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Mit einer Ténéré 700 auf Schottersuche in Norwegen

Robert Annetzberger bereist Norwegen auf einer Yamaha Ténéré 700.

Mit seiner Yamaha Ténéré 700 begibt sich Robert Annetzberger in Norwegen auf Schottersuche. Eine Reise durch eindrückliche Landschaften und mit wenig Verkehr.

Weite Landschaften, leere Strassen und auch ganz viele Schotterpisten – das erlebt Robert Annetzberger mit seiner Yamaha Ténéré 700 in Norwegen. Und zwar im reisetechnisch nicht ganz einfachen Corona-Jahr 2020.

 

Der Barmann in der Cafeteria an Bord der «Superspeed 1» blättert etwas gelangweilt in seiner Zeitung. Viel ist nicht los an Bord der Fähre von Hirtshals nach Kristiansand. Passagiere und Angestellte an Bord tragen Mundschutz, das ist seit Kurzem Vorschrift in öffentlichen Verkehrsmitteln in Dänemark, wozu auch Schiffe gehören. Kurz nach dem Ablegen dann eine Lautsprecherdurchsage: Wer will, kann sich an der Rezeption für einen kostenlosen Covid-19-Test nach dem Anlegen in Norwegen anmelden. Reisen in Zeiten von Corona. Das heisst auch: verschiedene Massnahmen in verschiedenen Ländern. Sobald wir die dänischen Hoheitsgewässer verlassen haben, kann der Mundschutz abgenommen werden. Etwas absurd.

Mundschutz?

Wie viele andere behalte auch ich meinen an, halte mich sowieso meistens an Deck auf. Ankunft in Kristiansand. Der Tag hat noch einige Stunden, also rauf auf die Landstrasse Richtung Norden. Rund fünfzig Kilometer schaffe ich noch, bis ich einen Campingplatz in Kilefjorden erreiche. Als ich die Rezeption mit Mundschutz betrete, meint der Betreiber auf deutsch zu mir: «Ach, das brauchen Sie hier nicht.» Naja, das sehe ich etwas anders. Wie viele andere deutsche Reisende, die ich in den nächsten Tagen sehe. Supermärkte und Tankstellen betreten sie alle mit Mundschutz, obwohl das in Norwegen nicht vorgeschrieben ist.

 

Quarantäne?

Mir spukt noch die SMS der norwegischen Gesundheitsbehörden im Kopf herum, die ich nach dem Anlegen in Kristiansand erhalten hatte. «You might be obliged by law to stay in quarantine for 10 days». Was soll das heissen «You might be …»? Ja oder Nein? Wenn ja, auf welcher Grundlage? Bis unmittelbar vor meiner Abfahrt hatte ich die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes sowie Webseiten wie visitnorway.com gecheckt. Alles safe, nirgends war die Rede von einer Quarantäne. Allerdings lese ich jetzt auf deutschen Nachrichtenseiten, dass Norwegen für Deutsche eine verpflichtende Quarantäne von zehn Tagen einführen will. Die Regelung soll aber erst ab dem kommenden Wochenende in Kraft treten. Soll ich die Hotline anrufen, um nachzufragen? Ach was, ich lasse es. Eigentlich müsste alles in Ordnung sein.

Achtung, Elche!

Das Land zeigt sich am nächsten Morgen von einer schönen spätsommerlichen Seite. Nebelschwaden ziehen über das spiegelglatte Wasser des Sees Otra, als ich die Maschine packe. Mein Weg führt mich ab Evje an der kurvenreichen Westseite des Ardalsfjorden entlang, immer Richtung Norden. Am Strassenrand steht ein Pärchen, Kamera mit Teleobjektiv im Anschlag. Eigentlich nur Wald, was kann es da Interessantes geben? Ich fahre langsamer und sehe, dass da auf einer Lichtung eine ausgewachsene Elchkuh steht! Reminder an mich: Auf die Viecher aufpassen, es gibt sie wirklich. Nach rund einhundert Kilometern verlasse ich im Setesdal die E9 Richtung Nordosten – es geht in die Berge zum nächsten Übernachtungsstopp in Åmot. Dunkle Regenwolken begleiten mich auf den Höhen. Die Sonne kommt kaum durch, die Temperatur bleibt bei kühlen acht Grad.

 

Auf den nächsten rund zweihundert Kilometern von Åmot nach Geilo werde ich dafür mit grandiosen Aussichten belohnt. Von einer kleinen Bergstrasse aus kann ich noch auf den See Sonstevatn, der in der Nähe von Uvdal (Buskerud) liegt, hinunterblicken, bevor es über den Pass geht, hinunter nach Geilo. Von dort ist es nur noch ein Reisetag bis Vågåmo – ich komme meinem eigentlichen Ziel näher.

Sehen vs. erleben

Am Jotunheimvegen, einer 45 km langen kostenpflichtigen Schotterstrecke, die ich bereits kenne, halte ich kurz an, um den spektakulären Ausblick über den Vinstri-See zu geniessen. Genauso wie die Herrschaften in ihren Wohnmobilen, die bei einer Tasse Kaffee die Landschaft betrachten. Sie sehen die Natur, ich erlebe sie. Und zwar in Gestalt kalten Windes bei sechs Grad und der schwarzen Wolke, die aus Südwesten immer näher kommt. Es reicht noch für ein paar Fotos, bevor mich die schwarze Wolke erreicht. Auf dem 1400 Meter hoch gelegenen Plateau wird es jetzt richtig ungemütlich. Schlagartig schüttet es in Strömen, jetzt nichts wie runter von der Höhe. Zum Glück hält der kalte Regenguss nicht allzu lange an. Als ich Vågåmo erreiche, scheint wieder die Sonne.

Endlich Schotter für die Ténéré 700 in Norwegen

Ich bin früh dran, das Wetter passt, nichts wie rauf auf den nahegelegenen Berg Blåhøe. Die Strecke gehört zum Trans European Trail (TET), auf dessen Routen ich in den folgenden Tagen noch öfter unterwegs sein werde. Von Vågåmo aus sind es nur ein paar Kilometer, dann habe ich endlich Schotter unter den Rädern. Befreit vom Reisegepäck macht die Ténéré 700 jetzt richtig Spass. Leichtfüssig und stets gutmütig geht es über die Piste, während die Steinchen auf den Motorschutz prasseln und die Federung sämtliche Unebenheiten ausbügelt. Nach zwölf Jahren mit der schweren GS Adventure ein völlig neues Fahrgefühl …

 

Bis auf 1618 Meter über Meer

Weiter oben, kurz vor dem steilen Anstieg zum Gipfel, ein Warnschild: Die Strasse ist in schlechtem Zustand, Befahren auf eigene Gefahr. Der Anstieg hat es wirklich in sich. Die Piste ist zwar ruppig, aber doch besser, als nach dem Warnschild zu erwarten war. Oben angekommen, werde ich auf 1618 Metern Meereshöhe mit einer fantastischen Aussicht in alle Himmelsrichtungen belohnt. Sechs Grad, blauer Himmel und absolut windstill. Ein absolutes Hochgefühl, ganz allein hier oben zu stehen, da stört auch die Kälte nicht. Dominiert wird der Gipfel von einem 67 Meter hohen Sendeturm, den ich bei der Anfahrt schon aus Kilometern Entfernung sehen konnte. Im Osten erhebt sich das Rondane-Gebirge, unten im Tal reflektiert der See, an dem Vågåmo liegt, das Sonnenlicht. Lange bleibe ich nicht allein. Vier Norweger rollen mit ihren Enduros heran. Als wir ins Gespräch kommen, bestätigen sie mir: das Wetter ist hier oben nur sehr selten so gut – Glück gehabt!

 

 

Die Ténéré wird zum Thema

Schnell wird die neue Ténéré 700 zum Thema. Sie wollen wissen, wie sie sich so fährt. Gerne berichte ich ihnen von meinen ersten Reiseeindrücken (s. ganz unten). Einer der Norweger fährt eine topgepflegte, dreissig Jahre alte Super Ténéré. Sieht aus wie aus dem Laden. «Das ist die Oma von deiner Ténéré», meint er lachend. «Meine Super Ténéré gilt ab nächstem Jahr als Oldtimer und verursacht fast keine Kosten mehr. Vielleicht kaufe ich mir dann auch die Siebenhunderter.» Bestimmt keine schlechte Idee, wenn man, wie er, aus der Gegend von Trondheim kommt und nur kurze Anfahrtswege in diese schönen Regionen hat. Für viele Norweger beginnt das Fahrvergnügen praktisch an der Haustür. Als ich nach dem Trip auf den Blåhøe meine Hütte erreiche, stehen gerade mal 34 Kilometer auf der Uhr. Nur eine kurze Runde, trotzdem ein intensives und beeindruckendes Erlebnis. So kann’s gerne weitergehen.

Auch die Sackgassen lohnen sich

Für mich beginnt die Tour am nächsten Tag auch an der Haus- bzw. Hüttentür. Es geht Richtung Grimsdalen. «Nimm nicht nur die Hauptrouten, fahre auch in die Seitentäler. Das sind zwar Sackgassen, aber es lohnt sich», hatten mir ein paar norwegische Biker am Abend zuvor geraten. Von Vågåmo aus fahre ich ostwärts durch das Rustdalen nach Sel, anschliessend nach Norden bis Dovre, dem Ausgangspunkt der Grimsdalen-Strecke. Schnell ist der Bergrücken erreicht, von dem aus sich das Grimsdalen Richtung Osten erstreckt. An einem malerisch gelegenen See zweigt die Schotterpiste ins Seitental Haverdalen ab – also los. Nach einem weiteren Bergrücken öffnet sich vor mir das Tal. Enge Kurven führen zum Bach hinunter, der sich durch das Tal schlängelt. Moose und Flechten bedecken die Felsen, die von der Sonne beschienen werden, während auf den Bergkuppen schon der erste Schnee liegt. Absolute Stille und weit und breit kein Mensch zu sehen. Traumhaft. Die 17 Kilometer haben sich tatsächlich gelohnt, zumal am Ende der Strecke eine Touristenhütte mit Restaurant liegt. Einen Kaffee kann ich jetzt vertragen.

 

Plötzlich Graupelschauer

Auf dem Rückweg verdunkelt sich der Himmel immer mehr, der Wind wird stärker, die Temperatur sinkt auf fünf Grad. Plötzlich prasselt es auf mein Visier: Graupelschauer! Der festgebackene Boden, auf dem man vorher relativ flott fahren konnte, wird jetzt glitschig und schmierig. Vorsichtig rolle ich zurück Richtung Grimsdalen. Nachdem ich die Hauptroute, die ebenfalls zum TET gehört, erreicht habe, verzieht sich das schlechte Wetter. Die Sonne kommt durch, es wird wieder etwas milder, als ich durch Grimsdalen fahre. Mittagspause am Gebirgsbach. Nichts tun, einfach mal dem Rauschen des Wassers zuhören.

Die Tankanzeige blinkt

Am nächsten Tag verlege ich mein Basislager weiter nach Nordosten, ins 130 Kilometer entfernte Grimsbu. Etliche Kilometer vor meinem Ziel macht sich die Tankanzeige durch permanentes Blinken bemerkbar. Schon auf Reserve? Kann nicht sein. In dieser einsamen Gegend ohne Sprit liegen zu bleiben, muss man nicht haben. An der nächsten Zapfsäule fliessen nach knapp 320 Kilometern 11,7 Liter Sprit in den Tank. Umsonst besorgt gewesen, es war noch die volle Reserve von vier Litern da. Nervig.

Offroad-Treffen „Bukkerittet“

Der kleine Ort Grimsbu, der im Grunde nur aus dem «Turistsenter» und einigen Bauernhöfen besteht, ist das Offroad-Mekka Norwegens. In der Region gibt es etliche Routen des Trans European Trail. Einige Wochen zuvor hat hier das alljährliche Offroad-Treffen «Bukkerittet» (Ritt auf dem Bock) stattgefunden. Die Videos von diesem Event hatten mich letztlich dazu inspiriert, mich auf den Weg hierher zu machen. Während des Treffens platzte der kleine Campingplatz aus allen Nähten, jetzt habe ich ihn fast für mich allein. Die Anreise war kurz, bleibt also Zeit für einen weiteren Berg, den Tron, 1660 Meter hoch, ebenfalls Teil des TET-Streckennetzes.

 

 

Von Grimsbu aus folge ich dem Folldalen nach Alvdal und stehe wenig später schon am Fuss des Berges. Als ich zum Gipfelsturm ansetze, wird es richtig steil, ist mit der leichten Ténéré aber gut zu meistern. Auch auf diesem Gipfel steht ein massiver Sendeturm. Die Felsbrocken auf dem Plateau sind weiss überzuckert, auch hier ist schon der erste Schnee gefallen. Die Luft ist glasklar, kein Wind weht, absolute Stille. Mit fantastischen Eindrücken kehre ich nach Grimsbu zurück.

 

In der Nachbarhütte hat sich Ole Kristian eingerichtet. Der Norweger ist ebenfalls auf zwei Rädern unterwegs, allerdings mit dem Mountainbike. Selbst im Winter geht er hier auf Tour, wie seine Handyfotos zeigen. Und alles mit Muskelkraft, Respekt. Zumal es hier wirklich respektable Anstiege gibt, wie ich am Berg Tron und in Grimsdalen schon gesehen hatte.

Eisschicht am Morgen

Ich will früh loslegen am nächsten Tag, um das traumhafte Wetter zu nutzen. Doch als ich morgens vor die Hütte trete, erwartet mich eine Überraschung: Eine Eisschicht bedeckt die Maschine. Kein Wunder, in der Nacht hatte es minus vier Grad. Vor zehn Uhr ist trotz des Sonnenscheins nicht an eine Abfahrt zu denken. Und selbst dann ist es in den schattigen Tälern, in die noch kein Sonnenstrahl vordringt, ziemlich kalt.

 

Grösstes Sommerweidegebiet in Norwegen

Bis zum Einunndalen sind es nur wenige Minuten Fahrt. Wieder geht es erst über einen Bergrücken, dann liegt das weite Tal vor mir. Die Schotterpiste gehört auch zum TET und ist in diesem Abschnitt ein Rundkurs von 55 Kilometern Länge. Während ich dem Fluss folge, kreuzen immer wieder Schafe und Kühe die Strasse, das Einunndalen ist das grösste Sommerweidegebiet Norwegens. Ein Seitental führt mich an einen traumhaft gelegenen kleinen See. Die Fischerhütten zeigen mir, womit die Norweger hier ihre Freizeit verbringen. Doch jetzt liegen die Boote am Ufer, es ist völlig menschenleer. Die Sonne hat im Lauf des Tages doch noch etwas Kraft entwickelt. Auf 1200 Metern Höhe bin ich bei angenehmen 17 Grad unterwegs.

Mit Youngtimern on Tour

Zurück in Grimsbu stehen zwei alte BMWs auf dem Campingplatz. Wie sich herausstellt, sind es zwei Brüder, die mit ihren alten GS, Baujahr 89 und 92, auf Tour sind. Mit ihren Gefährten wollen sie auch einige Abschnitte des TET befahren. Auf der Karte zeigen sie mir die Routen, die sie in Angriff nehmen wollen. «Um das alles zu schaffen, müsste man ein bisschen mehr Zeit haben», meine ich. Die Antwort ist ein herzhaftes Lachen: «Wir sind im Ruhestand, wir haben Zeit.»

Steil und ruppig

Ich will den nächsten Tag noch nützen, um das Haustdalen von Osten her zu durchqueren. Noch einmal auf der Hauptstrasse nach Alvdal, dann geht’s wieder auf Schotter weiter. Der Weg ist schmal, aber ganz gut befahrbar, vorbei an idyllisch gelegenen Ferienhütten. Kleine Pause an einem See, dann Endspurt nach Grimsbu, nur noch sieben Kilometer. Doch die Strecke wird jetzt wirklich steil und ruppig, gespickt mit dicken Gesteinsbrocken. Mag sein, dass ein richtiger Könner hier über die Gesteinsbrocken tänzeln würde, mir ist es zu riskant, ich kehre um. Als Alleinreisender möchte ich hier im Outback keine Panne oder einen Unfall riskieren. Der Rückweg nach Grimsbu wird jetzt natürlich einige Dutzend Kilometer länger, aber ich habe ein besseres Gefühl dabei, in dieser einsamen Gegend keine unnötigen Risiken einzugehen.

 

Zwei Wochen arbeiten, dann vier Wochen frei

Letzter Abend in Grimsbu. Auf dem Campingplatz treffe ich Andre. Der Mittfünfziger arbeitet auf einer Bohrinsel in der Nordsee. Zwei Wochen Arbeit, dann vier Wochen frei. Die Zeit nutzt er zum Motorradfahren. «Die Kinder sind erwachsen und meine Frau meint, es reicht, wenn ich am Wochenende wieder da bin», scherzt er. Eigentlich ist er mit einem Kumpel unterwegs, doch der ist vor einigen Tagen beim Offroadfahren schwer gestürzt. Schulter und einige Rippen gebrochen. Er wurde mit dem Hubschrauber nach Oslo geflogen, weil auch innere Verletzungen vermutet wurden. Der Verdacht bestätigte sich zum Glück nicht, doch auch mit den Knochenbrüchen wird der Genesungsprozess wohl eine Weile dauern. Wie das passiert ist, will ich wissen. «Das konnte mein Freund auch nicht sagen», meint Andre. «Plötzlich lag er da». Gut, dass ich im Haustdalen umgekehrt bin, ich hätte im Fall der Fälle keinen Kumpel an meiner Seite gehabt, der mir helfen oder Hilfe hätte organisieren können.

 

Ich plane gerade meine Rückreise, bin mir aber noch nicht schlüssig über die Route. «Halte dich im Osten des Landes, von Westen her kommt richtig schlechtes Wetter», sagt Andre. «Fahre über das Imsdalen und den Birkebeinervegen, da hast du nochmal richtig schöne Schotterstrecken.»

Birkebeinervegen: Ein Highlight

Gesagt, getan. Ab Folldal führt eine der norwegischen «Scenic Routes» am Rondane-Nationalpark entlang Richtung Süden, mit schöner Streckenführung und tollen Aussichten auf die Berge und den See Atnsjoen. Ein paar Dutzend Kilometer später biege ich ins Imsdalen ab, und es hält, was mir Andre versprochen hat. Rund 40 Kilometer lang führt die Schotterstrasse durch dichten Wald. Am Ende der Strecke geht’s lediglich ein paar Meter über Asphalt, dann folgt wieder Schotter.

 

Der Birkebeinervegen ist noch einmal ein landschaftliches Highlight. Oben auf dem Plateau glänzt die karge Vegetation goldfarben in der Nachmittagssonne, sobald etwas Licht auf sie fällt. Die Route ist die einzige Verbindungsstrasse über die Berge weit und breit und wird auch von Norwegern mit dem Auto genutzt, gerne auch flott. Mehrmals werde ich in eine Staubwolke eingehüllt. Am Ende des Birkebeinervegens treffe ich noch einmal Andre. Wir wünschen uns gegenseitig gute Fahrt, dann steuert er seine Heimatstadt Stavanger an, ich möchte es heute noch bis Lillehammer schaffen.

Zurück in der Realität

Eigentlich geht es in der Olympiastadt relativ beschaulich zu, aber nach den Tagen in Natur und Einsamkeit kommt es mir fast wie Grossstadtrummel vor. Zum Abschluss meiner Norwegenreise gönne ich mir in der Hafenstadt Larvik noch einen Ruhetag am Meer. Dabei kommt mir wieder die Quarantäne-SMS in den Sinn. Die Realität hat mich wieder. Was ist, wenn mir die norwegischen Behörden bei der Ausreise Schwierigkeiten bereiten? Doch die Sorgen sind unbegründet, ohne Probleme rolle ich am nächsten Tag aufs Schiff. Und während mir bei der Überfahrt nach Dänemark an Deck der Wind um die Nase weht, kann ich mir all die wunderbaren Eindrücke der Reise noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

 

 

Infos:

Fahreindrücke: Mit der Yamaha Ténéré 700 in Norwegen

Fahreindrücke zur Yamaha Ténéré 700: «Die endlosen Autobahnkilometer bei der Anreise durch Deutschland und Dänemark sind, naja, nicht unbedingt ein Vergnügen. Ständig die Drehzahl hoch halten, um mit der beladenen Maschine einigermassen auf Tempo zu kommen. Das straffe Sitzmöbel lässt nach hunderten Kilometern kräftig den Hintern glühen. Ganz anders beim Kurvenfahren. Angesichts des Tempolimits von 80 Stundenkilometern ist Geschwindigkeit auf norwegischen Landstrassen kein Thema. Hier beginnt wirklich der Genuss, selbst mit Gepäck. Und auf den Schotterstrecken ist die Yamaha sowieso in ihrem Element: ganz hoher Spassfaktor …»

Reisen in Norwegen

Allgemein: Norwegen ist etwas grösser als Deutschland, hat aber nur 5,4 Millionen Einwohner (Deutschland hat über 83 Millionen). Die meisten Menschen leben in Städten wie Oslo, Bergen, Trondheim und Stavanger. Das Land gehört damit zu den am dünnsten besiedelten in Europa. Die Natur in Norwegen ist spektakulär. Wer Fjorde, Berge und Wasserfälle und die teilweise fantastischen Ausblicke geniessen will, sollte bei den Tagesetappen reichlich Pausen einplanen.

Währung / Preise: Die Währung ist die Norwegische Krone (NOK). Das Preisniveau in Norwegen ist hoch, Kartenzahlung ist praktisch überall möglich.

Anreise / Einreise: Die Anreise erfolgt per Fähre. Vom dänischen Hirtshals aus gibt es Verbindungen nach Kristiansand und Larvik an der Südspitze Norwegens. Von Kiel in Deutschland gibt es eine Verbindung nach Oslo.

Klima: Das Klima an der Westküste ist durch das Meer feucht und vergleichsweise mild. Weiter im Landesinnern, das durch Gebirge abgeschirmt wird, herrscht kontinentales Klima mit wärmeren Sommern und kälteren Wintern als in den Küstenregionen. Die beste Reisezeit ist von Juni bis September. Während des Mittsommers im Juni sind die Tage sehr lang und die Nächte kurz.

Motorrad: Die Strassen in Norwegen sind gut, die Verkehrsdichte ziemlich gering. Wer ein grösseres Loch in der Reisekasse vermeiden will, sollte sich strikt an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten. Die befahrenen Schotterstrecken des Trans European Trail (TET) sind auch mit Strassenmaschinen machbar, eine Enduro ist aber von Vorteil.

Enduro-Treffen Bukkerittet: Der Offroad Touring Club veranstaltet beim Grimsbu Turistsenter (150 km nördlich von Lillehammer) immer im August ein Offroad-Motorradevent. www.otc-mc.org

Tanken: Das Tankstellennetz ist gut. Wer abseits von Städten oder grösseren Ortschaften unterwegs ist, sollte jedoch rechtzeitig tanken.

Übernachten: Campingplätze sind meist leicht zu finden, häufig kann man dort auch Hütten mieten. Aufgrund des Jedermannrechts darf man in freier Natur campen, ausser bei entsprechenden Verboten, in Naturschutzgebieten oder zu nahe an Privatgrundstücken. Dass man in der Natur keine Abfälle hinterlässt, versteht sich von selbst. Hotels in Norwegen sind teuer.

Links: www.visitnorway.de, www.colorline.de, www.seen.de

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