Home / Moto News  / Yamaha MT-09 EVO

Yamaha MT-09 EVO

Yamaha MT-09 EVO

Aus der Not eine Tugend macht der Schweizer Yamaha-Importeur Hostettler mit der MT-09 EVO. Sie bietet eine Alter­native auf Augenhöhe für das schon kurz nach Markteinführung beinahe vergriffene Topmodell MT-09 SP.

Diesen Frühling hat die Kundschaft den Yamaha-­Händlern deren neueste Medizin, nämlich die edle SP-Variante der MT-09, ­regelrecht aus den Händen gerissen. Neufahrzeuge sind kaum noch verfügbar, und die Nachfrage bleibt hoch. Händeringend suchte man beim Importeur Hostettler in Sursee europaweit nach Lagerfahrzeugen – vergebens. Aber irgendwie musste diese Nachfrage doch zu befriedigen sein. Also wurde der glücklich machende Wirkstoff aus der SP – das markant verbesserte Fahrwerk mit Öhlins-­Federbein und KYB-Gabel – als Wilbers-Generikum in eine MT-09 injiziert. Dies war die Geburtsstunde der ­MT-09 EVO. Da absehbar ist, dass nicht sämtliche Bestellungen einer SP befriedigt werden können, wird die EVO in einer Kleinserie von 50 Exemplaren aufgelegt, damit keiner auf seine Arznei verzichten muss.

Edles Fahrwerk

Zwar arbeitet in der EVO vorn auf den ersten Blick die originale, in Vorspannung, Zug- und Druckstufe einstellbare Telegabel, doch der Schein trügt. In deren Innerem stecken hochwertige «Zero Friction»-Gabelfedern des renommierten deutschen Fahrwerkspezialisten Wilbers. Der originale Einstellmechanismus bleibt weiterhin an Bord, profitiert nun aber vom neuen, massgeschneiderten Wilbers-Gabelöl. Im Heck der MT-09 EVO verrichtet ein Zubehör-Federbein vom gleichen Hersteller seinen Dienst. Dieses trumpft gar mit einer getrennten Einstellbarkeit der Druckstufe im High- und Low­speed­bereich in je 22 Stufen auf. Die Zugstufe ist ebenfalls in 22 Stufen einstellbar, und Vorspannen lässt es sich gar stufenlos per externem Handrad, was bekanntlich äusserst praktikabel ist. ­Gebrandet wird die derart veredelte MT-09 mit einem speziell entwickelten gelben EVO!-Kleber an der Kühlerverkleidung.

Pistenschreck

Kann die so gedopte MT-09 EVO der SP das Wasser reichen? Um dies auszufahren, vergnügen wir uns einen Tag mit den beiden auf der verlockend grenznahen Renn­strecke von Franciacorta (I) nahe Bergamo. Obwohl nicht primär für den Track entwickelt, sind sowohl die EVO als auch die SP dank ihren gepimpten Fahrwerken in der Lage, die Supersportler zu ärgern. Wer kein Gas gibt, den bestraft der Journalist auf der MT! Es mussten doch einige Ge­bückte die Segel gegenüber den wildgewordenen MTs streichen.Tags darauf treiben wir beide Nakeds über die gewundenen Sträss­chen rund um Sursee LU. Sie ­liegen um Welten stabiler auf der Strasse als die originale MT-09. Besonders über die Querachse (Nickbewegungen beim Beschleu­nigen und Bremsen) gibt es wesentlich weniger Unruhe. Das Vertrauen wird schneller aufgebaut, der Fahr­spass wird gesteigert und stellt sich erst noch schneller ein. Das Feedback von den Federelementen ist viel besser, allerdings erkauft man sich dieses durch weniger Komfort bei groben Unebenheiten. Jedoch stört dies beim Kurvensurfen kaum, und genau dort liegt ja der hauptsächliche Wirkungsbereich dieser Medizin.

Auf Augenhöhe mit Öhlins

Im Vergleich zur SP stellt sich heraus, dass der Unterschied zwischen dem Wilbers-Federbein der EVO und dem Öhlins-Teil an der SP nicht festzustellen ist: Beide liefern eine hervorragende Vorstellung ab und führen die Hinterhand straff gedämpft über den Asphalt. Die mit den Wilbers-Komponenten aufgepeppte Originalgabel der EVO hinkt ­allerdings der hochwertigen, in Low- und Highspeed-­Dämpfung einstellbaren KYB-­Gabel der SP etwas hinterher. Obwohl sie gegen­über der originalen USD-­Gabel schon einen Fortschritt darstellt, schneidet sie im Ansprechverhalten und im Feedback etwas weniger gut ab. Dafür kann die ab sofort lieferbare EVO in allen verfügbaren Farben des Standardmodells geordert werden, kostet nur CHF 600.– mehr als dieses, und unterbietet die SP mit 10 590.– Franken um 400 Franken – ein gelungenes ­Generikum.

Review overview