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Mit dem Motorrad im Tessin – Grotti, Rustici und die Walser

Mit dem Motorrad im Tessin.

Im Fokus dieser Tagestour unter dem Motto „Mit dem Motorrad im Tessin“ stehen Grotti, Rustici sowie eine noch lebendige Walsersiedlung.

Wir sind mit dem Motorrad im Tessin unterwegs… Plötzlich stellt Raffaele Dadò den linken Blinker, kurz nach dem Coop in Cevio im Vallemaggia. Raffaele ist unser Guide des Tages (s. Bild). Wir parken beim „Museo di Valmaggia„, doch der Museumsbesuch steht nicht auf dem Programm. Wir spazieren über die Wiese des Innenhofs, wo unter einem Arkadenbau eine grosse historische Weinpresse (Torkel) uns ein erstes Mal gleich in Staunen versetzt. Diese Baumstammpresse ist eine der grössten, die im Tessin noch existieren. Einer Baumringanalyse zufolge soll sie aus dem Jahr 1550 stammen. 1960 wurde sie zum letzten Mal benützt und wäre nach wie vor einsatzfähig.

 

Ursprüngliche Grotti im Felsen

Ein paar Schritte weiter zwischen historischen Häusern hindurch erreichen wir ca. zehn Meter weiter oben in den Felsen verschiedene historische Grotti, die für einen weiteren Wow-Effekt sorgen. Höhlenkeller, die teils mit, teils ohne Vorbau und nur mit Holztüren versehen, in den Fels gearbeitet sind. Direkt davor gibt es jeweils steinerne Tische und Bänke. „Hierher kamen die Menschen früher in der warmen Jahreszeit in der Mittagspause oder am Feierabend, um zu essen und sich auszuruhen. Die kühl eingelagerten Speisen wurden nicht erst nach Hause gebracht“, erklärt Raffaele. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Grotti zu wichtigen Begegnungsstätten für die einheimische Bevölkerung und es wurden erste Ausschankgenehmigungen erteilt.

 

In der früheren Casa dei Landfogti (Landvögte) in Cevio befindet sich heute die Gemeindeverwaltung.

In der früheren Casa dei Landfogti (Landvögte) in Cevio befindet sich heute die Gemeindeverwaltung.

Noch heute genutzt

Das Aufkommen der Kühlschränke machte die Nutzung der Grotti im ursprünglichen Sinn überflüssig. Doch als Gaststätten blieben sie zum Glück erhalten. Im Grotto Mai Morire in Avegno hat man die Gelegenheit, einen Blick in die Höhlenkeller, die noch heute für die Getränkekühlung und -lagerung genutzt werden, zu werfen.

 

Polenta e brasato: währschaft, typisch, gut. Im Grotto antico «Mai Morire» in Avegno (Vallemaggia) gibt es daneben diverse weitere Gerichte. Tessiner Polenta findet man übrigens vielerorts zum Mitnehmen.

Polenta e brasato: währschaft, typisch, gut. Im Grotto antico «Mai Morire» in Avegno (Vallemaggia) gibt es daneben diverse weitere Gerichte. Tessiner Polenta findet man übrigens vielerorts zum Mitnehmen.

Herrliche Kurven nach Bosco Gurin

Wir steigen wieder auf unsere Harleys, passieren das sehenswerte Gemeindehaus und schrauben uns über enge Serpentinen, dann über weitere Schwünge nach Bosco Gurin auf 1500 m ü. M. Seine Bewohner sind hauptsächlich Nachkommen der Walser, die vor über siebenhundert Jahren das Tal vom Wallis herkommend bevölkerten. Sie haben die Traditionen und Sprache ihrer Vorfahren über die Jahrhunderte bewahrt und sprechen heute nebst Italienisch auch noch den alten alemannischen Dialekt „Guryner Ditsch“. Das macht den Ort zu einer Sprachinsel und zur einzigen Tessiner Gemeinde, in der Deutsch gesprochen wird.

 

Wer mit dem Motorrad im Tessin unterwegs ist, findet immer wieder Orte, die sich für einen Zwischenstopp lohnen.

Wer mit dem Motorrad im Tessin unterwegs ist, findet immer wieder Orte, die sich für einen Zwischenstopp lohnen.

Un Caffè im kleinsten Schweizer Dörfchen

Zum Zmittag haben wir im Grotto Mai Morire im Tal reserviert, danach geht es noch auf einen Abstecher ins Valle Verzasca. Die riesige, 200 m hohe Staumauer beeindruckt immer wieder. Diesmal (Frühjahr 2022) aber umsomehr das noch immer fast leere Becken des zu Wartungsarbeiten im Winter abgelassenen Sees. Das Highlight zum Schluss ist jedoch der Caffè im Albergo Diffuso im kleinsten Schweizer Dörfchen Corippo (s. weiter unten). Mit dem Motorrad im Tessin… Fahren, Erleben, Geniessen!

 

Weitere Details dieser Tagestour

Raffaele Dadò

Raffaele Dadò.

Raffaele Dadò.Der 64-jährige Tessiner ist Präsident des Bluesfestivals „Vallemaggia Magic Blues„, Mitglied von Maggia in scena und er war Präsident des ehemaligen Vallemaggia Turismo. Aufgewachsen ist der begeisterte Harley-Fahrer im Bergdörfchen Linescio, das zwischen Cevio und Bosco Gurin liegt. Über seine Heimatregion, auf die er sehr stolz ist, weiss er praktisch alles.

Tipps fürs Übernachten

Corippo Albergo Diffuso. Das kleinste Schweizer Dorf Corippo im Verzascatal (2020 wurde Corippo Teil der aus sieben Ortschaften fusionierten Gemeinde Verzasca) drohte auszusterben. Nun soll das gerade erst eröffnete Albergo Diffuso („verstreutes Hotel“) neues Leben in das kompakte Dorf an einmaliger Hanglage mit tollem Ausblick bringen. Der Clou der Sache: Die zuletzt leerstehenden historischen Rustici sind neuerdings die im Örtchen verteilten Hotelzimmer, die schmalen Gässchen sind die Hotelgänge. Eine Osteria mit toller Terrasse und lokaler Küche sorgt fürs leibliche Wohl. corippoalbergodiffuso.ch

Hotel Ristorante Walser. Dreisternehotel in authentischer Berghausbauweise, in Bosco Gurin (s. oben). 12 Zimmer, grosses Restaurant mit Kamin. American Bar, Sauna, Fitness. hotel-boscogurin.ch

Barbatè Charme Hotel. Dreisternehotel im Herzen von Tegna, mit viel Liebe zum Detail geführt. Alle Südzimmer mit privater Terrasse im subtropischen Garten. Reichhaltiges Frühstücksbuffet. garnibarbate.ch

Hotel Ascovilla. Das Viersternehotel, eine idyllische Ferienoase, liegt im Herzen von Ascona, wenige Schritte von der berühmten Piazza entfernt. 49 Zimmer, 6 Suiten, Gourmetküche. ascovilla.ch

 

Übrigens…

Ticino Ticket: Wer im Tessin in einem Hotel, einer Jugendherberge oder auf einem Campingplatz übernachtet, erhält das Ticino Ticket: freie Fahrt im ÖV, Vergünstigungen auf Bergbahnen, Schiffen und auf Hauptattraktionen. www.ticino.ch/ticket

Mehr zu „Mit dem Motorrad im Tessin“

www.ticino.ch/moto

www.moto.ch/…/Im Tal des Rekordfahrers

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