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Unfallstatistik 2020: Spezielles Jahr

227 Menschen haben gemäss Unfallstatistik des Bundesamt für Strassen (ASTRA) 2020 im Schweizer Strassenverkehr ihr Leben verloren. Davon waren 52 Motorradfahrende, 22 mehr als 2019. Der Anstieg lässt sich erklären – der «Töff-Boom» und die hohe Anzahl von Neueinsteigern wegen des wegfallenden Direkteinstiegs ab 25 Jahren zeigten ihre Wirkung. Dennoch blieb die Anzahl der Schwerverletzten praktisch konstant.

 

Die Unfallstatistik 2020 des Bundesamtes für Strassen (Astra) zeigt, dass es im vergangenen Jahr mehr tödliche Verkehrsunfälle in unserem Land gab. Betroffen waren vor allem Auto- (71), Motorrad- (52) und Velofahrer (29). Einzig bei den Fussgängern (36, fast die Hälfte davon auf einem Fussgängerstreifen) kam es zu einem leichten Rückgang.

Auch die Anzahl der Schwerverletzten stieg von 3639 (2019) auf 3793 (2020) an. Bei den Motorradfahrenden blieben diese Zahlen erfreulicherweise fast identisch: 2019 waren es 990 Schwerverletzte, in der Unfallstatistik von 2020 mit 998 nur unwesentlich mehr.

 

Erstmals seit 2017 waren 2020 mehr tote Motorradfahrende zu beklagen, dennoch ist der Abwärtstrend eindeutig.

 

Viele Unfälle mit Neueinsteigern

Der deutliche Anstieg der getöteten Motorradfahrenden im 2020 von 30 auf 52 im Detail: 39 verloren ihr Leben ausserorts. Signifikant bei allen Motorradunfällen ist die Zunahme von Schleuder- und Selbstunfällen. Auch «unangepasste Geschwindigkeit» stand vermehrt als Ursache im Vordergrund. Diese unerfreulichen Tatsachen haben eindeutig die markante Zunahme bei den Neueinsteigern als Ursache, weil viele Personen im vergangenen Jahr noch die letzte Möglichkeit zum Direkteinstieg in die grosse Klasse nutzen wollten. Gemäss ASTRA verunglückten 240 Lernfahrende schwer: 10 davon wurden getötet (+ 8 im Vergleich zu 2019), 230 schwer verletzt (+ 55).

 

 

Auch die Anzahl der Schwerverletzten nimmt kontinuierlich ab.

 

Doch Statistiken spiegeln meistens nicht die ganze Realität wider. Das gilt auch bei diesen absoluten Unfallzahlen. Man muss diese auch in Relation zu einigen andern Zahlen und Begebenheiten setzen.

Mehr Fahrzeuge

Noch nie wurden in der Schweiz so viele Motorräder gekauft wie 2020. 29’450 Motorräder aller Hubraumklassen wurden neu eingelöst. 21,6 % Zuwachs bedeuteten einen neuen Rekord. Auch der Roller-Absatz florierte: 18‘129 Neuverkäufe entsprachen einem Zuwachs des Marktvolumens um 11,2 %. Auch der rund drei Mal so grosse Occasionshandel stieg parallel dazu in ähnlichem Ausmass an. Der Bestand an eingelösten Motorrädern und Rollern in der Schweiz wuchs von 754’542 auf 771’586 Einheiten an.

 

In der Schweiz sind fast eine halbe Million Motorräder und eine Viertelmillion Roller eingelöst. Die Zahlen für Motorfahrräder liegen noch nicht vor.

 

Mehr (Binnen-) Kilometer

Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Kurzarbeit für rund 1,5 Millionen Schweizer Arbeitnehmende wurde gemäss Umfragen bei Servicestellen und Fachhändlern wesentlich mehr Motorrad und Roller gefahren als in den Vorjahren. Zudem verbrachten wegen der Auslandsreise-Restriktionen viel mehr Schweizer ihre Motorradferien im eigenen Land, die Anzahl «Binnen-Kilometer» stieg also markant an.

Mehr Helme statt Masken

Ebenfalls wegen der Pandemie wurde das motorisierte Zweirad vermehrt als Nutzfahrzeug für Arbeits- und Schulweg benutzt, genauso wie als Freizeit-Transportgerät. Gemäss dem Motto «Lieber Helm statt Maske» zogen viele das Zweirad den Öffentlichen Verkehrsmitteln vor.

Aussergewöhnliches Jahr 2020

Das letzte Jahr des Direkteinstiegs in die grosse Klasse ab 25 Jahren brachte eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Neueinsteigern auf die Strasse. Dass diese stärker von Unfällen betroffen sind als erfahrenere Lenker, ist eine statisch bekannte Tatsache. Dass 2020 die Anzahl der Schwerverletzten trotz der markanten Zunahme von Verkehrsteilnahmenden praktisch konstant blieb (998 gegenüber 990), spricht für die gute Ausbildungsqualität und auch die Vernunft der Mehrheit der Neueinsteiger.

 

Wie sich das erste Jahr der neuen Führerscheinverordnung «125 ccm ab 16 Jahren» in den Unfallzahlen widerspiegeln wird, werden wir Ende 2021 erfahren.

 

 

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