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Tschechien

Die Region Mähren in Tschechien ist ein Töff-Traum.
Böhmen boomt: Auf der Karls­brücke in Prag schieben sich Heerscharen von Touristen. In Krumau verstopfen Reisebusse die Stadteinfahrt. In Pilsen und Budweis geben sich Deutsche und Amis die Bier­krügeln in die Hand. Doch was passiert in Mähren, der ländlichen Schwester Böhmens? Okay, uns Motorsportbegeisterten ist Brünn natürlich ein Begriff, aber sonst? Hm. Zeit, touristische Nachschau zu halten.Doch wie anfangen? Für unsere grosse ­mährische Runde rund um Brünn haben wir uns Anknüpfungspunkte gesucht, die dem Charakter unserer R 1200 RT entsprechen: Fürstlich sollten sie sein, elegant und eindrucksvoll. Also machen wir eine Burgen- und Schlössertour, die auf einer rund 560 Kilometer langen Runde ab Wien acht entsprechende Stationen macht. Los geht’s!Liechtenstein und Austerlitz Der erste Stopp kommt schon rasch hinter dem kleinen Grenzübergang Schrattental im niederösterreichischen Weinviertel. Reben lassen sich von einer willkürlich gezogenen Grenze nicht aufhalten, daher begleiten sie uns die kurze Strecke bis Valtice. Hier spielt natürlich auch der Wein die Hauptrolle: Im Winzerörtchen geht’s betulich zu – bis wir ­einmal ums Eck biegen und vor dem imposanten Barockschloss Valtice stehen. Viel zu gross für den kleinen Ort, denkt man. Aber Valtice ist nur die Spitze eines imperialen Luxus-Ensembles: Gemeinsam mit dem ebenfalls liechtensteinischen Schloss Lednice, unserer nächsten Station, steht Valtice im Rang eines Unesco-Weltkultur­erbes, das sich mit Park- und Naturlandschaften auf 300 Quadratkilometern erstreckt. Darin finden sich Teiche, Seen, Kapellen, Tempel und Lustschlösschen, mithin eine Zauberwelt, in der man sich als Adeliger mit Jagdgewehr sicher gut die Zeit vertreiben kann.In Lednice selbst trubelt an Wochenenden ein heiterer Besucherstrom, vor allem im romantischen Wassergarten, der sich per Leihboot befahren lässt. Und das guss­eisern-gläserne Palmenhaus könnte den Bauten der K.-u.-k.-Monarchie in Wien, wie z. B. dem Schloss Schönbrunn, Konkurrenz machen.Apropos Geschichte: Der nächste Halt heisst Vranov u Brna und liegt im östlichen Vorhof von Brünn. Den Ort kennt man unter deutschem Namen besser: Austerlitz. Hier hat der französische Kaiser Napoleon ­seinen russischen und österreichischen Amtskollegen vorgetanzt, wie man eine Schlacht lenkt. Knapp 16 000 Tote später (davon „nur“ 1300 Franzosen) hatte Österreich ­wieder einmal eine militärische Niederlage eingefahren. Im ehemaligen Hauptquartier Napoleons, Schloss Slavkov, kann man eine hübsche Ausstellung dazu besuchen (und im Burggraben gut essen).Nach Vyskov führen ein paar kleine Wege durch die Hügel, die letzten Kilometer nach Olmütz kann man aber ruhig auf der Autobahn fahren, da passiert nichts mehr. ­Ausserdem lockt ja schon die ehemalige Hauptstadt Mährens, die gut und gern als Prag im Miniaturformat gelten kann. Zu Österreich hat Olmütz auch einen engen Bezug: Als 1848 die Französische Revo­lution nach Wien überschwappte, floh der Hofstaat nach Olmütz. Im Handstreich trat dort der schwache Kaiser Ferdinand I. zurück und sein erst 18-jähriger Neffe wurde hier zum Kaiser proklamiert. Sein Name: Kaiser Franz Joseph I. – vulgo Franzl.Burg oder Bergrennstrecke Nächster Halt: Sternberk. Auch hier gibt’s eine Burg, aber viel interessanter ist hier eine der legendärsten Bergrennstrecken Europas, ach was: der Welt! Der „Ecce Homo“ genannte Racetrack beginnt in der Stadt (mit einem fixen Starthaus) und führt über Wahnsinnskurven in die Höhe. Meist mit wenig Verkehr, also unbedingt einbauen!Nach dem sportlichen Zwischenritt führt eine eher langweilige Etappe durch indus­trielle Vororte. Erst nach Litovel geht’s wieder in die Hügel des Drahaner Berglandes, um in Bouzov auf das nächste Wunder zu stossen: die gleichnamige Burg. Sie sieht aus wie aus einem Disney-Film und tatsächlich war sie schon mehrfach Kulisse für Märchenfilme.Durch einen Zauberwald und kleine Strassen lenken wir fortan wieder Richtung Süden. Diese kleinen Strassen sind meist von miserabler Qualität, man kann sich über längere Federwege oder ein elektronisches Fahrwerk gar nicht genug freuen. Dafür entschädigen wiederum geringes Verkehrsaufkommen und viele nette Entdeckungen am Wegesrand. Doch es geschieht einiges: Man baut. Diese rege Strassenbautätigkeit führt wiederum dazu, dass man immer wieder ungeplante Umwege einlegen muss – oder frech abgesperrte Strecken befährt, auf denen man sich an Baumaschinen und auf­gerissenen ­Asphaltdecken vorbeihantelt. Solcherart gemächlich geht’s bis kurz vor Brünn.Schloss oder Brauerei? Nördlich der Hauptstadt befindet sich in Rajec-Jestrebi ein hübsches, allerdings patiniertes Schloss mit grossem Park. Wer zwischendurch schon schlossmüde ­geworden ist, kann als Alternative ein paar Kilometer weiter in Cerna Hora auch eine alte Brauerei besichtigen. Der angeschlossene Gasthof ist alleweil eine Rast wert und für alle, die schon weich geritten sind, gibt’s hier ein Hotel mit Wellnessbereich.Am Ziel sind wir nämlich noch nicht an­gekommen. Vorletzte Station ist das perfekt restaurierte, siebenflügelige (!) Barockschloss Jaromerice nad Rokytnou – mit Barock­kirche und Garten ein atemberaubender Anblick. Überhaupt der Garten: wirkt wie mit Pinzette und Nagelschere gepflegt.Und dann folgt die letzte Etappe Richtung Süden. Durchs Hügelland, vorbei an weiten Feldern, erreichen wir Vranov nad Dyji. Die kleine Stadt liegt nur einen Steinwurf von der österreichischen Grenze entfernt und bietet im Abendlicht einen verträumten Anblick. Unten fliesst geruhsam der Fluss Thaya, hoch auf dem Felsen thront das Schloss. Auch hier wurde übrigens ein berühmter Film gedreht: „Triple X“ mit Vin Diesel. Von wegen, in Mähren wäre nichts los! [gallery link=“file“ indents=“true“ ids=“80412,80413,80414,80415,80416,80417,80418,80419,80420,80421able border=“0″ width=“327″>

Reiseinfos SüdmährenAllgemeines: Ceská republika (Kurzform: Cesko – Tschechien) liegt in der Mitte Europas und grenzt an Deutschland, Polen, Österreich und die Slowakei. Historisch besteht es aus drei Gebieten: Böhmen im Westen, Mähren im Osten und dem tschechischen Teil von Schlesien im Nordosten. Landeswährung ist die Tschechische Krone (CZK).Strecken-Highlights: Das fahrerische Highlight ist eine der traditionsreichsten Bergrennstrecken Europas: die „Ecce Homo“ in Sternberk. Sie verläuft zwar über weite Teile im Ortsgebiet, aber allein die Anlage der Stras­se, deren Breite und die Radien der Haar­nadelkurven sind imposant. Schön zu fahren ist auch der Abschnitt zwischen Cejc und Nasedlovice.Sehen und Geniessen: 

  • Restaurant Drapal: Unser Tipp in Olmütz. In diesem Bier-Restaurant im Pilsner-Urquell-Style wird auch die weithin gerühmte (und gefürchtete) Spezialität der Stadt – Quargel! – artgerecht serviert. Havlickova 1, Olmütz, www.restauracedrapal.cz
  • Restaurant Sladovna: Angeschlossen an ein ebenfalls empfehlenswertes Hotel ­findet man das Restaurant. Unser Tipp: klassischer böhmischer Rindsbraten mit Semmel­knödel! www.hotel-sladovna.cz
  • Brauerei Cerna Hora: Die alte Brauerei lässt sich nach Voranmeldung besichtigen, daneben gibt’s ein kleines Museum und wer Platz im Rucksack hat, kann nebenan im herrlich authentischen Shop, Sorten wie „Pater“ oder „Granat“ kaufen. www.pivovarcernahora.cz
  • Schloss Lednice: Der Garten ist ein UNESCO-Weltkulturerbe, das Schloss wie aus dem Märchen. Wer sich fühlen will wie ein Mitglied der Adelsfamilie Liechtenstein, flaniert durch den Barockgarten, das Palmenhaus oder den verwinkelten Teichen und Seen entlang. www.zamek-lednice.info
  • Flugzeugmuseum am Flughafen ­Vyskov: Alte Abfangjäger, hauptsächlich russischer Machart, dazu schräge Helikopter und die Reste von ein paar im Zweiten Weltkireg abgestürzten Fliegern – die Anlage in Vyskov ist eine schräge Mischung aus Museum und Schrottplatz. Eintritt ca. ¤ 2,-, in den Sommermonaten tägl. 9-17 Uhr, sonst April-Oktober am Wochenende. www.lhs-vyskov.cz
  • Schloss Slavkov: Slavkov u Brna kennt man besser unter dem Namen Austerlitz. Hier feierte Napoleon 1805 einen seiner berühmtesten Siege. Die Gegner: Österreich und Russland. Im schönen Barockschloss befindet sich eine sehenswerte Ausstellung dazu – und im Burggraben ein nettes Gartenrestaurant. www.zamek-slavkov.cz
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