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Die Dorna hat’s gerichtet

Der Dorna-Entscheid, Dominique Aegerter nach seinem Überholmanöver so hart zu bestrafen, dass der Weltcup-Sieg an den gestürzten Spanier Jordi Torres geht, löste Diskussionen aus! Wir habe uns auch Gedanken dazu gemacht und kamen zum Schluss, dass die Dorna damit ihren Weltcup selber entwertet hat.

Nur kurz war die Freude von Dominique Aegerter über den überraschenden Titelgewinn im MotoE-Weltcup. Von gestohlenem Sieg, Willkür ist die Rede. Das Lager von Torres hingegen wirft Aegerter vor, er habe Torres abgeschossen, weil das die einzige Möglichkeit war, den Weltcup noch für sich zu entscheiden, und das sein nicht zu dulden.

Ein Krimi erster Güte

Was sich vor dem umstrittenen Überholmanöver abspielte, war ein Krimi: Als Eric Granado im ersten der zwei Saisonabschlussrennen in Misano (I) in der letzte Kurve Spätbremser Domi Aegerter auf der Innenbahn ausbremsen wollte, stürzte der Brasilianer. Aegerter konnte ausweichen, verlor aber den Schwung. Jordi Torres, der Aegerter zuvor schon ins Hinterrad gefahren war, profitierte und holte sich anstelle von Aegerter den Sieg. Durch den missglückten Angriff von Granado verpasste Aegerter den Sieg, mit dem er die Weltcup-Führung übernommen hätte.

 

Schlechte Aussichten

Mit 8 Punkten Rückstand konnte Aegerter aus eigener Kraft den Titel nicht mehr einfahren, denn Torres war der Gesamtsieg auch mit Rang 2 hinter Aegerter sicher. Doch Aegerter wollte wenigstens diesen Sieg, kämpfte sich in Rennen 2 an den enteilten Torres heran und überholte ihn sogleich. Doch der Spanier konterte immer wieder! Völlig von Sinnen setzte er alles auf diesen einen Sieg und schien dabei den Weltcup völlig zu vergessen. Doch der Domifighter holte sich die Führung immer wieder zurück.

 

Aegerter war in Misano der Schnellste und ein unglaublicher Kämpfer.

 

 

Situation spitzt sich zu

Dass Aegerter dies auch in der letzte Runde wieder machen würde, war klar. Dass er dafür später bremsen muss als Torres, zu was er auch mit dem über 250 kg schweren Elektro-Racer in der Lage ist, auch. Und dennoch liess ihm Torres alle Türen offen. Aegerter liess sich nicht zweimal bitten und quetschte sich auf der Innenbahn an Torres vorbei. Dass er dabei die Ideallinie nicht nur am Kurveneingang sondern auch in der Kurve verliess, liegt in der Natur der Sache. Doch Torres blieb am Hinterrad von Aegerters Maschine hängen und stürzte. Er hatte von seinem Ego getrieben den Gesamtsieg verspielt!

 

Domi Aegerter wurde nach seinem Sieg in Rennen 2 von der Rennleitung wieder aus dem Parc Fermé zurückgepfiffen und bestraft.

Dorna greift ein

Oder hat Torres den Gesamtsieg doch nicht verspielt? Nein! Denn die spanische Dorna richtete es für den glücklosen Spanier aus dem spanischen Team von Ex-Weltmeister Sito Pons und bestrafte Aegerter wegen rücksichtloser Fahrweise hart. So hart, dass der Gesamtsieg in Spanien bei Torres blieb! Die spanischen Entscheidungsträger scheinen dabei die Objektivität verloren und parteiisch gerichtet zu haben.

 

 

Doch wie objektiv sind wir? Dass Aegerter Gefahr lief, eine Strafe zu kassieren, war klar. Aber die Härte der Strafe ist schon heftig: 38 Strafsekunden aufgebrummt zu bekommen, kommt in einem 8-Runden-Sprintrennen schon einer Disqualifikation gleich.

 

Aegerter wurde in Misano schon einmal ein Moto2-Sieg aberkannt. Das war 2017 als er im Regen das Führungsduell gegen Tom Lüthi gewonnen hatte, nachträglich aber disqualifiziert wurde, weil im Training (!) im Motoröl seiner Suter eine verbotene Substanz nachgewiesen wurde.

 

 

Emotionale Show

Doch was wäre bei Aegerters Überholmanöver der Idealfall gewesen? Torres wäre bei der Aktion sitzen geblieben, Aegerter hätte den Sieg eingefahren und Torres wäre Weltcupsieger geworden. Aber Torres wollte sich mit Rang 2 nicht begnügen. Der Titelgewinn von Torres wurde von beiden gleichermassen aufs Spiel gesetzt. Der Spanier lief genauso heiss wie der Schweizer. Das ist Rennsport und das ist auch was Rennsport ausmacht! Das macht die emotionale Show, die wir lieben, aus! Sonst kann das Überholen in Kurven gleich verboten und die MotoE als Ride out veranstaltet werden.

 

Töffrennen auf diesem Niveau sind kein Kindergeburtstage! Das gilt auch für die MotoE-Rennen, in denen wir diese Saison wieder hochstehenden Rennsport genossen haben. Mit diesem Juryentscheid, wird die Serie aber zu Showrennen entwertet – und wer hat die beste Show gezeigt?
Es lebe der Sport!

 

 

 

Resultate

Rennen 1

Rennen 2

Endstand MotoE-Weltcup

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