Neue Yamaha MT-07 mit mehr Performance und Y-AMT

Yamaha lanciert die vierte Generation des Verkaufsschlagers MT-07. Sie ist erwachsener als je zuvor und verfügt optional über Y-AMT, aber taugt ihr strammeres Fahrwerk noch für Einsteiger?
Die erste MT-07 erschien zur Saison 2014, kurz nach der grösseren Schwester MT-09. Beide Modelle wurden international sofort zu absoluten Verkaufshits und sind es bis heute geblieben. So war die MT-07 in der Schweiz ab dem Jahr 2015 auf Platz 1 der Neuzulassungen und 2024 auf Platz 2. Und das, wie wir meinen, aus durchaus nachvollziehbaren Gründen. Die MT-07 schnitt nicht nur für sich alleine betrachtet, sondern auch in Vergleichstests immer gut ab.
Die 4. Generation der MT-07
Und jetzt steht bereits die 4. Generation bei den Händlern. Mit abermals ziemlich stark verändertem Äusseren, insbesondere einer neuen Lampenmaske, die sich stark an jener der MT-09 orientiert, aber ebenso mit dem TFT-Farbdisplay der grösseren Schwester und deren Armaturen. Ab 8590 Schweizer Franken bzw. ab 8990 Franken mit Y-AMT. Die vier Buchstaben stehen für Yamaha Automated Manual Transmission, also Yamahas automatisiertes manuelles Getriebe. Wir sind beide Varianten im Umalnd von Alicante in Spanien gefahren. Hier sind unsere ersten Eindrücke.
Der CP2-Reihenzweizylindermotor mit 270 Grad Hubzapfenversatz ist auch in der 4. Generation ganz der Alte geblieben, bis auf die Anpassung an die Abgasnorm Euro5+. Und das ist gut so. Seine Leistung ist mit knapp über 73 PS (bei 8750/min) und 68 Nm (bei 6500/min) unverändert und ebenso ihr Gewicht von fahrfertig 183 kg (Y-AMT-Version: 186 kg) – Generation 3 wog 184 kg.
Der CP2 und das Y-AMT
Fast 400’000 von CP2-Motoren befeuerte Motorräder (dazu zählen u. a. auch die Ténéré 700) wurden in Europa seit 2014 bis heute verkauft. In der neuen MT-07 wird er nun zum ersten Mal mit dem neuen Getriebe Y-AMT kombiniert. Und auf der abwechslungsreichen Testfahrt hat sich diese Kombination als äusserst vorteilhaft erwiesen – wie bereits die Kombination des Dreizylinders CP3 mit Y-AMT in der MT-09.
Ich habe zuerst mit der Y-AMT-Version das Vergnügen, mit der es vom Hotel in La Nucia durch urbanes Gebiet und bald darauf in die kurvigen Hügel geht. Das Meer ist immer wieder in Sichtweite, doch wir legen stets an Höhe zu. Bis etwas über 1000 m ü. M. soll es heute gehen. Mal sind die Radien weiter, mal enger. Und auf gewissen Abschnitten wähnt man sich regelrecht in einer Achterbahn! Der CP2 glänzt und das Y-AMT ist eine hervorragende Ergänzung. Denn die Gänge wechselt das System entweder vollautomatisch und zwar in den zwei Stufen „D“ oder „D+“. Wobei „D“ auf sparsames Fahren bzw. Cruising ausgelegt ist und die Gänge möglichst früh hochgeschaltet und spät runtergeschaltet werden. „D+“ ist der Sportmodus mit konstant höherem Drehzahlniveau.
Man kann jederzeit selbst schalten
Der Automatik-Modus „D+“ macht sich in Sachen Sportlichkeit ziemlich gut, wenn es nicht allzu engagiert zur Sache geht. Top in beiden Modi ist, dass jederzeit manuell rauf- oder runtergeschaltet werden kann, ganz nach Bedarf. Soll es nun aber richtig zackig zur Sache gehen, schaltet man am besten in den manuellen Modus. Gas zu und mit dem rechten Zeigefinger das Hebelchen an der rechten Armatur betätigen, schon bestimmt allein der Fahrer, was das Getriebe macht. Die Elektronik greift erst ein, bevor der Motor wegen Untertourigkeit zu stottern beginnen würde oder wenn man beim Anhalten nicht runterschaltet.
Schneller und ruhiger als per Quickshifter
Y-AMT macht besonders auch im manuellen Modus einen hervorragenden Job und die Achterbahnfahrt, bzw. das Kurvensurfen, zum Hochgenuss. Der linke Fuss muss nie bewegt werden und an der linken Hand sorgen lediglich der Zeigefinger und der Daumen für die richtigen Gänge. Wer will, kann auch nur mit dem Zeigefinger hoch- und runterschalten. Das Y-AMT erledigt Gangwechsel in einer Zehntelsekunde. Das schafft man nicht ein mal mit einem Quickshifter. Als wir die Modelle wechseln und ich auf die Standard-MT-07 umsteige, kommt mir das Schalten per Fuss anfangs ziemlich komisch vor, auch wenn es auf die traditionelle Art genauso gut funktioniert. Insbesondere auch, da die MT-07 nun über eine Assist- und Rutschkupplung verfügt, die ein Blockieren des Hinterrads bei zu harschem Runterschalten verhindert.
Neues Chassis
Die vierte Generation des Topsellers macht sich im Kurvengewühl besser denn je. Dazu trägt auch das geupdatete Chassis bei, bei dem letztlich nur der Lenkkopf gleichgeblieben ist. Der Rahmen weist nun eine um 12 bis 13 Prozent höhere Torsions-, längs – und Quersteifigkeit auf und die Schwingenlagerung ist ebenfalls neu. Während diese Änderungen von aussen nicht ersichtlich sind, stechen die neue Schwinge und die neue Gabel sofort ins Auge. An der Front arbeitet erstmals eine USD-Gabel (41 mm), an der Hinterhand wurden der Stossdämpfer und der Umlenkhebel optimiert. All diese Änderungen sorgen für spürbar mehr Straffheit. Besonders bei engagiertem Kurvenwetzen klebt die MT nun förmlich am Asphalt. Die bisherige Tendenz zu Bewegung am Heck ist verschwunden.
Das neue Fahrwerk vermittelt ein sehr direktes Gefühl für die Strasse und die MT lässt sich durch Radien aller Art sehr zielgenau dirigieren. Allerdings hat sie dadurch auch ein wenig an Komfort eingebüsst. Zumindest im von uns gefahrernen Standard-Setup werden Schläge, etwa bei Löchern in der Strasse, ziemlich ungefiltert weitergegeben. Eine Justierung der Vorspannung und der Zugstufendämpfung ist möglich.
Premiere: Radialbremssättel
Besonders erfreulich sind auch die neuen Bremsen. Erstmals kommen an den vorderen Doppelscheibenbremsen der MT-07 (Scheibendurchmesser unverändert 298 mm) Vierkolbenbremssättel zum Einsatz, die radial montiert sind. Sie lassen sich spürbar präziser dosieren. Bei Bedarf packen sie auch kräftig zu.
Noch immer agil, noch immer fun
Was die Performance angeht, hat die MT-07 klar einen Schritt hin zur MT-09 gemacht. Sie ist nicht nur performanter, sondern fühlt sich auch so an. Nun könnte die Vermutung aufkommen, das Bike, das bisher auch sehr einsteiger- und aufsteigerfreundlich war, habe diese Eigenschaft vielleicht verloren. Nach unserer Einschätzung ist dem aber nicht so. Sie ist noch immer so zugänglich wie eh und je. Und trotz strafferem Fahrwerk hat die MT nichts von ihrer Agilität und damit ihrem Fun-Bike-Charakter verloren. Apropos Zugänglichkeit: Die Sitzhöhe ist mit 805 mm unverändert.
Mehr Sound, neue Elektronik
Wie an der grossen Schwester, wurde auch an der 07 Sound-Engineering betrieben. Anpassungen im Ansaugtrakt sorgen nun für ein sattes Grollen beim Gasgeben. Zudem finden sich an ihr nun ebenso Öffnungen auf der Oberseite der Tankverkleidung, durch welche das Ansauggeräusch deutlich zum Fahrer dringt, ohne dabei die Umwelt unnötig zu behelligen. Ferner wurde bei der Elektronik aufgerüstet. So erhält die neue MT-07 als erste Maschine auf der CP2-Plattform das Yamaha Chip Controlled Throttle System (YCCT), mit anderen Worten: Ride-by-Wire, also die elektronisch egesteuerte Gassteuerung. Damit gibt es auch erstmals Fahrmodi: Street (sanftere Gasannahme), Sport (direktere Gasannahme) und ein konfigurierbarer Modus. Ausserdem ist erstmals eine Traktionskontrolle (zwei Stufen, abschaltbar) an Bord.
Die Y-AMT-Version verfügt zudem serienmässig über einen Tempomaten.
Neues TFT-Display
Im Cockpit finden sich ein neues TFT-Display – es entspricht nun, genauso wie die Armaturen, der MT-09. Connectivity gehört nach wie vor zum Serienumfang, erweitert wurde dieser um eine Notbremssignalisierung (Aufblinken der Warnblinker bei besonders brüskem Bremsen) und automatisch abschaltende Blinker. Es handelt sich hier aber mehr um eine Funktion gegen das Vergessen, denn das Abschalten erfolgt entweder nach 15 Sekunden oder nach 150 Metern und zwar auch wenn der Abbiegevorgang oder der Spurwechsel schon vorher beendet wurde. Wie an der MT-09 ist auch die neue Blinker-Wippe gewöhnungsbedürftig. Um den Blinker zu stoppen, ist nun ein erneuter Druck nötig – aber nicht zentral wie an konventionellen Hebeln, sondern entweder auf die linke oder die rechte Seite der Wippe. Wer falsch drückt, deaktiviert den Blinker nicht, sondern blinkt einfach auf der anderen Seite…
Zubehör und Bekleidung
Für die MT-07 ist eine Reihe von Zubehörteilen erhältlich, darunter auch komplette Pakete: Sport Pack, Sport Pack Pro und Touring Pack. Auf der Bekleidungsseite gibt es zur neuen MT-07 auch eine passende Kollektion.