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Go faster eat Rösti

Am MXGP der Lombardei in Ottobiano (I) kochten die Gefühle. Antonio Cairoli holt sich einen verdienten Doppelsieg. Dass nicht nur Pasta, sondern auch Rösti für schnelle Rundenzeiten sorgen kann, bewiesen die Schweizer Jeremy Seewer und Valentin Guillod: Sie zauberten Bestresultate hin.

Heiss war es – die Sonne verwandelte die sandige Motocross-Strecke in Ottobiano (I) in einen brennenden Kessel. Extremtemperaturen wie diese lassen uns wundern, wie die Motocross-Fahrer dies aushalten. Für solche Bedingungen braucht es körperlich eine hohe Fitness und einen kühlen Kopf. Für den „Go fasta, eat pasta“ – Piloten Toni Cairoli gab es eigentlich keine weitere Option als zu gewinnen: sein grösster Mitstreiter und der WM-Führende Jeffrey Herlings war nicht am Start. Er musste nach einer Schulterverletzung im Training eine Zwangspause einlegen.

Sensationelles Quali-Rennen von Seewer: Platz Zwei!

Doch so rosig sah es anfangs für Antonio allerdings nicht aus. Cairoli fand am Samstag bei den Trainings und am Qualifikationsrennen zunächst den Speed nicht. Er platzierte sich „nur“ auf Rang 7. Was eigentlich nicht weiter tragisch war, denn aus Schweizer Sicht gab es allen Grund  zum Feiern:  Jeremy Seewer lieferte am Samstag am Quali-Race das bisher beste Rennen in der Königsklasse. Der junge Schweizer Yamaha-Pilot holte sich nach einem hervorragenden Start sogar den „Holeshot“. An dieses Bild könnten wir uns gewöhnen. Seewer führte das Rennen bis zur fünften Runde, als er dann schliesslich von Romain Febvre (Yamaha) überholt wurde. Er hielt sich jedoch auf der zweiten Position. Eine Top-Leistung! Dritter Clement Desalle (Kawasaki). Valentin Guillod schloss die Qualifikation auf der 15. Position.

Jeremy Seewer wird immer stärker in der MXGP-Königsklasse.

Start-Ziel-Sieg für Cairoli

Cairoli wird wohl einen gehörigen Teller Pasta zu Mittag gegessen haben am Sonntag. Im ersten Lauf durften die italienischen Fans doch noch aufatmen und alles lief so, wie die Logik es vorhersagte. Der Sizilianer legte einen fulminanten Start hin und zog vorne weg. Der Sieger des Quali-Rennens Febvre , der sich nach dem Start auf der zweiten Position befand, wurde einige Runden nach Rennbeginn von Gaultier Paulin (Husqvarna) und dem deutschen Max Nagl (TM) auf den fünften Platz gedrängt. Einen sensationellen Start legte der Schweizer Valentin Guillod (auf KTM) hin, der sich anfangs auf der fünften Position befand. Weniger Startglück hatte dieses Mal Seewer: er befand sich nach dem Fallen des Startgatters auf der elften Position. Eisern wie wir ihn kennen, arbeitete sich der Bülacher jedoch bis auf den achten Rang vor. Guillod wurde starker 10 und die Schweiz hatte wieder zwei Piloten in den Top-Ten. Cairoli gewinnt, Clement Desalle (Kawasaki) wird Zweiter und Max Anstie (Husqvarna) Dritter.

„Go fasta eat pasta“ – Pilot Cairoli holt sich verdienten Doppelsieg in Ottobiano (I).

Seewer steigert sich von Rennen zu Rennen

Im zweiten Lauf gewann der Belgier Kevin Strijbos (KTM) den Start knapp vor dem neunmaligen Weltmeister, Antonio Cairoli (KTM). Er vergeudete aber keine Zeit und übernahm sofort nach dem Start die Führung. Plötzlich stockte uns der Atem: der Titelverteidiger ging zu Boden. Den Informationen zufolge hatte Cairoli einen zu hohen Gang drin, hatte somit keine Vortrieb und würgte den Motor ab. Er fiel auf Platz Vier zurück, und Strijbos übernahm wieder die Führungsarbeit. Es folgten einige Runden lang heisse Machtspielchen zwischen Cairoli, Strijbos, Tim Gajser (Honda) und Paulin Gaultier (Husqvarna). Jeremy Seewer und Valentin Guillod hatten keinen optimalen Start. Vor allem beim Bülacher löste das jedoch einen gehörigen Motivationsschub aus. Das Qualifiktationsrennen im Hinterkopf und ständig einen neuen Konkurrenten im Visier  – Jeremy drehte mächtig auf und überholte praktisch jede Runde einen oder mehrere Fahrer. Seewer holte sich den sensationellen fünften Rang im zweiten Lauf! Valentin Guillod konnte sich im Duell mit dem Spanier José Butron (KTM) behaupten und wird 14. Clement Desalle, der im ersten Lauf Zweiter hinter Cairoli geworden war, flog im zweiten Lauf in einer Rhythmuspassage heftig vom Töff. Er beendete das Rennen trotzdem noch als 20.

Mit seinem Doppelsieg in Ottobiano brachte sich Antonio Cairoli wieder als Titelkandidat ins Rennen, denn er verkürzte seinen Rückstand zu Jeffrey Herlings (KTM) auf 12 Punkte. Die beiden Husqvarna Teamkollegen Gautier Paulin und Max Anstie standen in Ottobiano gemeinsam mit Punktgleichstand auf dem Podium. Paulin wurde wegen des besseren zweiten Laufs Zweiter.

Jeremy Seewer wurde am Ende des Tages Sechster. Valentin Guillod holte auf Gesamtrang 14 insgesamt 18 WM Punkte. Herzliche Gratulation für diese Glanzleistung unter diesen schwierigen Bedingungen.

Am Quali-Rennen auch in den Top Ten: Valentin Guillod.

Schoch und Bruggmann vom Pech verfolgt

Auf der lombardischen Rennstrecke waren noch zwei weitere bekannte Namen aus der Schweizer Motocross-Szene anwesend: die Yamaha-Piloten Luca Bruggmann und David Schoch. Zeitenmässig waren die beiden in der EMX 250-er-Klasse gut unterwegs, doch wurden sie etwas vom Pech verfolgt. Dave Schoch stürzt am Samstag und muss wegen einer Gehirnerschütterung und einer Knieverletzung auf weitere Präsenz verzichten. Luca Bruggmann hatte überwiegend mit technischen Problemen zu kämpfen.

In der MX2-Klasse gewinnt der Spanier Jorge Prado (KTM) vor dem Amerikaner Thomas Convington (Husqvarna) und dem amtierenden MX2-Weltmeister Pauls Jonass (KTM).

Prominenz am MXGP: Chad Reed, Marco Melandri und Arnaud Tonus

Am MXGP von Italien waren teils auch prominente Namen unterwegs: Motocross- und Supercross-Legende Chad Reed war zu Gast und zeigte den Zuschauern in einer speziellen Ehrenrunde, wie er seine Husqvarna auf der Rennstrecke spazieren fährt. MotoGP-Töff-Legende Marco Melandri zeigte im Fahrerlager in Ottobiano sein schöntes Lächeln und liess sich mit seinen Fans fotografieren. Arnaud Tonus, der seit anfangs Saison wegen einer Schulterverletzung auf jegliche Rennteilnahme verzichten muss, war unter dem Zelt seines Teams (Wilvo Yamaha MXGP) als Gast untergebracht. Er konzentriert sich weiterhin auf seine Rehabilitation.

Motocross- und Supercross-Legende Chad Reed verteilte fleissig Autogramme.

 

Marco Melandri strahlte mit der italienischen Sonne um die Wette.

Hier die Tageswertung der MXGP-Klasse auf einen Blick

Weitere Resultate und Infos auf: MXGP

Text und Bilder: Désirée Troxler

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