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SSP-Argentinien: Aegerter reif für den Aufstieg

Aegerter Argentinien

Dominique Aegerter ist auf bestem Weg, nach dem MotoE-Weltcup-Gesamtsieg erneut die Supersport-WM-Krone abzuräumen. Seine grandiosen Rennen in Argentinien und sein Ausblick darauf, was ihn in der SBK-WM erwartet.

Der Aufstieg in die Superbike-WM auf der Werks-Yamaha ist für Supersport-Weltmeister Dominique Aegerter geritzt. Der 32-Jährige hat mit Yamaha einen Vertrag für 2023 abgeschlossen mit einer Option für 2024. Zuvor gilt es allerdings noch, sein Ziel vom zweiten Titelgewinn in der Supersport-WM umzusetzen. In Argentinien näherte er sich diesem Ziel rasant.

Beste Ausgangslage

An Argentinien hatte Aegerter beste Erinnerungen. Immerhin konnte er hier 2021 seinen ersten Titelgewinn feiern. Damals war er mit 54 Punkten Vorsprung angereist und hatte den Titel mit den Plätzen 5 und 3 vorzeitig ins Trocken gebracht. Dieses Jahr betrug der Vorsprung Aegerters auf seinen einzigen verbliebenen Titelrivalen Lorenzo Baldassarri (Yamaha) 45 Punkte, allerdings ist Argentinien nicht wie im Vorjahr die vorletzte, sondern die drittletzte Veranstaltung.

 

Aegerter Argentinien

Domi Aegerter brannte in Argentinien im Qualifying einen neuen Rundenrekord in den Asphalt.

 

Musste er 2021 qualifizierte sich Aegerter in Argentinien für Startplatz 5, dieses Mal sicherte er sich hier seine 7. Poleposition der Saison neben den Ducati-Piloten Federico Caricasulo und Raffaele de Rosa. Baldassarri stellte sich auf Startplatz 4 in Reihe 2 auf.

 

Gewohnt starke Schlussphase

Noch in der ersten Runde wurde Aegerter Rennen 1 von Caricasulo und De Rosa auf Rang 3 verwiesen. Kurzfristig war er gar auf Position 4 zurückgefallen.

 

Aegerter Argentinien

Aegerter hatte auch in Argentinien in der Anfangsphase einige Plätze verloren.

 

Aegerter. «Das Rennen war wieder einmal kein Zuckerschlecken. Wir hatten viele Kämpfe mit Motorrädern anderer Hersteller, und es war wieder sehr ähnlich wie beim letzten Mal in Portimão, denn die Fahrer fahren mit diesen Maschinen sehr unterschiedliche Linien. Die Charakteristik ihrer Motoren erfordert das. Deshalb war ich immer wieder in grosse Kämpfe um Positionen verwickelt. Ein paar Runden vor dem Ziel verlor ich vorübergehend den direkten Kontakt zu De Rosa und Caricasulo ein wenig. Doch dann machte Caricasulo vor mir einen Fehler und ich konnte ihn überholen. Dieses Manöver brachte mich auch in Schlagdistanz zu De Rosa, den ich am Ende der langen Geraden aus dem Windschatten heraus einholen konnte.»

Baldassarri hatte sich nach mässigem Start auf Position 4 vorgekämpft, musste sich nach einem Verbremser aber mit Rang 9 begnügen. Damit hatte Aegerter bereits einen Vorsprung von 63 Punkten.

 

Finale Attacke des Domifighters

Am Sonntag fiel Aegerter beim Start zu Rennen 2 in Argentinien hinter Caricasulo, De Rosa und Baldassarri zurück und musste sich kurzfristig sogar Nikki Tuuli (MV Agusta) geschlagen geben. Doch der WM-Leader blieb stets fehlerfrei, während die Konkurrenz patzte: Tuuli verbremste sich, De Rosa stürzte, einen Rutscher von Caricasulo nutzte Aegerter umgehend und Baldassarri kam in der Schlussphase etwas von der Ideallinie ab. Der Titelrivale holte sich die Führung aber auf der Geraden zurück. In der letzten Kurve drängte sich Aegerter innen wieder vorbei. Baldassarri kam dabei von der Piste ab und wurde hinter Caricasulo Dritter, während Aegerter seinen 15. Sieg feierte und den Vorsprung auf 72 Punkte ausbaute.

 

Aegerter Argentinien

Die Yamaha von Lorenzo Baldassarri hatte wie die Ducati von Federico Caricasulo auch auf der langen Gerade in Argentinien Vorteile gegenüber der Yamaha von Aegerter.

 

Aegerter: «Ich bin überglücklich! Es war wieder ein grossartiger Kampf von Anfang bis Ende. Die Motorräder von Baldassarri und Caricasulo waren sehr schnell. Es war schwierig, die beiden aus dem Windschatten heraus zu überholen. Aber ich konnte von den kleinen Fehlern, die sie machten, profitieren. Ich habe mich zu Hause sehr gezielt auf diese Rennen vorbereitet, sowohl körperlich als auch mental, so dass ich über die gesamte Distanz die volle Konzentration aufrechterhalten konnte, um sehr präzise zu fahren und fehlerfrei zu bleiben.»

 

2023: Superbike-WM auf Werks-Yamaha

Nach seinem Doppelsieg in Argentinien hat Aegerter in Indonesien den ersten Matchball und kann dort sein Saisonziel vor dem Wechsel in die Superbike-WM vorzeitig erreichen.

 

Aegerter: «Seit dem Wechsel in die Supersport-WM war es das Ziel, in die höchste Kategorie dieser Serie aufzusteigen. Eigentlich hatte ich 2021 bereits die Resultate gebracht und erwartet, aufsteigen zu können. Damals hätte ich mich einkaufen müssen. Ich bringe aber kein Geld mehr, um Rennen zu fahren. Niemand bezahlt gerne Geld, damit er arbeiten kann. Das habe ich zwei Jahre in der Moto2 gemacht. Nun werde ich einen Fixlohn bekommen plus Boni, wenn ich in die Top 3 fahre, bekommen.»

 

Aegerter 2023

Dominique Aegerter und Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli besiegeln den Superbike-Deal.

 

Aegerter hat einen Vertrag mit dem Werk, wird aber bei GRT-Yamaha neben Remy Gardner antreten. «Im Werksteam war kein Platz frei, doch wir bekommen dasselbe Material, das ist das Wichtigste. Ein direkter Vertrag mit dem Werk ist gut, darauf kann man zählen. Yamaha wird alles unternehmen, damit ich die besten Voraussetzungen habe.»

 

Kommunikation entscheidend

Bei Ten Kate versteht man Aegerters Wünsche fast blind. Ob er wieder in dieser komfortablen Lage sein wird, dürfte für den Erfolg entscheidend sein. Doch Aegerter weiss noch nicht, was ihn erwartet: «Je besser die Kommunikation und das Verständnis sind, desto besser. Ich gebe Auskünfte, wie sich der Töff anfühlt, und das Team setzt entsprechende Änderungen um. Im Ten-Kate-Team versteht man mich zu 100 Prozent und nimmt mich ernst. Da habe ich vollstes Vertrauen und das ist etwas vom Wichtigsten.» Neu wird für Aegerter aber auch die Technik sein: «Zu verstehen, wie der Töff und die Elektronik funktionieren, wie man die Leistung auf den Boden bringt, wird etwas vom Wichtigsten sein. Da kommt viel Neues auf mich zu. Drei Rennen pro Wochenende, verschiedene Reifen zur Wahl und viel mehr Einstellungsmöglichkeiten. In der SSP-WM haben wir einen Töff, geben Gas und holen einfach das Maximum raus.»

 

Aegerter Argentinien

Die Kommunikation zwischen Aegerter und seinem Ten Kate Team funktioniert perfekt.

Was dürfen wir 2023 von Aegerter erwarten?

Aegerter: «Mitte Dezember werden wir einen ersten Privattest haben und dann eher abschätzen können, wo wir stehen. Ziel ist sicher, in Richtung Top 10 vorzustossen. Fernziel ist natürlich auch, in der Superbike-WM zu gewinnen, doch dort ist die Leistungsdichte viel höher…»

 

Baldassarri wird 2023 mit GMT94 in die Superbike-WM aufsteigen. Aegerter wird es wieder mit ihm zu tun bekommen, aber noch auf viel stärkere Konkurrenz treffen. Darauf freuen wir uns!

 

Resultate Supersport-WM, San Juan (ARG)

Rennen 1
Rennen 2
WM-Stand

 

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