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Der neue Metzeler Roadtec 02 im Regentest

Im Winter kündigte Metzeler den Roadtec 02 an, jetzt haben wir den Nachfolger des Roadtec 01 SE, der über ein adaptives Profil verfügt, auf der Isle of Man getestet.

Der Metzeler Roadtec 02 wird vom deutschen Hersteller als „Super-Sport-Touring“-Reifen bezeichnet. Denn er bietet im Grunde ein typisches Touring-Profil, mit nach aussen führenden Drainagelinien für Wasser. Bei engagierterer Fahrweise schliesst sich jedoch ein Teil der Profilrillen, so dass eine deutlich grössere Lauffläche entsteht. Ganz wie bei einem reinrassigen Sportreifen. Und das ist sowohl am Hinterreifen beim Gasgeben als auch am Vorderreifen beim Bremsen durch die dann entstehende grössere Last der Fall. So weit die Theorie kurz und knapp (Video-Animation siehe unten). Mit diesen Eigenschaften richtet sich der Reifen, dessen Profildesign sich an das des Metzeler-Supersportreifen Sportec M9 RR anlehnt, an Fahrerinnen und Fahrer von Sport-Touring-Maschinen, Naked Bikes, Crossover- oder Adventure-Modellen und sogar Supersportlern.

Die dunkelblau eingefärbten Anteile des Negativprofils rücken bei erhöhtem Druck auf den Reifen – also hinten beim Beschleunigen, vorn beim Bremsen – nahe zusammen und verbinden sich quasi zu einer durchgängigen Gummifläche.

Die dunkelblau eingefärbten Anteile des Negativprofils rücken bei erhöhtem Druck auf den Reifen – also hinten beim Beschleunigen, vorn beim Bremsen – nahe zusammen und verbinden sich quasi zu einer durchgängigen Gummifläche.

 

 

Testbedingungen: Nass

Es muss gleich als erstes gesagt werden: An unserem Fahrtag herrschte auf der Isle of Man in der ersten Tageshälfte konstanter Regen bei Temperaturen von 6 bis 10 Grad. Und auch nach der Mittagspause blieb der Himmel zu 95 Prozent grau, die Strassen Nass. Hinauf zum Berg Snaefell über den von der Tourist Trophy weltbekannten Snaefell Mountain Course verschwand denn sogar alles in dichtestem Nebel mit Sichtweiten von teils nur 50 Metern. Nur auf einem kurzen Abschnitt um Ramsey klarte der Himmel kurz auf, und danach nochmals für ein paar Sekunden beim Fotopunkt Gooseneck. Danach hätte man auch wieder irgendwo in den Schweizer Alpen sein können.

 

Fotostrecke auf unserer morgendlichen Süd-Route, hier oberhalb des "Sound Café" bei Cregneash.

Fotostrecke auf unserer morgendlichen Süd-Route, hier oberhalb des „Sound Café“ bei Cregneash.

Nass-Performance: Gut

Das bedeutet, dass wir ausgerechnet die gesteigerte Supersport-Performance, die den neuen Roadtec 02 von seinem Vorgänger Roadtec 01 SE, der im Programm bleiben wird, unterscheidet, nicht wirklich testen konnten. Relativ sattes Beschleunigen auf der Geraden bzw. am Ende der Kurve war freilich drin. Und wir waren insgesamt bzw. auf gewissen Abschnitten mit etwas weniger Regen und besserer Sicht durchaus flott unterwegs. Aber natürlich längst nicht so, wie auf trockenem Asphalt und bei Sonnenschein. So fehlte denn auch der „supersportliche“ Fluss aus schneller Fahrt, mit hartem Anbremsen und engagiertem Herausbeschleunigen bereits aus der Schräglage heraus.

 

Wie viel Vorteil die patentierte „Dynatread-Technologie“ (von dynamic tread pattern, dt: dynamisches Reifenprofil) tatsächlich bringt, können wir nach diesem Test also schlicht noch gar nicht beurteilen. Und auch einen weiteren Vorteil, den der Metzeler Roadtec 02 gegenüber dem Vorgänger hat, nämlich eine noch breitere Slick-Schulter ohne Profilrillen in den äussersten Bereichen, konnten wir nicht wirklich testen, da wir diese Schräglagen aufgrund der Strassenverhältnisse gar nie erreicht haben.

 

Klar festhalten können wir aber: Der Metzeler Roadtec 02 funktioniert tadellos im Regen. Und zwar auf den verschiedensten Motorrädern.

Vom zierlichen Naked-Bike bis zur Kompressor-Maschine

Für den Reifentest stand eine grosse Bandbreite an Motorrädern bereit. Persönlich bin ich insbesondere auf der BMW R 1250 RS, der Kawasaki Ninja H2, Honda CB750 Hornet und einen kürzeren Abschnitt auf der Honda NT1100 sowie der KTM 890 SMT gefahren. Weitere Testmaschinen waren u. a. Ducati Supersport 950, Kawasaki Ninja 636, BMW S 1000 XR, MV Agusta Turismo Veloce Lusso, Suzuki GSX-8 R, Honda CB1000RR-R Fireblade, KTM 990 Duke oder Yamaha Tracer 9 GT.

 

Die Testmaschinen aufgereiht vor der Isle of Man TT grandstand-Tribüne im Start-Zielbereich, bzw. in der Pit-Lane.

Die Testmaschinen aufgereiht vor der Isle of Man TT grandstand-Tribüne im Start-Zielbereich, bzw. in der Pit-Lane.

Satter Grip und ausgewogenes Handling

Der Metzeler Roadtec 02 hat bei Nässe auch bei zügiger Fahrweise und teils auf holprigem Asphalt stets guten Grip. Egal auf welchem der gefahrenen Motorräder fühlte sich der Pneu vertrauenserweckend an. Er ermöglicht ein neutrales Handling – sehr ausgewogen zwischen Handlichkeit und Stabilität. Auch das Gefühl für den Untergrund ist gut. Und wir zischten über sehr viele wechselnde Untergründe – teils glatt, dann wieder rau, oft mit Bodenwellen, Schlaglöchern etc. Auch ganz viele Kreisverkehre mit engen Kurvenradien – links rein, rechts rum, dann wieder links raus und Bodenmarkierungen, die manchmal überfahren wurden, waren dabei. Zu verunsichernden Rutschern kam es nie.

Neue Voll-Silica-Mischungen

Sehen wir unseren Nässe-Test positiv: In unseren Breitengraden sind Regenschauer selbst auf Sommertouren ziemlich wahrscheinlich. Umso wichtiger ist damit, dass die aufgezogenen Reifen auch bei widrigen Bedingungen mit der Power bzw. dem Gewicht unserer Maschinen gut umgehen können. Und das kann der Roadtec 02 ganz klar. Schliesslich hat er nicht nur hinsichtlich Supersport-Performance nochmals zugelegt gegenüber seinem Vorgänger. Auch die Nassgripeigenschaften wurden durch den Einsatz neuer Voll-Silica-Mischungen beim Vorderreifen sowie in den Schulterpartien des Hinterreifens nochmals gezielt verbessert. Letztere besitzen eine Dual-Compound-Lauffläche, wobei der Mittelteil etwa 20 Prozent der Reifenbreite ausmacht, während die restlichen 80 Prozent auf die beiden Schulterbereiche der Lauffläche entfallen. Der mittlere Bereich der Lauffläche am Hinterreifen sowie die darunter liegende Laufflächen-Basis besitzen einen hohen Silica-Anteil (> 80 Prozent). Das soll für ein optimales Gleichgewicht zwischen Grip und thermischer Stabilität sorgen.

 

 

Die unterschiedliche Steifigkeit der beiden Mischungen am Hinterrad wird durch die Verwendung unterschiedlicher Weichmacherharze erzielt. In der Summe soll dies gleichzeitig beste Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten, sehr guten Grip in Schräglage und erstklassige Sicherheit bei Nässe ermöglichen.

 

Biobasiert und recycelt

Der Roadtec 02 besteht übrigens zu mehr als 43 Prozent aus biobasierten und recycelten Materialien, was von der unabhängigen Zertifizierungsgesellschaft Bureau Veritas geprüft und bestätigt wurde. Dabei führt die Verwendung dieser Materialien laut Metzeler zu keinerlei Einschränkungen bei der Performance. Der Roadtec 02 ist damit die erste Metzeler-Produktlinie, die – von einer dritten Stelle nach ISO 14021-Standard geprüft – mit einem hohen Anteil an biobasierten und recycelten Materialien in einer ISCC+-zertifizierten Fabrik (in Breuberg, D) hergestellt wird.

Verfügbare Grössen

  • Vorderrad:
    • 120/70 ZR17 M/C (58W) TL
    • 110/80 R 19 M/C 59V TL
    • 120/70 ZR19 M/C 60W TL
  • Hinterrad:
    • 150/70 R 17 M/C 69V TL
    • 160/60 ZR 17 M/C (69W) TL
    • 170/60 ZR 17 M/C 72W TL
    • 180/55 ZR 17 M/C (73W) TL
    • 190/50 ZR 17 M/C (73W) TL
    • 190/55 ZR 17 M/C (75W) TL
    • 190/55 ZR 17 M/C (75W) TL (O)

 

Der Roadtec 02 auf der radikalen Kawasaki Ninja H2 SX SE mit 200-Kompressor-PS und 266 Kilos fahrfertig.

Der Roadtec 02 auf der radikalen Kawasaki Ninja H2 SX SE mit 200-Kompressor-PS und 266 Kilos fahrfertig.

 

Mehr zum Roadtec 02: www.moto.ch/metzeler-roadtec-02-zwei-reifen-in-einem

Mehr zu Metzeler: www.metzeler.com

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