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MXoN: Durchgekämpft

Die Erwartungen an das Team Switzerland am Motocross der Nationen waren hoch. Die Schweiz wurde lange als Anwärter auf einen Podestplatz gehandelt. Doch seither ist viel passiert. Unter den geänderten Voraussetzungen darf man mit dem erreichten 11. Rang durchaus zufrieden sein.

 

Die Schweiz schloss in der Königsklasse der Motocross-WM so gut ab wie noch nie zuvor. Yamaha-Werkspilot Jeremy Seewer wurde Vizeweltmeister und Arnaud Tonus (Yamaha) der im Wilvo-Team 2020 als Teamkollege von Seewer antreten wird, beendete die Saison auf dem starken 5. Rang.

 

Mit diesen Einzelresultaten war die Schweiz die stärkste Nation in der WM und mit Schweizer Meister Valentin Guillod (Honda) auf der 250er – er hatte ebenfalls schon WM-Niveau bewiesen – war die Schweiz für das Motocross der Nationen (MXoN) in Assen (NL) wahrlich gut gerüstet. Die provisorisch auf der MotoGP-Strecke angelegte Sandpiste gehörte allerdings nie zu den Lieblingspisten des erfahrenen Seewer und stellte auch bei den beiden Romands Fragezeichen. In Sandrennen kann man schnell alles verlieren.

 

Verletzungspech

Als sich Arnaud Tonus beim Saisonfinale in China die Hand brach und für das MXoN Forfait erklären musste, waren die Chancen rapide verflossen. Doch nicht nur das: Auch Valentin Guillod war knapp zwei Wochen vor dem MXoN gestürzt und brach sich dabei das Schlüsselbein. Er liess sich umgehend operieren, denn er wollte unbedingt antreten und hatte sich zu diesem Zweck inzwischen bereits eine Honda 250er Werksmaschine organisiert. Dass der MX-Open-Schweizermeister nicht wie bei einem Ausfall ursprünglich geplant in die Open-Klasse aufsteigen wollte, leuchtete unter diesen Umständen ein. Statt den beiden MX2-Reservefahrern Mike Gwerder und Loris Freidig wurde kurzfristig Open-Vizemeister Cyrill Scheiwiller (Yamaha) rekrutiert. Doch Teamchef Zollinger war bewusst, dass es in Assen schwierig werden würde: „Ich bin mit Cyrill schon zufrieden, wenn er zweimal ins Ziel kommt.“ Die Erwartungen wurden deutlich runtergeschraubt.

 

Cyrill Scheiwiller bestritt in Assen im Team Schweiz neben Vizeweltmeister Jeremy Seewer (l.) und Schweizermeister Valentin Guillod (r.) sein erstes Sandrennen.

Brillant im Regen

Doch die drei Eidgenossen setzten sich bereits in den Qualifikationsrennen ihrer Klassen voll ein. Seewer fuhr am Samstag bei strömendem Regen in der MXGP-Klasse sensationell den Sieg ein. Der gehandicapte Guillod schlug sich in der MX2-Klasse mit Rang 14 wacker. Und auch Scheiwiller kämpfte sich auf Rang 30 ins Ziel. Mit Platz 10 für die Schweiz war die Qualifikation zu den Rennen also schon mal geschafft.

Team-Manager Daniel Zollinger hochzufrieden: „Unsere Situation vor dem Rennen war nicht einfach. Wir wussten nicht wo wir stehen, die Qualifikation war erstmal unser Ziel. Aber mit der Topleistung von Jeremy im Qualifying war das A-Finale schon fast sicher.“

 

Jeremy Seewer landete mit dem Sieg im Qualirennen erneut eine Premiere.

 

Zweiter Zwischenrang

Jeremy Seewer bestätigte seine Glanzleistung auch im ersten Rennen, in dem sich Weltmeister Tim Gajser (Honda) knapp vor dem heimischen Ausnahmekönner Jeffrey Herlings an der Spitze halten könnte. Seewer sicherte sich nach gutem Start Rang 4 direkt hinter MX2-Weltmeister Jorge Prado. Guillod kam auf Rang 19 in Ziel, womit die Schweiz in der Nationen-Zwischenwertung Rang 2 direkt hinter Favorit Holland einnahm.

 

 

Valentin Guillod trat in Assen auf einer Werks-Honda im Team von Livia Lancelot an. Mit frisch operiertem Schlüsselbein war der Schweizermeister aber definitiv nicht in Bestform.

 

Kampf im Mittelfeld

In Rennen 2 musste Guillod nach kurzer Verschnaufpause gleich nochmals in den nassen, tiefen Sand. Nach missglücktem Start musste er sich vom Schluss des Feldes vorkämpfen und fuhr immerhin noch auf Rang 24 vor. Scheiwiller war optimal gestartet, reihte sich an Position 20 ein, wurde im Verlaufe des Rennens aber bis auf Rang 36 durchgereicht. Die Schweiz rutschte auf Rang 15 ab. Der Sieg ging an den Holländer Glenn Coldenhoff (KTM), womit das Heimteam als Siegermannschaft bereits fast sicher war.

 

Cyrill Scheiwiller kämpfte sich trotz wenig Erfahrung im Sand zweimal wacker ins Ziel.

 

Seewer glänzt erneut

Im dritten und letzten Rennen war Seewer wieder gut weggekommen und holte sich den 5. Rang. Mit seiner Glanzleistung im nassen Sand war der frischgekührte Vizeweltmeister Seewer mehr als zufrieden: „Das war ein wirklich positives Wochenende. Da ich in Assen bisher immer Mühe hatte, kam ich ohne Erwartungen hierher. Und dann reichte es zu einem Sieg im Quali-Rennen und zwei soliden Rennen. Ich bin das ganze Wochenende kein einziges Mal gestürzt, worauf ich stolz bin. Ein wirklich starker Saisonabschluss.“

 

Erfolgreicher Saisonabschluss für Vizeweltmeister Jeremy Seewer: drittbester Fahrer am MXoN!

 

Auch Scheiwiller leistete im dritten Rennen wieder vollen Einsatz und kämpfte sich bis ins Ziel: Rang 29. Mit seinem 36. Rang als Streichresultat klassierte sich die Schweiz auf Rang 11 doch noch beachtlich. Zollinger: „Top 10 war unser Traum, mit Platz 11 sind wir zufrieden und blicken stolz auf dieses MXoN-Wochenende zurück.“

 

Holland siegt unangefochten

Während Coldenhoff auch das dritte Rennen mit einem Sieg beendete, fuhr Herlings trotz Sturz noch auf Rang 4 vor. Calvin Vlaanderen (Honda) rundete mit zwei zehnten Rängen das tolle Team-Ergebnis ab. Damit standen die Holländer als überlegene Sieger fest. Belgien und England folgten auf den Rängen 2 und 3.

 

Holland siegte mit Jefffrey Herlings (r.) Glen Coldenhoff (m.) und Calvin Vlaanderen (l.) überlegen. (Bild: KTM/Ray Archer)

 

 

Resultate

Rennen 1 (MXGP + MX2)

Rennen 2 (MX2 + Open)

Rennen 3 (MXGP + Open)

 

Nationenwertung

  1. Niederlande, 18 Rangpunkte
  2. Belgien, 47
  3. Grossbritannien, 58
  4. Estland, 64
  5. Frankreich, 68
  6. USA, 68
  7. Deutschland, 72
  8. Lettland, 73
  9. Spanien, 73
  10. Dänemark, 77
  11. Schweiz, 81
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