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Yamaha R7: Der verkleidete Goldesel

Yamaha hat die schon lange vermutete Katze aus dem Sack gelassen und eine neue Supersportlerin namens R7 enthüllt. Die technische Basis liefert das seit Jahren erfolgreichste Motorrad Europas, der Goldesel MT-07.

Auch wenn sie wie ein Supersportler aussieht: Unter dem schönen Gewand der neuen R7 steckt vornehmlich die Technik der alltags- und mehrheitstauglichen MT-07, die dank einfachster Zugänglichkeit, extremer Homogenität und einem Kampfpreis von nur CHF 7990.– jedes Jahr mehr als tausend Schweizerinnen und Schweizer vom Töfffahren überzeugt und seit 2015 einsam auf dem Thron der nationalen Verkaufshitparade (nicht nur in der Schweiz) sitzt.

Den exakten Preis kennen wir zwar noch nicht, weil die Sportvariante der MT-07 gemäss unseren Informationen erst im Spätsommer eintreffen soll. Aber man darf bombenfest davon überzeugt sein, dass er sehr deutlich unter demjenigen der Konkurrenz – das wäre etwa die Aprilia RS 660 für CHF 12’490.- – liegen wird. Wir tippen auf weniger als 10’000 Franken.

 

 

Motor: Nichts geändert – zum Glück

Wie gesagt: Die technische Basis bildet die MT-07 und deren epochaler Crossplane-Reihenzweizylinder mit 689 cm3 Hubraum. Für die bekannt strammen und jederzeit zu allen Schandtaten bereiten 73,4 PS bei 8750/min sowie die 67 Nm Drehmoment bei 6500/min gibt’s als Novum (und Marketing-Zückerchen) einen optionalen Quickshifter für die sechs Gänge. Dazu eine Rutschkupplung, welche die nötige Handkraft der eh schon butterweich zu bedienenden MT-07-Kupplung weiter verringern soll. Logisch, dass es von der R7 auch eine 35 kW-Version geben wird.

Komplett neue Front

Immerhin: Nicht alles an der R7 stammt von der MT-07. Die 41mm-USD-Telegabel von Kayaba inklusive Gabelbrücken ist neu, genauso wie die radial montierten Vierkolben-Bremszangen mit Radialbremspumpe und das Cockpit. Statt eines Rohrlenkers gibt’s stilechte Lenkerstummel. Die Geometriedaten: Lenkkopfwinkel 66,3°,  Nachlauf 90 mm, Radstand 1395 mm.

 

Heckseitig bleibt alles MT-07-like. Das betrifft sowohl die Zweiarmschwinge als auch das per Umlenkung angelenkte Federbein mit einstellbarer Federbasis und Zugstufendämpfung.

Rennstrecken-Gwändli

Die Optik ist heute eines der entscheidenden Verkaufsmerkmale bei einem neuen Töff. Damit die R7 so heiss aussieht, wie sie darunter vielleicht gar nicht (ganz) ist, bekam sie ein der 200 PS starken YZF-R1-Kanone angeglichenes Styling. Dazu gehören die Front mit Triple-Lichtquelle (2x LED-Positionslichter, 1 Projektionsscheinwerfer für Ablend- und Fernlicht), ein hohes und schmal geführtes Heck mit 835 mm Sitzhöhe (MT-07: 805 mm) und ein langer und schmal geformter neuer Tank mit Einbuchtungen zur Aufnahme der Fahrerknie.

 

 

No electronics

Das neue LC-Display (also nix TFT) verfügt zeitgemäss über eine Ganganzeige und, falls vorhanden, eine Anzeige für den Quickshifter. Ansonsten glänzt die elektronische Helferschar wie bei der MT-07 durch Abwesenheit (vom ABS abgesehen natürlich): keine Fahrmodi, keine Traktionskontrolle, kein Kurven-ABS. Statt der hochwertigen Michelin Road 5-Allzweckbereifung wie bei der MT-07 kommen bei der R7 Sportreifen des Typs Bridgestone S22 auf die mit der Naked Bike-Schwester identischen 10-Speichenfelgen (Grössen 120/70 ZR17 vorn, 180/55 ZR 17 hinten). Verfügbare Farben: Farben Blau (Icon-Blue) und Schwarz (Yamaha Black). Aber eben, voraussichtlich erst im Spätsommer …

 

Und noch was: Mit der einstigen Vierzylinder-Yamaha R7, der mit für die damalige Zeit mit modernster und sündhaft teurer Technik vollgestopften Avantgarde-Rennstrecken-Flunder von anno 1999 – siehe Bild unten – hat die neue R7 ausser dem Namen gar nichts gemein.

 

Yamaha R7 von 1999: Sündhaft teure Avantgarde-Technik für die Rennstrecke.

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