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Kaltstart für Aegerter

Der Auftakt zur Superbike-WM in Australien war voll von Überraschungen. Eine davon war positive Abschneiden von Dominique Aegerter, der nach einer Zwangspause erstmals wieder auf der Yamaha sass, oder dass sieben verschiedene Fahrer die Podestplätze belegten.

Die Saisonvorbereitung von Dominique Aegerter war alles andere als optimal! Gut trainiert hatte ihn Mitte Januar eine Viruserkrankung lahmgelegt und die von den Ärzten auferlegte Zwangspause zurückgeworfen. Der 33-Jährige verpasste die Vorsaisontests in Jerez (E) und Portimão (P), flog, ohne einen Meter auf seiner Yamaha gefahren zu sein, nach Philipp Island (AUS), Dort konnte er vor dem Saisonstart immerhin noch einen Tag auf seiner Rennmaschine trainieren. Dann galt es bereits ernst.

Immer noch schnell!

Dass Aegerter fit genug war, schnelle Runden zu fahren, bewies er am Freitag in den Trainings mit Rang 13 und nur gerade 0,581 Sekunden Rückstand auf den Trainingsschnellsten Alex Lowes (Kawasaki). In der Superpole am Samstag fand Aegerter nochmals 1,2 Sekunden und sichere sich Startplatz 4 hinter dem aufgestiegenen Supersport-Meister Nicolo Bulega (Ducati), dem in den Rennsport zurückgekehrten Andrea Iannone (Ducati) und Lowes. Damit klassierte sich Aegerter noch vor den vermeintlichen Favoriten Toprak Razgatlioglu (BMW, P5) und Alvaro Bautista (Ducati, P9).

 

Aegerter hat definitiv nichts verlernt und stieg mit Startplatz 4 in die Superbike-WM 2024.

 

Aegerter: «Mit der Ausgangsposition in der zweiten Reihe bin ich sehr zufrieden, auch wenn Andrea Iannone von meinem Windschatten profitierte und mich im letzten Moment aus der ersten Reihe drängte.»

 

Im Gedränge zurückgefallen

In Rennen 1 gut vom Start weggekommen, musste Aegerter auf der Aussenbahn im Gedränge vor der ersten Kurve zurückstecken. Aegerter: «Ich konnte es nicht durchziehen, da Fahrer vor mir meine Linie kreuzten. Toprak kam meinem Vorderrad gefährlich nahe. Dadurch fiel ich blitzschnell von Platz 4 auf Position 13 zurück.»

 

Iannone hatte die Führung an sich gerissen, wurde von Bulega aber nach wenigen Runden von der Spitze verdrängt. Der Rookie fuhr bei seinem Superbike-Auftakt gleich seinen ersten Sieg ein. In der Schlussphase bremste sich Andrea Locatelli (Yamaha) an Iannone vorbei und vervollständigte das italienische Podest. Razgatlioglu brachte die BMW auf Rang 4 ins Ziel, hatte beim obligatorischen Reifenwechsel die minimale Boxen-Zeit von 63 Sekunden um 0,245 Sekunden unterschritten. Als Strafe wurde diese Zeit verfünffacht, wodurch der Türke hinter Lowes auf Rang 5 gewertet wurde.

 

Aus Sicherheitsgründen mussten in Phillip Island in den Hauptrennen alle nach 10 Runden zum Reifenwechsel an die Box.

 

Aegerter konnte anfangs kaum Plätze gutmachen, zog mit gebrauchten Reifen dann aber an Jonathan Rea (Yamaha) und Ruben Rinaldi (Ducati) vorbei. Der Schweizer reihte sich nach dem Reifenwechsel auf Rang 7 wieder ein, setzte sich in der Schlussphase gegen Michael Van der Mark (BMW) durch und sicherte sich den sechsten Platz. Aegerter: «Das Team hatte eine gute Strategie ausgearbeitet. Wir waren sehr schnell, dennoch war es kein Kinderspiel, an Van der Mark vorbeizukommen. Über die zehn WM-Punkte bin ich sehr glücklich. Nun will ich mich gut zu erholen, denn mein Körper ist noch nicht zu 100 Prozent fit.»

 

Aegerter (77) konnte Van der Mark (60) in der Schlussphase niederringen.

 

Aegerter bestätigt seine Form

Auch im Superpole-Rennen über 10 Runden verlief Aegerters Start nicht optimal: «Mein Start war wieder nicht gut und ich habe Positionen verloren. Wir müssen in Zukunft die Starts und die erste Runde verbessern, auch wenn ich normalerweise eine gute Reaktion habe, wenn die Lichter ausgehen.» Die zweifache Supersport-Weltmeister reihte sich auf Position 9 ein. Aegerter war zwischenzeitlich auf Position 6 vorgefahren, wurde in der letzten Runde aber von Bulega auf Rang 7 verwiesen.

 

An der Spitze duellierten sich Iannone und Lowes um die Führung. Iannone musste später mit einem losen Lenkerstummel zurückstecken. Lowes fuhr unterdessen seinen ersten Sieg seit vier Jahren vor Locatelli, Razgatlioglu und Rea ein.

 

Turbulentes zweites Rennen

Am Sonntagnachmittag überschlugen sich die Ereignisse: Das Rennen konnte wegen einer Ölspur erst spät gestartet werden. Aegerter fiel in den ersten beiden Kurven wieder auf Rang 13 zurück, während sich Bautista und Locatelli um die Führung duellierten. Razgatlioglu rollte mit Motorplatzer aus. Eine Runde später stürzte Rekordmeister Rea an fünfter Position und musste von den Sanitätern geborgen werden – Rennabbruch!

 

Rea später gegenüber Yamaha: „In erster Linie geht es mir körperlich gut, abgesehen davon, dass ich mir bei dem Sturz die Hüfte ziemlich hart angeschlagen habe. Ich bin wirklich frustriert, weil der Sturz eine grosse Überraschung war. Ich war gerade dabei, mein Selbstvertrauen auf dem Motorrad aufzubauen und fühlte mich recht gut. Ich profitierte, als Topraks Motor Probleme machte, und fand mich im Rennen in einer guten Position wieder. Sobald ich anfing, mich sicher zu fühlen, stürzte ich. Ich muss jetzt wieder bei Null anfangen, mir den Sturz ansehen und versuchen, das Gefühl zu verbessern. Wenn man sieht, wie konkurrenzfähig ‚Loka‘ ist, können wir es schaffen. Ich will jetzt nach Hause fahren, mich neu sortieren und in Barcelona stärker zurückkommen.“

 

Beim Neustart zum Rennen über elf Runden musste sich Aegerter auf Startposition 12 aufstellen. Das war dann bis in die letzte Runde auch seine Position im Rennen. Doch dann holte Aegerter nochmals alles raus und sicherte sich im Fotofinish Rang 9 vor Van der Mark und Alex Bassani (Ducati). Aegerter: „Im Ziel wurde ich noch einen Platz zurückversetzt, weil ich die gelbe Flagge bei Locatelli nicht gesehen hatte, wurde ich einen Platz zurückversetzt – das ist richtig so!“

 

Aegerter ist ein Kämpfer: Obwohl er Körperlich noch nicht in bester Verfassung ist, machte er in den letzten Runden jeweils noch einige Plätze gut.

 

Lowes und Kawasaki in Führung

Bautista hatte sich als Leader beim abgebrochenen Rennen die Poleposition gesichert und das Rennen vom Start weg angeführt. Er wurde jedoch gleich von Iannone und später von Lowes bedrängt. Locatelli mischte sich zuletzt auch noch dazu, stürzte aber. Lowes bezwang den Weltmeister in der letzten Runde auf der Aussenbahn und feierte gleich einen weiteren Sieg. Im folgten sechs Ducati-Piloten, allen voran Bautista und Danilo Petrucci. Der Brite führt nun auch die WM vor Bulega und Locatelli an. Kawasaki wurde definitiv konkurrenzfähiger!

 

Alex Lowes: Nach vier Jahren wieder ein Sieg… und dann gleich noch ein zweiter Sieg und die WM-Führung.

 

Aegerter liegt nach dem Saisonauftakt trotz minimaler Vorbereitung im WM-Zwischenklassement auf dem siebten Rang und verliert erst 9 Punkte auf den drittplatzierten Locatelli. Erst am 23./24. März geht es in Barcelona (E) weiter.  Aegerter hat nun also genügend Zeit sich weiter zu erholen. Aegerter: „Der siebte Platz ist sicher nicht schlecht, für das was war. Vor dem Rennwochenende werden wir noch in Barcelona trainieren, um die Abstimmung zu optimieren. Bis dahin werde ich meinem Körper eine Pause gönnen, aber auch wieder mehr trainieren, denn dieses Wochenende war nicht einfach für mich nach einer so langen Zeit ohne meine Rennmaschine. Zum Schluss noch ein großes Dankeschön an das Team für die tolle Arbeit. Sie haben mir unglaublich geholfen, wo sie nur konnten.»

 

Resultate

Rennen 1

Superpole-Rennen

Rennen 2

WM-Stand

 

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