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KTM 890 Duke R Technik-Analyse

KTM 890 Duke R Action

Eigentlich hätten wir die KTM 890 Duke R bereits Ende März in Südspanien auf Strasse und Rennstrecke testen sollen. Eigentlich, denn aufgrund der Corona-Krise musste dieser Test abgesagt werden. Wenn wir die neue Duke aber schon nicht testen können, verschaffen wir uns doch wenigstens einen ausführlichen technischen Überblick.

Wenn wir uns die technischen Neuerungen der KTM 890 Duke R im Vergleich zum „Basismodell“ 790 Duke anschauen, wird schnell klar: Die 890er setzt voll auf Sport. Motor, Ergonomie, Geometrie, Fahrwerk und Bremsen wurden allesamt auf noch mehr Sportlichkeit getrimmt.

 

Doch vorweg kurz zur Geschichte: Vor ziemlich genau zwei Jahren, im März 2018, stellte KTM auf Gran Canaria die damals nagelneue 790 Duke vor. Für viele war sie das Motorrad des Jahres. Die Kombination aus Zugänglichkeit, sportlichem Potenzial und Ausstattung – vor allem bezüglich Elektronik – mit dem Kampfpreis von knapp 11’000 Franken war schlicht hervorragend.

Wann kommt die R?

Und doch stellten viele Journalisten eine und dieselbe Frage: „Wann kommt die R?“ Nicht, weil die 790 Duke nicht hervorragend gewesen wäre – vor allem zu dem Preis. Sondern, weil viele – darunter auch meine Wenigkeit – noch bedeutend mehr sportliches Potenzial in der flinken Österreicherin gesehen hatten. Mit hochwertigeren Komponenten bei Fahrwerk, Bremsen und Reifen, könnte dieses Bike auch mit Nakeds aus der höheren Kategorie absolut mithalten – in etwa so war der Grundtenor.

 

Das wusste auch KTM. Einer der Entwickler sagte denn auch schon damals: „Wer KTM kennt, weiss in etwa, wie es mit dem Modell weitergehen wird.“ Die R-Version wurde also nicht offiziell angekündigt, es schien aber nur eine Frage der Zeit zu sein, wann dies geschehen würde.

Übertroffen

Und siehe da, an der letzten EICMA im Herbst 2019 stand sie da: die KTM 890 Duke R. KTM hatte die Wünsche nicht nur gehört und umgesetzt, sondern gar übertroffen. Denn, anders als bei vielen R-Modellen üblich, haben die Orangen nicht „einfach“ hochwertigere Komponenten verbaut, sondern auch den Motor umfassend überarbeitet.

 

KTM 890 Duke R Motor

Der Reihenzweizylinder wurde für die 890er umfassend überarbeitet.

 

Neu hat der Reihenzweizylinder nämlich nicht mehr 790, sondern 890 ccm. Daraus resultieren nun 121 PS bei 9250/min und 99 Nm bei 7750/min – zum Vergleich, die 790 Duke lieferte 105 PS und 87 Nm. Als Basis dient bei der 890er freilich der 790er-Motor, der mittels Vergrösserung von Bohrung und Hub (90,7 × 68,8 mm statt 88 × 65,7 mm) auf ebendiese 890 ccm gewachsen ist.

 

Weiter wurden die Ein- und Auslassventile um je einen Millimeter grösser. Und auch die Einspritzdüsen wurden überarbeitet ebenso wie die Kolben. Gleichzeitig erhöhte sich bei der 890 Duke R das Verdichtungsverhältnis auf 13,5 : 1 (790 Duke: 12,7 : 1). Zu guter Letzt wurde die rotierende Masse der Kurbelwelle um 20 % erhöht, was den Motorlauf bei tiefer Last und Konstantfahrt verbessern soll.

Einstellbar

Mehr Power bei quasi gleichbleibendem Gewicht ist natürlich immer willkommen, wenn auch schon der 790er-Twin einen guten Job gemacht hat. Darum gab’s an ihm auch praktisch keine Kritik. Beim Fahrwerk und den Bremsen sah dies hingegen etwas anders aus. Erstens, weil die Federelemente keine Einstellmöglichkeiten baten und zweitens, weil die Bremsen von J.Juan nach längeren, sportlichen Kurvenfahrten teilweise zu Fading neigten.

 

Und diese beiden Kritikpunkte hat KTM souverän behoben. Die Federelemente stammen nach wie vor von der Hausmarke WP, sind aber von anderem Kaliber als diejenigen der 790er. Die 43-mm-USD-Gabel kann in Zug- und Druck­stufe eingestellt werden. Das Federbein bietet Einstellmöglichkeiten der Vorspannung (hydraulisch), der Zugstufe sowie getrennte Einstellungen für High- und Low-Speed-Compression, also separate Einstellungen der Einwärtsdämpfung für harte Schläge bzw. Wellen. Dieses Feature ist speziell bei Gelände-Maschinen gängig, kommt bei Strassenbikes aber noch relativ selten zum Einsatz.

 

Topmodell

Auch die Bremsen dürften bei der 890 Duke R keinen Anlass für Beschwerden mehr bieten. Neu gibt’s 320-mm-­Scheiben anstelle der 300er auf der 790er. Und anstelle der J. Juan-Zangen werkelt Brembos Topmodell Stylema, betätigt via ­radialem Brembo-Haupt­zylinder. Ob die taugen? ­Sagen wir’s so: Im Super­bike-Vergleich attestierten alle Tester der Ducati Panigale V4 S sowie der Aprilia RSV4 die beste Bremsperformance – beide verzögern mit Brembo Stylemas …

 

 

Die KTM 890 Duke R ist also bereit für den sportlichen Einsatz, dazu trägt neben den neuen Komponenten auch die nun vorderradorientiertere Sitzposition mit leicht erhöhter Sitzhöhe bei.
Wir können die erste Testfahrt kaum erwarten!

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