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Seewer: Titelkampf ade?

Vizeweltmeister Jeremy Seewer hat seit seinem MXGP-Sieg in Mantova an jedem GP Punkte auf die Spitze verloren. Nach einem Debakel und viel Pech in Rennen 1 fuhr er in Lommel im zweiten Rennen immerhin aufs Podest. Blitzstarter Arnaud Tonus ist zurück und auch Valentin Guillod ist wieder bei Kräften.

 

Nachdem Jeremy Seewer in Spanien weitere 15 Punkte auf WM-Leader Tim Gajser (Honda) verloren hatte, reiste der MXGP-Tross in die Wahlheimat des Schweizers nach Belgien, um im tiefen Sand von Lommel (B) den vorletzten Triple-GP auszutragen. Lommel gilt als eine der anspruchsvollsten Pisten, doch Seewer hat hier auch schon Erfolge gefeiert. Seewer: «Lommel ist immer hart, ausser wenn du hier vorne wegfahren kannst.» Danach sah es jedoch bereits im Zeittraining nicht aus: Seewer klassierte sich lediglich an zehnter Position und verlor mehr als 3 Sekunden auf die Spitze, allen voran den aufstrebenden zweifachen MX2-Weltmeister Jorge Prado (KTM) und Weltmeister Gajser.

 

Jeremy Seewer kam in Lommel zunächst noch nicht recht auf Touren. Bild: Yamaha

 

Kampf im tiefen Sand

Im ersten Rennen zahlte Seewer der ausgefahrenen Piste bereits Tribut: Nach einem Fehler in der Wave Sektion und einem Sturz war er bereits in der ersten Runde aus den Top-10 gefallen. Doch der 26-Jährige arbeitete sich stark wieder zurück und kämpfte sich bis auf Rang 5 vor. Doch dann machte Seewer erneut einen Fehler und verlor wieder einen Rang.

 

Ein früher Sturz warf Seewer im ersten Rennen weit zurück. Bild: Yamaha

 

Verklemmte Gabel!

In der letzten Runde kämpfte Seewer dann mit einem tückischen, technischen Problem: Die Schnellstartvorrichtung verklemmte sich und die Gabel federte nicht mehr aus. Seewer fuhr ohne Vorderradfederung mit tiefergelegter Front ins Ziel, verlor so auf den letzten Metern aber zwei weitere Plätze. 8. Rang.

Sein Teamkollege Gautier Paulin (Yamaha) fuhr unterdessen einen Sieg vor Seewers Hauptkonkurrenten Gajser und Prado ein. Immerhin konnte der Schweizer, den im WM-Zwischenklassement auf Rang 2 liegenden, Antonio Cairoli (KTM) hinter sich lassen, denn der neunfache Weltmeister war auch früh abgeflogen und musste sich schliesslich mit Rang 13 begnügen.

 

Seewer Top bis zur letzten Runde

Im zweiten Rennen lief es dem Zürcher Unterländer schon bedeutend besser: Seewer hatte einen guten Start und reihte sich auf Rang 3 ein. Während sich Gajser an der Spitze absetzte, machte der Schweizer Druck auf den zweitplatzierten Prado. Beim Angriff in der Schlussphase kam es zur Berührung, Prado stürzte und Seewer fuhr in der Folge unbedrängt an zweiter Position.

 

Seewer fuhr auf dem sicheren zweiten Rang, dann passierte es… Bild: Yamaha

 

Doch in der vorletzten Runde schlich sich wieder ein Fehler ein, Seewer kam von der Piste ab und fiel auf Rang 3 hinter Romain Febvre (Kawasaki) zurück. Während der Schweizer weitere Punkte auf Gajser verlor, konnte er immerhin auf Prado (4.) und Cairoli (6.) wieder Punkte gut machen.

 

Seewer: «Ich fühlte mich sicher, warf den zweiten Platz aber mit einem dummen Sturz weg. Doch so ist es in Lommel. Wenn du am Limit fährst ist es sehr heikel hier. Mit Rang 3 bin ich zwar zufrieden, ein bisschen enttäuscht bin ich natürlich trotzdem. Aber wir haben ja noch zwei MXGP hier.»

 

Ist Seewers Titelkampf schon Geschichte?

In der WM-Tabelle hat Seewer an Anschluss zu Leader Gajser mit 59 Punkten Rückstand verloren. Aus eigener Kraft wird es schwierig, da wieder ran zu kommen. Zum zweitplatzierten Cairoli fehlen dem Schweizer, der punktgleich mit Prado auf Rang 4 zurückgefallen ist, bei noch fünf ausstehenden GP allerdings nur noch elf Punkte. In zehn Rennen kann noch viel passieren: Ein Fehler und daraus resultierendes Verletzungspech kann die WM nochmals komplett umkrempeln!

 

Blitzstarter Tonus

Nach einer längeren Pause wegen einer in Mantova (I) zugezogenen Gehirnerschütterung meldete sich der Genfer Arnaud Tonus (Yamaha) wieder zurück. Und wie: Der 29-Jährige reihte sich beim Start zu Rennen 1 auf Rang 4 ein, verlor bei einer Kollision mit Paulin aber drei Plätze. Doch Tonus rappelte sich schnell wieder auf und verteidigte lange die fünfte Position, wurde zuletzt aber noch auf Rang 7 verwiesen.  Tonus: «Von der Couch direkt nach Lommel ist sehr hart. Seit meinem Sturz war ich erst zweimal auf dem Töff, hatte also keine grossen Erwartungen. Das erste Rennen verlief sehr positiv, brauchte aber viel Energie.»

 

Arnaud Tonus ist stark zurückgekehrt und erleichterte sich mit zwei Top-Starts seine Aufgabe. Bild: Yamaha

 

Tonus lässt abreissen

Auch im zweiten Rennen startete Tonus sensationell und reihte sich an fünfter Position ein, verteidigte lange Rang 8, fiel zuletzt aber bis auf Rang 15 zurück. Tonus: «Im zweiten Rennen wollte ich einfach heil ins Ziel kommen. Ich war total langsam, aber ich schaffte es ins Ziel, und das ist ein positiver Schritt im Aufbau für die nächsten Rennen.»

 

Guillod: Wieder bei Kräften

Dass sich Valentin Guillod (Honda) von seiner Erkrankung erholt hat, bewies der Schweizermeister unter schwierigsten Bedingungen in Lommel. Im ersten Rennen fuhr er konstant und weitgehend fehlerfrei auf den 15. Rang. Auch im zweiten Rennen kam er auf Position 15 aus der ersten Runde zurück, schaffte es auf der physisch sehr anspruchsvollen Strecke bis ins Ziel und sicherte sich mit Rang 18 immerhin wieder drei WM-Punkte.

 

Valentin Guillod zeigte speziell im ersten Rennen eine beachtliche Leistung.

 

Am Mittwoch geht es gleichenorts bereits weiter mit dem zweiten von drei MXGP innerhalb von 8 Tagen.

 

Resultate

Rennen 1

Rennen 2

WM-Stand:

1. Tim Gajser (SLO), Honda, 488 Punkte
2. Antonio Cairoli (I), KTM, 440 Punkte
3. Jorge Prado (E), KTM, 429 Punkte
4. Jeremy Seewer (CH), Yamaha 429 Punkte
5. Romain Febvre (F), Kawasaki, 383 Punkte

18. Arnaud Tonus (CH), Yamaha, 71 Punkte
26. Valentin Guillod (CH), Honda, 38 Punkte

 

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