MXGP-Vizeweltmeister nahm sich während seiner Vorbereitung in Sardinien Zeit, um uns über Themen wie seinen neuen Renntöff, dessen Vorteile, die Vorsaisonrennen, den Saisonauftakt und natürlich das Heimspiel am MXGP of Switzerland zu sprechen.

Die Vorbereitungen für die Saison 2023 haben für Jeremy Seewer langst begonnen. Zur Zeit ist er auf Sardinien, in der Nähe von Riola Sardo, wo er ideale Testbedingungen vorfindet: «Im Umfeld einer Stunde hat es hier fast 10 Motocross-Strecken. Etwa die Hälfte der MXGP-Piloten sind zu dieser Jahreszeit hier unten.», erklärt Seewer, dessen Saisonvorbereitung absolut nach Plan läuft.

Neuer Töff

Ein grosse Herausforderung ist jedoch die Abstimmung der neuen Yamaha YZ450F, die nun leichter, schlanker, schärfer und schneller sein soll. Inputs aus dem Werksteam sind natürlich in die Entwicklung eingeflossen, dennoch muss das für die breite Masse abgestimmte Basismodell wieder auf die individuellen Bedürfnisse der Fahrer angepasst werden. Seewer: «Es wurde schon sehr viel geändert. Der Rahmen wurde zum Beispiel etwas steifer, die Gewichtsverteilung neutraler und der ganze Töff handlicher. Der neue Motor brachte auch Vorteile beim Handling, und Power haben wir sicher nicht zu wenig. Die Änderungen kommen mir entgegen, obwohl alles besser ist, braucht es aber Zeit, bis das Bike wieder auf unserem Level so funktioniert und passt, damit ich Vertrauen habe, mich wohlfühle und beispielsweise auch beim Start alles so funktioniert, wie ich mir das vorstelle.»

Jeremy Seewer erhielt für 2023 einen neuen Töff. Mit der Grundabstimmung wurde gleich nach der Saison 2022 begonnen. Jetzt geht’s ums Feintuning.

Testmarathon

Die Saisonvorbereitung hatte bereits direkt nach dem Saisonende angefangen. Seewer: «Zunächst hatte wir noch viele Tests, um eine Grundbasis mit dem neuen Töff zu erarbeiten. Dann kamen diverse Pressetermine, bevor ich mal zwei Wochen Pause hatte und zuhause durchatmen konnte. Im November ging es mit dem Konditionstraining wieder los. Im Dezember trainierten wir mit dem Töff in Belgien und Holland, später auch Italien . Nach den Festtagen gings gleich weiter. Seit dem 4. Januar sind wir nun für rund einen Monat zur intensive Vorbereitung auf Sardinien.»

Vorbereitungsrennen und Vorfreude auf den Saisonstart

Die Vorsaionrennen der italienischen Meisterschaft werden 2023 zwar nicht auf Sardinien ausgetragen, auf dem Festland wird es in Ponte a Egola am 12. Februar und in Pietramurata («Arco di Trento») am 19. Februar aber zwei Rennen geben, bei denen auch Seewer antreten wird.

Der Argentinien-GP ist etwas ganz Besonderes. 2022 stürzte Seewer dort im Maradona-Outfit nach einer Kollision in der Luft aber übel ab.

Der Saisonstart erfolgt dann Mitte März in Argentinien. Seewer hat aber nicht nur gute Erinnerungen an die dortigen Rennen, immerhin hatte er dort 2022 einen Unfall, dessen Folgen ihn lange beschäftigt und eingebremst hatten. Seewer: «Ja, da ist es dumm gelaufen, doch das ist nicht auf den Ort bezogen. Argentinien ist dennoch eines meiner favorisierten Rennen. Es ist eine coole Strecke, hat tolle Fans dort, und die Stimmung dort ist einfach super, darauf freue ich mich. Ich werde mein Bestes geben und ready zu sein. Wenn alles gut läuft, werde ich da um den Sieg mitkämpfen können. Dort steckt noch richtig Passion dahinter. Die weite Reise lohnt sich!» Nach Argentinien wird der nächste Stopp in Riola Saro sein. «Wir trainieren nun viel auf dieser Strecke, die eine meiner Lieblings-Sandstrecken ist.»

Rivalität im Team

Seine Teamkollegen Maxime Renaux und Glen Coldenhoff sieht der Schweizer nicht als Bedrohung: «Es ist positiv starke Teamkollegen zu haben. Da pusht man sich gegenseitig. Speziell Renaux wird 2023 bestimmt stark sein. Er will stärker sein als ich, und ich will stärker sein als er. Das erhöht das Level. Wir respektieren einander. Mein Pluspunkt ist, dass ich mehr Erfahrung habe. Aber es gibt noch ganz andere Fahrer, die schnell sein werden. Ich konzentriere mich auf mich und vergleiche nicht allzu viel.»

Seewer: „2023 wieder eine Heimspiel in Frauenfeld zu haben ist grossartig!“

MXGP of Switzerland: Das Heimrennen

Die dritte MXGP-Runde wird in Frauenfeld TG ausgetragen – ein Heimrennen für den mehrfachen Vizeweltmeister: «Das ist natürlich toll, wieder ein Heimspiel zu haben. Es ist etwas vom genialsten, im MXGP vor Heimpublikum um den Sieg mitkämpfen zu können. Ich stelle es mir etwas schwierig vor, aus der Piste im Schollenholz eine Piste zu machen, die auf MXGP-Niveau ist. Doch ich bin gespannt und positiv gestimmt.»