösungen, die gewiss andere sein sollen, als die in Tirol. Also erst Hirn einschalten, bevor man so einen Mist verzapft.“

 

Soweit der nachdenkenswerte Leserbrief von Klaus Schmidt. Schade dass der resolute Herr nicht realisiert hat, dass der Schreibende dem er die Finger brechen will, auch dies veröffentlicht hat (tatsächlich bin ich also mit meiner Einschätzung der Lage gar nicht völlig anderer Ansicht):

 

„Wahr ist auch, dass es rücksichtslose Töff­fahrer gibt … nicht nur solche, die kaum über der Grenze den dB-Killer im Schwarzwald aus dem Auspuff entfernen. Nervig sind auch die Kollegen, die im 1. Gang mit hoher Drehzahl durch ganze Orte fahren und am Ortsausgang voll aufdrehen. Wir sollten solche ignoranten Töfffahrer ins Gebet nehmen, denn sonst drohen immer mehr selektive Streckensperrungen nur für ­Motorradfahrer.“

Strasse oder Internet: Manieren? Fehlanzeige!

Fakt ist tatsächlich, dass es immer noch Leute gibt, die auf extrem laute Motorräder stehen. Durch diese rücksichtslosen Menschen, werden ALLE Motorradfahrer abgestraft. Womit wir schon bei den angekündigten Motorrad-Demonstrationen am 01. und 08. August gegen Enteignungen und Kollektivstrafen für Motorradfahrer sind.

 

Auch hier spalten manche Leute die Szene: Menschen, die die Tragweite eines Pro und Contra für die Teilnahme an einer Motorrad-Demonstration jetzt im August nicht wirklich erfasst und begriffen haben – Leute, die nicht verstehen, dass wir, auch wenn wir teils differenter Meinung sind, alle am gleichen Strang ziehen und zusammen ein grosses Ungemach abwenden wollen.

Nichts verstanden: So ein Ton ist zutiefst undemokratisch und lässt – gelinde gesagt – zu wünschen übrig:

Alle kämpfen für dieselbe Sache und jede Seite hat stichhaltige Argumente

Ja, es stimmt: Der Schweizer Motorrad-Branchenverband „motosuisse“ spricht sich gegen Töff-Demos zum aktuellen Zeitpunkt aus. Ebenso die Verbände SAM, IG-Motorrad und auch Nationalrat Wobmann – übrigens noch einer der wenigen Politiker, der sich öffentlich für unsere Belange einsetzt.

 

Schon mal darüber nachgedacht?  Die Verbände wollen die Fahrverbote aber genauso wenig hinnehmen, wie zum Beispiel die fighterfriends und ihr Präsident Bernd Hanisch mit ihrer Initiative für die Demonstration auf dem Gotthard oder die des Weltumrunders Urs Pedraita alias Grisu Grizzly:

 

Demonstrationen: Zwei Termine stehen!

 

Wir ziehen am gleichen Strang

Ja, es gibt Differenzen, die Einen wollen jetzt sofort ein deutliches Zeichen vom Töffvolk an die Politik senden, die Anderen sehen die bessere Lösung im politischen Weg:

 

„Sollten Forderungen nach Streckensperrungen oder neuen Lärmvorschriften auftreten, befürwortet motosuisse den demokratischen, politischen Weg“.

 

Und das nicht ohne Grund. Diese Leute kämpfen mit genau dem gleichen Herzblut, wie auch z.B. die fighterfriends (die im Gegensatz dazu zur Demonstration aufrufen) für unsere gemeinsame Sache. Diese Kritiker der Demonstrationen haben neben anderen Argumenten vielleicht (wie auch der Schreibende) Bedenken, dass einige Ignoranten (wie oben im Leserbrief beschrieben) in unseren eigenen Reihen, die Sache während der angekündigten Demonstrationen im August ziemlich vermiesen und die Bevölkerung sogar gegen uns aufbringen könnten.

 

Ob wir nun an einer Demonstration teilnehmen oder nicht, ist also eine Entscheidung, die jeder sorgfältig für sich prüfen und abwägen muss! Kravallmacher müssen auf den Demonstrationen von uns allen sofort in die Schranken gewiesen werden!!

 

Nur gemeinsam sind wir stark: Wir sind also ALLE gefordert. Vom Nationalrat, über die Präsidenten und die Mitglieder der Motorradverbände, bis zum Motorradclub und zu jedem einfachen Töfffahrer.

Unsere Forderungen:  Gleiches Recht für alle! Keine Diskriminierung der Motorradfahrer!

Wir sperren uns nicht gegen Massnahmen, die zur Lärmreduktion und zur Steigerung der Lebensqualität Aller beitragen. Allerdings akzeptieren wir die geforderte Lärmreduzierung nur ohne versteckte Enteignungen im Namen der Umwelt, also unter Wahrung des Bestandsschutzes* und wir lehnen Streckensperrungen für einzelne Fahrzeugkategorien aus Lärmgründen ab.

 

Wir befürworten eine realistische gesetzlich festgelegte und für Verbrennungsmotoren praktikable dB-Obergrenze für ALLE ab 2023, oder auch später neu zugelassenen Fahrzeuge und Geräte. Der Grundsatz der Gleichbehandlung ist dabei unsere zentrale, unabdingbare Forderung.

Nationalrat Wobmann: „Wir werden den eingeschlagenen Weg gehen, alle Register ziehen und hoffen, dass die allenfalls jetzt schon stattfindenden Demos nicht kontraproduktiv sein werden“.

Nationalrat Wobmann: „Lärm-Fahrverbote“ – der politische Ablauf kurz erklärt

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